Entlastungspaket 1+2+3 - blicken SIE da noch durch?

Entlastungspakete der Regierung: Was bleibt für eine Durchschnittsfamilie übrig?

Die Bundesregierung hat in der Energie-Krise ja schon Etliches beschlossen, um uns Bürgern und Firmen zu helfen. Drei Entlastungspakete gab es schon, darin war zum Beispiel das 9-Euro-Ticket enthalten oder aber die Gaspreis-Bremse, die kommen soll.
Blicken Sie noch durch, was es schon gab, wie viel Geld Sie schon bekommen haben? Wir versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Nur ein Drittel blickt noch durch im Wust der Entlastungen

Viele der Entlastungen sind super kleinteilig, kaum einer im Land hat noch den Überblick behalten. Zwei Drittel der Bürger und Bürgerinnen sagen daher auch in einer RTL/n-tv- Umfrage, dass das meiste unklar sei, was an Hilfen beschlossen wurde. Nur ein Drittel findet sich zurecht.

Wer kann sich schließlich sofort etwas unter der Streichung der EEG-Umlage vorstellen oder versteht das Steuerrecht im Detail? Das 9-Euro-Ticket hat dagegen jeder sofort kapiert, der Effekt sofort spürbar. Genauso der Kinderbonus und die Energiepreis-Pauschale für jeden Arbeitnehmer oder Rentner. Und dann gab es ja auch noch den dreimonatigen Tank-Rabatt.

Es gab also Entlastungen für Familien, Wohngeldempfänger, Rentner und Pendler. Richtig teuer ist dabei die Gaspreisbremse. „Insgesamt kann man sagen, jeder bekommt was, wer mehr Energie verbraucht, der bekommt mehr Unterstützung, aber wer mehr Einkommen hat, bekommt mehr,“ so Tobias Hentze vom Institut der Deutschen Wirtschaft.

Auch Metallarbeiter Engin Kelik und seine Familie haben von den Entlastungspaketen profitiert:

Ein Rechenbeispiel: Diese Entlastungen sind bei einer Durchschnittsfamilie angekommen.
Ein Rechenbeispiel: Diese Entlastungen sind bei einer Durchschnittsfamilie angekommen.
RTL, RTL, RTL

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat die Entlastungen für Durchschnittsfamilien wie Familie Kelik berechnet. Angenommen als Grundlage wurde jeweils eine Familie mit zwei Kindern, einem angestellten Alleinverdiener/einer Alleinverdienerin in Steuerklasse 3, einem durchschnittlichen Kilometer-Verbrauch von 1.000 km im Monat bei 7 l Verbrauch. Die Werbungspauschale wird genutzt, die Familien zahlen keine Kirchensteuern.

Das haben Familien über die Entlastungspakete 1 + 2 bekommen

Für die Familie mit einem Einkommen von 45.000 Euro macht das also insgesamt durch die Pakete 1 und 2 eine Entlastung von 869 Euro, bei 60.000 sind es 858 Euro, bei 75.000 Euro dann insgesamt 846 Euro.

Entlastungen für Familien aus dem Paket 1 + 2
45.00060.00075000
Erhöhung Grundfreibetrag von 9.984 auf 10.347 Euro

69

6969
Erhöhung Werbungskostenpauschale auf 1.200 Euro515662
Energiepreispauschale448432413
Kinderbonus200200200
Tankrabatt252525
Abschaffung EEG-Umlage767676
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Strom, Gas, Kindergeld: Das steckt noch im Entlastungspaket 3 drin

Entlastungspaket 3
450006000075000
Ausgleich kalte Progression zum 1.1.2023 (Annahme: 8,8 Prozent)352442568
Kindergelderhöhung zum 1.1.2023*432432432
steuerfreie Rentenbeiträge163251351
Strompreisbremse308308308
Gaspreisbremse142817852142
Gesamt:268332183801

* Die Ampel hat am 9.11.2022 angekündigt, dass Kindergeld noch einmal anzuheben, diese Zahlen sind hier noch nicht berücksichtigt.

Entlastungen für Familien - Das Fazit der Berechnungen des Instituts

  • Eine Familien mit einem Jahreseinkommen von 45.000 wird insgesamt um 3.552 Euro entlastet, was 7,9 Prozent ihres Einkommens entspricht.

  • Bei einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro sind es insgesamt 4.076 Euro (6,8 Prozent des Einkommens)

  • Bei 75.000 Euro sind es 4.647 Euro (6,2 Prozent des Jahreseinkommens)

Sollten Gutverdiener mit einer Extra-Steuer belastet werden?

Es wurde also bereits viel Geld verteilt, viele Länder in Europa schauen daher nicht ohne Neid auf Deutschland. Aber es hagelt auch immer wieder Kritik: Viele der Entlastungspakete seien nicht zielgerecht, auch Gutverdiener oder reiche Menschen im Land würden entlastet, obwohl sie es gar nicht brauchen würden. Zum Beispiel bei der Gaspreisbremse: Familie Kelik wird hier um rund 1.400 Euro entlastet, Besserverdienende können deutlich mehr bekommen. Denn hier spielt am Ende auch der Verbrauch eine Rolle: Kleine Wohnung – wenig Gasverbrauch. Großes Haus – viel Verbrauch.

Darum wollen am Mittwoch die wichtigsten Wirtschaftsberater der Regierung fordern, diese Gruppe der Gutverdiener mit einer Extrasteuer zu belasten. „Die FDP lehnt das ab, aber damit ist die Gerechtigkeitsdebatte nicht beendet“, so RTL-Politikchef Nikolaus Blome.

Lese-Tipp: Wer ist ein Geringverdiener in Deutschland? Wer gehört zur Mittelschicht? und wer gilt als Gutverdiener?

Und auch nicht beendet ist der Bedarf: So lange der Krieg in der Ukraine tobt, so lange die Energiepreise durch die Decke gehen und so lange wir mit einer Inflationsrate von rund 10 Prozent leben, ist bei vielen Menschen im Land nach wie vor Ebbe im Portemonnaie. Weitere Entlastungspakete könnten helfen und sind bislang nicht ausgeschlossen.

Lese-Tipp: Das steckt im 3.Entlastungspaket für Familien und Singles finanziell drin!

So viel Geld wurde in die drei Entlastungspakete gesteckt

Das Ifo-Institut beziffert die Kosten der drei Entlastungspakete der Bundesregierung bisher auf 135 Milliarden Euro binnen drei Jahren.

  • Im laufenden Jahr belasten sie das Budget demnach mit gut 33,3 Milliarden Euro.

  • 2023 mit rund 49 Milliarden

  • 2024 mit gut 52,2 Milliarden Euro

  • Die Gas- und Strompreisbremse seien dabei noch nicht eingerechnet, weil sie noch nicht von Bundestag beschlossen und ihre Kosten noch mit großen Unsicherheiten behaftet seien, sagte Ifo-Steuerschätzer Max Lay. Deren Kosten würden auf weitere 90 Milliarden Euro geschätzt.

„Der größte Brocken in diesem Jahr sind die netto 10,4 Milliarden für das Energiegeld der Arbeitnehmer“, sagte Lay. „Es folgen 6 Milliarden für das Energiegeld der Rentner, dann 3,1 Milliarden für die zeitweise Absenkung der Energiesteuer, 2,7 Milliarden Euro für die Erhöhung des Grundfreibetrags, 2,5 Milliarden für das 9-Euro-Ticket.“

2023 und 2024 ist der Abbau der kalten Progression mit 12 beziehungsweise 27 Milliarden Euro der jeweils größte Posten in den Berechnungen des Ifo.

Ebenfalls hohe Kosten verursachen unter anderem die Wohngeldreform mit je 4 Milliarden in den beiden kommenden Jahren und die Umsatzsteuersenkung für Gas, bei der das Ifo für die drei Jahre zusammen von 11,3 Milliarden ausgeht. (eku, mit dpa)

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