Zugegeben, das sind eine Menge Süßigkeiten. Kiloweise. Wir haben eingekauft – die beliebtesten Leckereien der Deutschen zum Fest, möglichst viele Sorten von möglichst vielen Herstellern. Und es hat uns fast 500 € gekostet.
Ich musste an der Kasse beim Einkaufen doch ein paar Mal schlucken. Das war alles deutlich teurer, als ich das von früher in Erinnerung hatte. Und mit dem Gefühl bin ich nicht allein.
Habt ihr bitte diese Lebkuchenpreise gesehen? Was die kosten, kann doch nicht sein!
Fucking 4,50 €.
Dieses Jahr. Ich fand das gepfeffert – auch die Preise. Freunde, haltet euch fest: 5 € für Lebkuchen! Die sind doch irre. Preisexplosion auf dem Naschteller. Schluss mit Dominosteinen, Spekulatius und Lebkuchen. Wir wollen wissen: Was ist da los? Wie hoch sind die Preise wirklich gestiegen – und woran liegt es?
Glaubst du, die Hersteller schlagen da noch was drauf und nutzen die Chance?
Würde ich jetzt mal ganz frech unterstellen.
Inflation oder Abzocke? Was sagen die Hersteller? Wie funktioniert das Millionengeschäft Weihnachtsbackwaren, bei dem Deutschland Weltmarktführer ist? Wir sind die Backstube des Weihnachtsmannes.
Wo trickst die Industrie? Unser Fachmann schaut genau hin – von der Premiummarke bis zum Discounterprodukt. „Dass ein Discounter so ein Produkt präsentiert, finde ich schon klasse – zu dem Preis.“
Adventsstimmung: Es glitzert, leuchtet, und auf den Weihnachtsmärkten locken die Lebkuchenherzen. Auch hier im Ruhrgebiet, beim Markt des Westfield Centro Oberhausen, Deutschlands größtem Einkaufszentrum, sind wir unterwegs in Sachen Preisexplosion bei Dominosteinen und Co.
Ein Preis davon ist jeweils der aktuelle Preis. Was glaubt ihr?
Dominostein Zartbitter – vom Discounter: 2,49 €.
Leider falsch. Es sind tatsächlich 3,49 €.
„Wahnsinn.“ – „Das ist teuer.“ – „Das ist eine Unverschämtheit.“
So eine klassische Packung hier: Herzen, Sterne, Brezeln, 500 Gramm. Was glaubst du, was kostet die aktuell?
„Ich würde jetzt mal 2,99 € sagen.“ – „Mit der Schokolade drumrum bestimmt teurer.“
„3,74 €. Richtig.“ – „Da blutet das Herz. Das war früher ein Döner.“
Wie ist’s mit einer Packung Elisenlebkuchen?
„Knapp 1 € pro Stück, also 6,73 € vielleicht?“ – „Ich sage 3,79 €.“
„Wir haben 6,99 € dafür bezahlt.“
„Was? Oh Gott. Vier Teile! Unglaublich.“ – „Wir allein sind ja schon fünf zu Hause.“ – „Ja, das muss dann ja schmecken.“
Ein Kilo Weihnachtssüßwaren isst jeder Deutsche pro Jahr. Naschen ist unser zweitwichtigster Weihnachtsbrauch – hinter Geschenke austauschen. Aber die Verkaufszahlen sinken seit 2021 im Dezember um 12 %. Liegt’s am Preis? Wir wollen wissen, wie hoch die Steigerungen wirklich sind, und kaufen ein – quer durch die Supermarktketten und Produktpaletten.
Das Ergebnis: eindeutig. Es gibt tatsächlich erhebliche Preissteigerungen. Elisenlebkuchen zum Beispiel – vor vier Jahren 3,99 €, heute 5,99 € oder gar 6,99 €. Das sind fast 120 % mehr in vier Jahren.
Noch krasser: Herzen, Sterne, Brezeln – früher 1,49 €, heute bis zu 4,19 €. Eine Preissteigerung von über 220 %. Auch günstige Dominosteine vom Discounter – früher 1 €, jetzt 3,49 €. Weihnachtgebäck insgesamt: seit 2021 rund 64 % teurer. Zum Vergleich: Lebensmittel insgesamt nur etwa 29 %. Nutzen die Hersteller die Weihnachtslaune der Menschen aus?
Wir fragen beim größten deutschen Produzenten nach.
Doch was steckt eigentlich drin in all unseren Weihnachtssüßigkeiten? Zum Fest nur das Beste? Dr. Stefan Lück, Ernährungswissenschaftler, zeigt, worauf man achten kann.
Das Weihnachtsgeschäft ist das wichtigste Geschäft des Jahres. Hier werden die größten Umsätze gemacht – jeder gönnt sich zur Weihnachtszeit etwas. Fett, Zucker, Energie – das Süße kommt wieder mehr in den Vordergrund.
Das Angebot im Advent ist gigantisch: Premiummarken, Bioprodukte, Eigenmarken und Discounterware. Erstes Beispiel: Spekulatius.
Im Grunde sind sie günstig – einfacher Mürbeteig aus Mehl, Butter und Zucker. Gewürzspekulatius sehen dunkler aus, aber das liegt am Karamellsirup, nicht an den Gewürzen. Butterspekulatius dagegen enthalten echte Butter – teurer, aber aromatischer. Palmfett dagegen ist billiger und problematisch für Regenwälder.
Lux’ Tipp: Wer Geschmack und Umwelt liebt, greift zu Butterspekulatius.
Nächstes Produkt: Zimtsterne. Handwerk vs. Industrie. Beim Bäcker: Marzipan, Eiweiß, Zucker, Nüsse, Zimt. In der Industrieversion: Palmfett, Stärke, Glukose-Fruktose-Sirup, Verdickungsmittel, sogar Gelatine – also nichts für Veganer.
Interessant: Bio-Zimtsterne aus dem Supermarkt sind fast identisch mit Handwerksware – aber günstiger und nachhaltiger.
Zimtsterne belegen Platz 5 der beliebtesten Weihnachtssüßwaren der Deutschen. Davor: Christstollen, Dominosteine, Spekulatius – und unangefochten auf Platz 1: Lebkuchen.
Lebkuchen, einst ein Fastengebäck der Mönche, waren ursprünglich sehr kostbar – wegen Nüssen, Honig und Gewürzen. Heute werden in Deutschland rund 87.000 Tonnen pro Jahr produziert.
Einer der größten Hersteller: Lebkuchen-Schmidt aus Nürnberg. Rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz. Sie verkaufen vor allem online und in saisonalen Pop-up-Stores – umgebaute Eisdielen überall in Deutschland.
150 Filialen betreiben sie 2025, zehn mehr als im Vorjahr. „Es lohnt sich“, sagt Geschäftsführer Brandstätter. „Weihnachten ist was Besonderes, da wird nicht gespart.“
Die Premiumreihe kostet: 10,90 € für eine Packung Elisenlebkuchen.
Können wir uns das noch leisten? Und schmecken teure Produkte wirklich besser?
Ein Blindtest mit Familien, Bäckern und einem Weihnachtsmann: Überraschung – die einfachsten Lebkuchen vom Discounter kommen am besten an. Günstig schlägt teuer.
Oft stecken hinter Discounter-Marken bekannte Hersteller wie Oetker, Wiese, Zentis oder Lambertz. Nur mit anderen Verpackungen – oft rund 30 bis 45 % günstiger.
In Aachen, der Hauptstadt der Printen, steht die Zentrale des Süßwarengiganten Lambertz. 4.000 Mitarbeiter, Jahresumsatz 736 Millionen €, die Hälfte davon mit Weihnachtsgebäck.
Eine Tonne pro Stunde läuft dort vom Band. Die Gewürzmischungen sind geheim. „Kennt nur der Inhaber“, sagt der Produktionsleiter.
Hermann Bühlbecker, der „Printenkönig“, erklärt: „Deutsche Weihnachtssüßwaren sind ein Kulturgut.“ Doch was treibt die Preise?
Neben Energie und Personal vor allem Kakao und Nüsse: Der Kakaopreis stieg von 2.000 € (2021) auf fast 12.000 € (2025) – versechsfacht! Dann sündhaft teure Haselnüsse wegen Frost, dazu Butterpreise auf Rekordniveau.
Bühlbecker betont: „Wir ändern keine Rezepturen und reduzieren keine Gewichte. Qualität bleibt, auch bei Eigenmarken.“
Seine Fabrik produziert sowohl Premiummarken als auch Discounterware – der Unterschied: Zusammensetzung und Qualität der Zutaten, aber gleicher Herstellungsprozess.
Zum Abschluss nochmals ein Geschmackstest: Discounter-Elisenlebkuchen für 21,87 €/kg vs. Manufakturprodukt für 52,58 €/kg. Das Ergebnis: knappes Rennen – viele finden die günstige Variante sogar besser.
Fazit: Süße Weihnachten sind auch für kleinere Geldbeutel möglich. Discounterware steht handwerklichen Produkten oft kaum nach. Und wer sparen will, wartet einfach bis nach Weihnachten – dann ist alles stark reduziert. Ein Lebkuchen weniger – schadet weder Herz noch Hüfte.