Familie Kusterer in Baden-Württemberg kann es anders nicht bewerkstelligen. Tochter Angelina musste ihren Job kündigen, um ihre Mutter pflegen zu können. Karin ist an Multipler Sklerose erkrankt. Einen Heimplatz von knapp zweieinhalbtausend Euro kann sich die Familie nicht leisten. Insgesamt gibt es in Deutschland 5,6 Millionen Pflegebedürftige, 4,7 Millionen davon werden zu Hause versorgt, 3 Millionen von Angehörigen.
Wir Deutschen werden immer älter, brauchen im Alter aber oft auch Pflege und die immer länger. Wird jemand heute pflegebedürftig, kostet das insgesamt rund 76.000 Euro. 2017 waren das noch 50.000 Euro.
„Die Politik wollte, was auch richtig war, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden, hat dazu ein Tariftreuegesetz gemacht. Das wird umgesetzt. Das heißt, Pflege wird deutlich besser bezahlt“, sagt Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Wegen der steigenden Löhne steigt aber auch der Eigenanteil. Gesundheitsminister Lauterbach möchte dem noch vor dem Ende der Ampelregierung entgegenwirken. „Daher habe ich heute dem Kabinett eine Regierungsverordnung zugeleitet, mit dem wir den Beitragssatz in der Pflegeversicherung ab dem 1. Januar um 0,2 Beitragssatzpunkte erhöhen werden“, sagt der Minister.“ „Denn wenn die Pflege nicht massiv reformiert wird, werden die Eigenanteile der Angehörigen und der zu Pflegenden bald unbezahlbar hoch sein.“
Ein Ansatz, der Kassenchef Christoph Straub aber nicht reicht. Damit Pflege bezahlbar bleibt, schlagen die Krankenkassen vor, die Ausbildungskosten für Pflegeberufe künftig nicht mehr aus den Versicherungsbeiträgen zu bezahlen, sondern über Steuergelder.
Außerdem: „Pflege muss attraktiver werden. Was in den letzten Jahren passiert ist, ist, dass die Gehälter in der Pflege deutlich gestiegen sind, doppelt so stark wie im Rest der Wirtschaft. Was noch zu tun ist, ist die Arbeitsbedingungen zu flexibilisieren. Das heißt, den Beruf an sich attraktiver zu machen. Auch darüber, dass Pflegekräfte selbstständig mehr tun dürfen“, sagt Straub.
Wichtige Schritte, die mit dem Ampel-Aus nicht mehr realisierbar sind. Daher der wichtige Appell der Krankenkassen: „Wir erwarten von einer neuen Bundesregierung, dass sie sich sofort daran macht, eine wirklich umfassende Pflegereform auf den Weg zu bringen.“
Eine Reform, die dann auch pflegenden Angehörigen wie Angelina Kusterer zugutekommen sollte, um sie zu entlasten.