Zu Gast bei Familie Stephan in Leipzig. Annett ist Diplomkauffrau und arbeitet freiberuflich. Dirk ist Bilanzbuchhalter. Neben seinem Hauptberuf hat er noch einen Nebenjob, aber trotzdem reicht das Geld jetzt manchmal nicht mehr aus. „Es hat sich ganz massiv was verändert. Früher gab es das überhaupt nicht, dass wir zum Beispiel mal eine Rechnung nicht gleich bezahlen konnten oder irgendwie eine Mahnung bekommen hätten oder so. Das ist jetzt so ein Punkt, der uns dann doch immer mal überfällt“, sagt Annett. „Es ist manchmal schon so, dass man sich freut jetzt kommt endlich Gehalt oder jetzt Kindergeld kommt, dann können wir noch mal das noch bezahlen. Also es wird sehr knapp. Also es sind keine Puffer mehr da“, sagt ihr Mann Dirk.
Einer Studie der Schufa zufolge blicken inzwischen etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland mit Sorge in die Zukunft, wenn sie übers Geld nachdenken. Über die Frage, ob und wie sie mit ihren Einkünften über die Runden kommen.
„Die Belastung war für die Haushalte mit geringem Einkommen schon seit geraumer Zeit spürbar. Wir sehen diese Entwicklung jetzt aber quer durch alle Einkommensgruppen. Wir Sorgen haben sich sozusagen durchgefressen zu den Besserverdienenden. Wir kriegen auch gespiegelt in den Befragungen, dass die Menschen ihr Konto überziehen oder eben auch Rechnungen verschieben“, sagt Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa.
Steigende Preise und Energiekosten sind das eine. Und Kredite vergrößern dabei oft noch das Finanzproblem. So wächst die Zahl derer, die zum Ersten Mal einen negativen Schufa Eintrag bekommen. Jedem zweiten fällt es schwer, Schulden zurückzuzahlen.
„Sie sollten eigentlich auf Kredit nur das kaufen, was Sie dringend und unbedingt brauchen. Also Urlaub auf Kredit sollte nicht sein. Weihnachtsgeschenke auf Kredit sind auch keine gute Idee und viele kleine Kredite für unterschiedliche Produkte, die Sie kaufen, sind auch keine gute Idee, weil da verlieren Sie den Überblick und meistens sind Sie auch nicht preiswert, sondern eher teuer“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip.
Annett und Dirk Stephan aus Leipzig haben keine Rücklagen mehr. Wenn eine größere Reparatur im Haushalt oder beim Auto nötig wäre, könnten sie das nicht stemmen. „Da müssen wir dann wirklich immer sehr genau überlegen: Was können wir jetzt machen oder worauf müssen wir verzichten oder was müssen wir verschieben“, sagt Annett. „Ich sehe auch nicht eine Chance darin, dass sich in naher Zukunft jetzt großartig was verändern würde. Dass ich wieder auf den Stand komme, wie vielleicht noch vor drei, vier oder fünf Jahren“, sagt Dirk.
Die beiden haben deshalb entschieden, sich zu Weihnachten gegenseitig nichts zu schenken. Für die Kinder gibt's eine Bescherung, Aber auch die fällt in diesem Jahr notgedrungen etwas kleiner aus.