Umbruchstimmung in der Wirtschaft

In diesen Branchen drohen trotz Fachkräftemangels Entlassungen

von Janina Röttger

Entlassungswelle trotz Personalnot- wie passt das zusammen?
Trotz Fachkräftemangels sorgen sich Beschäftigte um ihre Jobs. Grund dafür ist ein teils massiver Stellenabbau, den deutsche Unternehmen verkünden. Welche Branchen besonders betroffen sind und wie man einen kühlen Kopf behält. Arbeitsmarktexperte Enzo Weber schätzt ein.

Stellenabbau belastet die Stimmungslage

Eine Krise jagt die Nächste: Corona, der Krieg in Europa und Nahost, die anhaltende Wirtschaftsflaute und dazu kommen gestiegene Lebensmittelpreise und hohe Energiekosten. Der eigene Job und ein gutes Gehalt scheinen wichtiger als jemals zuvor zu sein.

Die Unsicherheit der Arbeitnehmer trifft auf besorgniserregende Meldungen aus der Wirtschaft. Denn auch die Unternehmen ächzen unter den Belastungen und verkünden immer neue Sparprogramme. Häufig verbunden mit einem teils massiven Stellenabbau.

Lese-Tipp:25.000 Bosch-Beschäftigte gehen gegen Stellenabbau vor

Prominente Beispiele für das Vorgehen:

  • Hausgerätehersteller Miele baut weltweit 2.000 Stellen ab. 700 Jobs in der Waschmaschinenfertigung verlagert das Unternehmen in ein Miele-Werk nach Polen.

  • Der Softwarekonzern SAP plant 8.000 Stellen zu streichen. Man konzentriere sich auf die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen, heißt es seitens des Managements.

  • Der Technikriese Bosch verkündet allein in der Autozuliefersparte "Mobility Solutions" sollen in Deutschland fast 3000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden.

  • Der Pharma- und Agarkonzern Bayer nennt keine konkreten Zahlen, plant aber ebenfalls mit einem massiven Stellenabbau. Den er mit Tempo vorantreibt.

Es sind nur einige Beispiele aus den vergangenen Monaten. Steht uns also einen Entlassungswelle bevor?

Wie seht ihr das? Teilt eure Meinung mit. Stimmt gerne ab!

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Fachkräftemangel vor allem in IT, Pflege und Erziehung

ILLUSTRATION - 10.02.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Mit bunten Buchstaben sind die Worte ·Erzieher*in gesucht· geformt, die an einem Zaun einer Kindertagesstätte im Stadtteil Sachsenhausen befestigt sind. (zu dpa: «Brandbrief beklagt bayerischen Quereinstieg in Kitas») Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Unter anderem Erzieher werden händeringend gesucht. Fachkräftemangel ist da ein echtes Problem.
dpa, Arne Dedert

Arbeitsmarktforscher Enzo Weber gibt im RTL-Gespräch eine leichte Entwarnung. Seine Einschätzung: „Es gibt gar nicht so viel Stellenabbau, sondern es wird nur so stark wahrgenommen, weil es so prominente Fälle momentan sind!“

Trotzdem sieht er den Arbeitsmarkt in einer Umbruchphase. „Es gibt jetzt Streichungen. Ja! Im Vorjahr hat das etwas zugenommen. Die Transformation gibt es auch. Ja! Und da ändern sich auch Anforderungen und da verschieben sich auch Jobs. Aber auf der anderen Seite haben wir eine totale Knappheit auf dem Arbeitsmarkt.“

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Besonders gut läuft es aktuell in den Branchen: Pflege, Erziehung, IT, den wirtschaftlichen Dienstleistungen wie zum Beispiel Makler-Tätigkeiten, oder aber im Handwerk. „Da wird ohne Ende gesucht!“, so Weber. Fachkräftemangel ist also da ein ernstzunehmendes Problem.

Bestimmte Branchen leiden unter Wirtschaftsflaute

ARCHIV - 02.03.2020, Niedersachsen, Salzgitter: Ein Mitarbeiter reinigt im Stahlwerk der Salzgitter AG die Abstichrinne am Hochofen. (zu dpa: «BDEW-Präsidentin: Energiepreise in Deutschland konkurrenzfähig») Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Unter anderem steigende Energiepreise machen der Industrie zu schaffen
dpa, Hauke-Christian Dittrich

In anderen Branchen hingegen fallen aktuell gerade Jobs weg. Den stärksten Effekt beobachtet er momentan bei Zeitarbeitsfirmen. „Da kommt es zu einem Einbruch von bis zu 10 Prozent“, so Weber. Allerdings ist das nicht untypisch, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert.

Eine weitere Branche, die unter Spannung steht, ist das Baugewerbe. Hier gehen die Beschäftigungszahlen leicht zurück. Hohe Materialkosten und gestiegene Zinsen führen dazu, dass weniger gebaut wird. „Im Moment führt das zu deutlichen Problemen im Bau!“, erklärt Weber.

Themen wir hohe Energiepreise, belastende Standortfaktoren und die Deindustrialisierung belasten vor allem das verarbeitende Gewerbe. Dazu zählt zum Beispiel die Rohstoffindustrie.

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Hier sinken die Beschäftigungszahlen letztendlich wie im Handel. Speziell die Warenhäuser sind laut Weber die Achillesferse im Handel. „Bei den großen Warenhäusern ist die Frage, ob das Geschäftsmodell irgendwann durch ist. Mit dem steigenden Onlinehandel und der hohen Inflation sinkt die Kauflust der Menschen“, so Weber. Für die Zukunft der Beschäftigten in dem Bereich sieht er eher schwarz.

Mutig voran gehen

Umso wichtiger ist es. Als Arbeitnehmer mutig mit der Zeit zu gehen und die Transformation in den einzelnen Branchen mitzugestalten. Das empfiehlt auch Weber: Der nach Bedarf an Arbeitskräfte ist da.

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