Wohl kein anderer Werkstoff hat das Erscheinungsbild moderner Städte und Gemeinden so sehr geprägt wie Beton, der spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts in fast jedem neuen Gebäude vielfach Verwendung findet.
Bei Sichtbeton ist der Name Programm: Entscheidend für Preise ist das Aussehen
Wichtigstes Kennzeichen und Merkmal von Sichtbeton ist also in erster Linie dessen auf unterschiedlichste Art und Weise optisch-visuell variierbare Oberflächen-Struktur, für deren gewünschte Gestaltung durch Schalung die jeweilige Betonart aber eine besonders hohe Feinheit und Fließfähigkeit aufweisen muss. Gerne und oft gewählte sowie im öffentlichen Raum häufig sichtbare Oberflächen aus Sichtbeton sind zum Beispiel mit Strukturmatrizen aus gummiähnlichen Kunstfasern oder Schalungsplatten aus Holz im noch feuchten Beton erzielte Effekte, die nach dem Aushärten stark an das Äußere von Putz, Mauerwerk, Fels und Stein erinnern.
Vielfach zu sehen sind auch geometrische Strukturen aller Art, die dem jeweiligen Gebäude durch entsprechende Methode der Schalung eine charakteristische, einzigartige und unverwechselbare Fassade verleihen. Mitunter wird Sichtbeton auch erst nachträglich etwa durch Fräsen und/oder Schleifen und nicht schon durch eine Schalung bearbeitet. Bei einer solchen Vorgehensweise für die Oberflächengestaltung, die auch bei Attiken, Balkonen, Brüstungen und Eingängen sowie Giebelwänden, Treppenhäusern und vielen anderen Bauteilen zum Einsatz kommt, spricht man außer von Sichtbeton auch von Struktur- oder Texturbeton.
Sichtbeton kann mit modernster Technik zu riesigen Wandbildern gestaltet werden
Ein spezieller, aber aufgrund des Arbeits-, Technik- und Zeitaufwands meist auch relativ teurer Sonderfall, bei dem die Oberflächen-Struktur von Sichtbeton betont plastisch wirkt und ganz besonders realistisch gestaltet wird, ist die permanente Darstellung von Fotos und anderen Bildmotiven auf Beton mithilfe von Siebdruckverfahren, Foto-Gravur- oder CNC-Technik. Anders als bei lediglich bedruckten oder bemalten Oberflächen, die mit der Zeit verwittern und unkenntlich werden, sind die derart eingravierten Motive auf Fotobeton über Jahre und Jahrzehnte gut erkennbar. Technisch erfolgt die Übertragung des Bildes bzw. der Bilder heutzutage zumeist mit einem Scanner, der die Vorlage in 256 Graustufen umwandelt.
Anschließend wird die generierte Bearbeitungsdatei als Befehl zum Fräsen der Fläche weitergeleitet. Die teils erstaunlichen und geradezu verblüffenden Ergebnisse und Effekte beziehen ihre Wirkung dabei aus den sich abwechselnden glatten und rauen Flächen sowie deren Abstufungen in hell und dunkel mit zahlreichen Zwischentönen. Von Interesse ist Fotobeton auch für die Neu- oder Umgestaltung von Altbaufassaden, die mit einem Betonvorhang aus Fotobetonplatten ein komplett neues Aussehen erhalten. Die Kosten hierfür sind je nach Größe der Fassade und Komplexität der Motive mitunter sogar günstiger als ein neuer Verputz.
Waschbeton war einst fast überall, dann relativ verpönt und ist heute oft Kunstwerk
Eine weitere Variante von Sichtbeton bzw. sichtbarem Beton ist der sogenannte Waschbeton, der bis Anfang der 1980er-Jahre oft als Gestaltungselement außer für Fassaden im Fertigbau auch für Außentreppen, Gehwegplatten sowie große Pflanzenkübel im öffentlichen Raum, wie sie bis heute in vielen deutschen Fußgängerzonen zu finden sind, genutzt wurde.
Zementschlämme zwischen den Steinen aus. Bei mancher Gesteinskörnung werden hierfür auch Bürsten verwendet. Generell und grundsätzlich eignen sich zahlreiche Steinsorten für die Herstellung von Waschbeton. Klassischerweise wurden und werden vor allem Granit, Kies, Marmor und Splitt oder auch Mischungen in unterschiedlichen Anteilen für verschiedene Färbungen und mehr oder weniger strukturierte Oberflächen eingesetzt. Während Waschbeton in der Vergangenheit vielerorts fast allgegenwärtig und deshalb von vielen Zeitgenossen nicht mehr gern gesehen wurde, erlebt er als künstlerisches Element seit Kurzem wieder eine kleine Renaissance. Dabei wird heute die einst häufig als hässlich bzw. unschön bewertete recht schnelle Verwitterung durch Moosbefall, Rostfahnen sowie Wasserflecken als Patina angestrebt, um Flächen einen speziell Charakter zu verleihen.
Die Oberfläche von Sichtbeton kann mit diversen Schalungen gut modelliert werden
Da Sichtbeton seine permanente Optik erst durch die jeweilige Art der Schalung erhält, ist es sinnvoll, sich mit den diesbezüglich aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ein wenig genauer zu beschäftigen. Die älteste und noch bis heute häufig angewandte Art der Schalung ist diejenige mit Brettern verschiedener Hölzer, wobei sich deren Maserung als „Negativ“ auf die Oberfläche überträgt. Da unterschiedliche Holzarten auf wechselnde Feuchtezustände des Betons jedoch ebenso reagieren, bedarf es zwecks Erzielung eines konstanten Flächenbilds mit Brettschalung einiges an Erfahrung. Bei der heutzutage oft üblichen glatten Schalung mit ebenen Platten aus Spanholz, Metall oder Kunststoff soll der Sichtbeton möglichst gleichförmig und eben glatt sein.
Vor allem im Innenbereich wird hier auf makellose Flächen Wert gelegt, wohingegen an Fassaden kleine Unregelmäßigkeiten durchaus für mehr Lebendigkeit sorgen und deshalb sogar teilweise erwünscht sind. Bei der Schalung mit Matrizen erreicht die Textur in der Regel eine Tiefe von bis zu 80 mm, auf Wunsch und für teurere Kosten und Preise sind auch höhere Strukturtiefen zu erzielen. Darüber hinaus kann die Schalung von Sichtbeton auch mit Filtervliesen für eine möglichst feine Textur sowie ein relativ dunkles und fleckenfreies Farbbild erfolgen.
Zusätzlich zur Formgebung mit Schalung bieten sich bei Sichtbeton auch Farben an
Anstatt mit unterschiedlichen Schalungen wird Sichtbeton häufig auch mit nachträglichen Säureanwendungen für eher geringere Texturtiefen mit sehr guter Farbbrillanz oder dem vergleichsweise günstigen, aber fachlich schwierigen Sandstrahlen behandelt. Ebenfalls möglich ist die Bearbeitung durch Steinmetze für edel wirkende Flächen, bei denen die Effekte sowohl durch die unterschiedlichen Tiefen als auch den wechselnden Einfall durch Licht und Schatten erzielt wird. Nicht zuletzt wird Sichtbeton auch durch die Beimischung von Farbpigmenten optisch gestaltet.
Je höher die Klasse, desto teurer die Preise: Anstieg bei Kosten für Schalung pro m²
Bezüglich aller Schalungen von Sichtbeton muss stets berücksichtigt werden, dass diese zumeist wesentlich aufwendiger herzustellen und damit natürlich auch teurer sind, weil im Vergleich zur Schalung von verborgenen und/oder optisch nicht bedeutsamen Oberflächen deutlich präziser geplant, gearbeitet und häufig auch nach Abnahme der Schalungen vom Beton noch ausgebessert werden muss. So kann Abschleifen, Entgraten, Spachteln und Schleifen der Fläche notwendig sein, um Kundenwünschen gerecht zu werden, was mehr Arbeit und Zeit erforderlich macht und damit die Kosten nach oben treibt. Durchschnittlich liegen die Preise für die Schalung von Sichtbeton etwa 30 bis 50 Prozent über denen für die herkömmliche Betonschalung.
Die Kosten der Schalung pro m² Sichtbeton bewegen sich zwischen mindestens 20 und 25 Euro, sind aber auch häufig teurer und maßgeblich von den vier, je nach Einsatzgebiet empfohlenen Sichtbetonklassen abhängig.
Wenn Sichtbeton nicht unbedingt Visitenkarte sein muss, reichen niedrige Klassen
Die Sichtbetonklasse SB1 eignet sich für Bauteile mit lediglich geringen gestalterischen Anforderungen und kommt oftmals an Kellerwänden oder in gewerblichen Innenbereichen zum Einsatz. Die Kosten der Schalung pro m² für SB1 betragen hierzulande ca. 15 bis 20 Euro. Bei der Klasse SB2 für Stützwände und Treppenhäuser belaufen sich die Kosten der Schalung pro m² schon auf ca. 40 bis 50, bei SB3 auf etwa 50 bis 70 und bei SB4 auf 60 bis 100 Euro Kosten für die Schalung pro m². Die höchste bzw. letzte und damit teuerste Sichtbetonklasse SB4 ist aber eigentlich nur für die Verwendung in Wohnräumen oder bei der anspruchsvollen Gestaltung von repräsentativen Bereichen sowie Flächen geboten, in privat genutzten Eigenheimen ist die Verwendung der Klassen SB1 bis SB3 zumeist völlig ausreichend.
Experten für Sichtbeton empfehlen bei dessen Einsatz eine möglichst früh- und rechtzeitige Kooperation mit Fachbetrieben, da die Entscheidung für die falsche oder den Ansprüchen nicht genügende Klasse im Nachhinein oft für Ärger und Unzufriedenheit sorgt. Im Gegenzug hilft die Beratung durch erfahrene Profis aber auch Kosten zu sparen, da für viele Bauteile und Hausbereiche die unteren Sichtbetonklassen allen Anforderungen entsprechen.