Toilettenpapier wird knapp

Erstes deutsches Hygienepapier-Unternehmen musste bereits Produktion drosseln

16.03.2022, Nordrhein-Westfalen, Bielefeld: Kaum noch Toilettenpapier ist für die Kunden in diesem Lebensmittelmarkt zu bekommen. Die Regale für manche Produkte sind weitestgehend leer gekauft infolge des Ukraine-Konfliktes. Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In diesem Lebensmittelmarkt in Bielefeld ist kaum noch Toilettenpapier erhältlich.
frg sb, dpa, Friso Gentsch
von Aristotelis Zervos

Der gnadenlose Feldzug von Wladimir Putin gegen die Ukraine, die Folgen sind auch in Deutschland deutlich zu spüren. Immer häufiger stehen Kunden in Supermärkten und Discountern vor leeren Regalen. Ob Sonnenblumenöl, Mehl, Honig oder Pommes – die Verfügbarkeit vieler Produkte ist längst nicht mehr selbstverständlich. Jetzt warnen auch Hygienepapier-Hersteller vor einer realen Versorgungskrise. Der erste große Toilettenpapier-Produzent aus Deutschland musste bereits seine Produktion zeitweise drosseln und sagt: Wenn das so weitergeht, können wir die Versorgung nicht mehr aufrechterhalten.
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Toilettenpapierhersteller: "Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich"

Die Toilettenpapierhersteller kämpfen bereits vor dem Ukraine-Krieg mit explodierenden Kosten: Energie treibt die Preise immer weiter hoch, aber auch Zellstoffe werden immer teurer. Wie dramatisch die Lage nach dem Ukraine-Krieg geworden ist, schildert die der WEPA Gruppe – ein Unternehmen aus der Hygienepapierbranche: „Die Energiekosten für unsere Papierproduktion haben sich gegenüber Normalniveau mit einem Höchststand zu Anfang März weiter dramatisch entwickelt, zeitweise sogar verzehnfacht. Aufgrund der Energiepreissituation kann es dazu kommen, dass die Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich ist.“

Das Unternehmen ist in der Branche eine Größe, produziert für Eigenmarken vieler Lebensmittelhändler und hat in Deutschland einen Marktanteil von 25 Prozent. Wegen der hohen Energiekosten musste das Unternehmen bereits Maßnahmen ergreifen: „Wir mussten an unseren Papiermaschinen an den deutschen und niederländischen Standorten beispielsweise punktuelle Abstellmaßnahmen zu Zeiten von Energiepreisspitzen in der vorletzten Woche vornehmen. Weitere notwendige Abschaltmaßnahmen sind deshalb aufgrund der Gesamtsituation derzeit nicht auszuschließen.“

Mit 4.000 Mitarbeitenden produziert die WEPA Gruppe an 13 Standorten in Europa Hygieneprodukte wie Toilettenpapier, Handtuchpapier, Taschentücher und Servietten. WEPA gehört zu den drei größten europäischen Herstellern und ist Marktführer in der Herstellung von Hygienepapieren aus Recyclingfasern. Der Jahresumsatz liegt bei rund 1,3 Milliarden Euro.

Unternehmen warnen vor Gasboykott

Der Hersteller von Hygieneprodukten steht zwar „voll und ganz hinter den Sanktionen der Bundesregierung gegen den Angriffskrieg Putins.“ Gleichzeitig warnt das Unternehmen aber vor einem Boykott von Öl und Gas: „Viele energieintensive Unternehmen sind produktionsprozessbedingt heute auf Gas angewiesen, wie auch wir als WEPA. Ohne die Gaslieferungen aus Russland durch Nord Stream 1 könnten viele Unternehmen die Produktion von Gütern des täglichen Bedarfs nicht aufrecht erhalten. Die Folgen für die Wirtschaft und die soziale Lage der Menschen wären unabsehbar.“

Das Unternehmen sagt ganz klar: Wenn es zum Gas-Boykott kommt, können wir die Versorgungssicherheit mit Hygienepapierprodukten nicht aufrechterhalten.

Doch dazu ist es bislang noch nicht gekommen. Für uns Kunden ist die Entwicklung aber trotzdem nicht erfreulich. Denn die Verfügbarkeit von Toilettenpapier und Co. ist noch lange nicht gesichert. Außerdem werden wir in Zukunft noch mehr dafür bezahlen müssen.

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