Hohe Energiepreise belasten den Handel "teils existenziell"

Krise trifft Einzelhandel hart: 41.000 Läden haben in Deutschland dicht gemacht

Oliver Berg
Unter dem Schriftzug "Wir schliessen" sind die Auslagen hinter dem Rolltor eines Juweliers leer: das Geschäft ist ein von Zigtausenden, das die Krise nicht überlebt hat (Archivbild)
deutsche presse agentur

Im Einzelhandel mussten während der Corona-Pandemie deutlich mehr Händler ihre Geschäfte aufgeben. "Im Vergleich zu 2019 haben wir rund 41.000 Geschäfte verloren. Filialketten haben teils 30 Prozent ihrer Standorte aufgegeben", sagte der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), Alexander von Preen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zum Vergleich: In Vor-Coronazeiten gaben bundesweit nur rund 5000 Läden pro Jahr ihre Geschäfte auf. Derzeit gibt es bundesweit noch etwa 312.000 Läden.

Händler versuchen sich mit Eigenkapital über Wasser zu halten

Aktuell belasten die hohen Energiepreise "den ganzen Handel teils existenziell", sagte von Preen. "Die Energiekosten betragen im Handel etwa 1,5 Prozent bis 2 Prozent vom Umsatz. Gleichzeitig liegen die Umsatzrenditen nur bei 1,5 Prozent bis 3 Prozent. Wenn sich die Energiepreise verdoppeln oder sogar verzehnfachen, dann schrumpft der Gewinn vielerorts auf null." Manche Händler müssten sogar ans Eigenkapital gehen, das schon durch die Corona-Lockdowns stark angegriffen sei. Besonders leide der Lebensmittelhandel mit großen Kühltheken.

Grundsätzlich helfen die staatlichen Hilfen für die Strom- und Gaspreisbremsen, sagte von Preen. "Ein Problem für die Berechnung ist für uns der Bezugszeitraum 2021. Hier sollten wenigsten die Lockdown-Zeiten herausgerechnet werden", sagte der HDE-Präsident. Wichtig sei auch die Härtefallregelung - "wenn die Preisbremsen gut funktionieren, werden wir sie aber hoffentlich kaum in Anspruch nehmen müssen".

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Handelsverband-Präsident erwartet trotz allem keine Insolvenzwelle

Die meisten Läden "verschwinden leise vom Markt – ohne Insolvenzverfahren", erklärte von Preen den Zeitungen. "In der Coronakrise haben viele Unternehmen ihre Rücklagen aufgebraucht. Dies kann größere Betriebe sogar schneller treffen als kleinere."

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Der HDE-Präsident erwartet dennoch keine große Insolvenzwelle. "Vielmehr wird es eine Verschiebung zu neuen Ideen und Angeboten geben." (dpa/lha)

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