Das Bangen um die Jobs geht weiterDie nächste Galeria-Insolvenz: Was passiert mit Mitarbeitern und Standorten?

Was passiert nun mit Galeria Karstadt Kaufhof?
Jahrzehntelang prägten die Filialen die Innenstädte, doch zuletzt wurde es immer düsterer in den Schaufenstern von Galeria Karstadt Kaufhof. Jetzt beantragt Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern wieder Insolvenz. Womit müssen Kunden und die Beschäftigten nun rechnen?
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RTL-Reporter Moritz Nolte zu Galeria-Insolvenz: "Große Verunsicherung bei den Mitarbeitern"

„Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens“

Rund 90 Warenhäuser gibt es noch, 15.000 Menschen arbeiten dort und bangen nun – mal wieder – um ihren Arbeitsplatz. Galeria Karstadt Kaufhof hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Galeria sucht demnach einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, „eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.

Galeria-Chef Olivier van den Bossche gibt sich optimistisch, spricht von einem „Befreiungsschlag“. Weiter heißt es in der Mitteilung, die auch RTL vorliegt: Die Insolvenzen der Signa-Gruppe würden Galeria massiv schädigen und behindern das laufende Geschäft. Hohe Mieten und teure Dienstleistungen würden die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark einschränken. „Jetzt zählt allein, was Galeria weiterbringt“, so der Galeria-Boss. „Unsere Filialen und Vertriebsmannschaft funktionieren bereits gut und auch unser Online-Geschäft haben wir in die Profitabilität geführt. Jetzt sind unsere Ziele Eigentümerwechsel und Lösung aus der Umklammerung.“

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Noch in diesem Monat schließen Kaufhof-Filialen

Insolvenzverwalter Denkhaus findet: „Ich denke, dass diese Entscheidung klug war, um den Befreiungsschlag zu dokumentieren. Das Management hat bereits viel erreicht und wird deshalb den Sanierungsprozess mit mir im Team führen. Ich baue auf diesem Vertrauen auf, auch wenn ich naturgemäß beide erst seit kurzem kenne.“

Heißt aber für die Mitarbeiter dennoch: Das Bangen um ihre Jobs geht weiter. Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Noch lässt sich nicht genau sagen, was der neue Antrag für die Mitarbeiter bedeutet, der Gesamtbetriebsrat war bisher nicht für ein Statement zu erreichen. „Für die Beschäftigten ist das absolut bitter“, teilt aber die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mit.

Lese-Tipp: Diese Kaufhof-Filialen machen auf jeden Fall zu!

„Seit Jahren haben sie auf Teile ihres Lohns verzichtet, um Arbeitsplätze zu retten, und Galeria Karstadt Kaufhof hatte sich als Unternehmen in den letzten Monaten neu aufgestellt. Nun ist das Unternehmen aufgrund der Insolvenz des Signa-Mutterkonzerns erneut in eine wirtschaftliche Schieflage geraten“, sagte Silke Zimmer, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und dort zuständig für den Handel.

„Vom neuen Insolvenzverwalter fordern wir, alles daranzusetzen, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Monaten genommen hat, fortgesetzt werden kann. Wir als Gewerkschaft werden mit den Beschäftigten für ihre Zukunft kämpfen“, so Zimmer.

Insider: Zehn bis zwanzig Häuser könnten noch schließen

Doch welche Häuser schließen müssen, welche Mitarbeiter ihren Job verlieren könnten, das ist noch nicht offiziell bekannt. Experten halten es für wahrscheinlich, dass vor allem die
schwächsten zehn bis 20 Häuser um ihre Existenz bangen müssen, zitiert die Süddeutsche Zeitung einen Insider. Laut dem Bericht könne es am Ende auf gut 70 Filialen hinauslaufen. Große Umsatzbringer seien beispielsweise die Filialen München am Marienplatz, in Nürnberg, Oberhausen und Frankfurt an der Hauptwache.

Nicht gut hingegen laufen Häuser, die eigentlich an attraktiven Standorten lägen: Der Artikel nennt: Frankfurt Zeil, Hamburg Mönckebergstraße, Dresden oder die Düsseldorfer Königsallee. Intern würden sie als „Flop-Filialen“ bezeichnet.

Beschäftigte bekommen Insolvenzgeld, wenn sie ihren Job verlieren

Sicher ist für Beschäftigte, die möglicherweise ihren Job verlieren: Sie bekommen Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit (BA). Insolvenzgeld wird nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens für bis zu drei Monate rückwirkend bezahlt, in der Regel in der Höhe des letzten Nettoeinkommens. Die Beschäftigten müssten derzeit nichts unternehmen, teilte die Bundesagentur mit.

In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliarden verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.

Diesmal hat die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Der muss ein Gutachten erstellen, ob die Insolvenzantragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird das Verfahren eröffnet. Die Erstellung eines Insolvenzplans kann entweder schon jetzt durch die Geschäftsführung oder nach der Verfahrenseröffnung durch den Insolvenzverwalter erfolgen. (eku, mit dpa)

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