An Normalität ist in Freudenberg nicht zu denken

Luise (12) von Mitschülerinnen erstochen: Die grausame Tat frisst sich in die Seelen der Einwohner

Luise (12) durch "zahlreiche Messerstiche" getötet Zwei Mädchen gestehen Tat
00:44 min
Zwei Mädchen gestehen Tat
Luise (12) durch "zahlreiche Messerstiche" getötet

30 weitere Videos

von Sebastian Stöckmann und Valerio Magno

Auch knapp eine Woche nach der brutalen Tat ist es für die Menschen in Freudenberg noch das Unfassbare, das Unbegreifliche: Zwei junge Mädchen, 12 und 13 Jahre alt, haben ihre Mitschülerin Luise mit einem Messer angegriffen und 32-mal zugestochen. Die Zwölfjährige verblutete. Auf den Straßen der 17.000-Einwohner-Stadt im Siegerland geht das Leben seinen gewohnten Gang. Doch in den Seelen der Einwohner hat das Verbrechen tiefe Spuren hinterlassen.

Mädchen aus Freudenberg getötet: Mitschülerinnen haben Tat gestanden

"Äußerlich wirkt Freudenberg wie immer: Läden haben geöffnet, Leute gehen einkaufen", berichtet RTL-Reporter Valerio Magno. "Wenn ich aber hier mit den Menschen spreche, merke ich, wie sehr sie der Mord an Luise im Kopf und im Herzen immer noch beschäftigt." Luise wurde seit Samstag vermisst und Sonntag tot aufgefunden. Ihre Mitschülerinnen haben gestanden, sie erstochen zu haben.

Das passiert jetzt mit den minderjährigen Täterinnen Mordfall Luise
01:40 min
Mordfall Luise
Das passiert jetzt mit den minderjährigen Täterinnen

30 weitere Videos

Psychologe: Freudenberg-Täterinnen fanden "kein Maß"

Was die Mädchen zu der grausamen Tat trieb, ist noch immer unklar. Eine der beiden soll Luises beste Freundin gewesen sein. Gerüchten zufolge könnten die Schülerinnen in Wut geraten sein – möglicher Auslöser: ein Streit auf der Social-Media-Plattform Tiktok.

Dass die Mädchen offenbar weiter auf Luise einstachen, als sie schon wehrlos war, glaubt Psychologe Dirk Baumeier und führt auf die Unreife der Täterinnen zurück: "Das Besondere bei solch jungen Tätern ist, dass sie sich überhaupt nicht in die Opfer reinversetzen können", sagt er im RTL-Interview. Sie seien vermutlich "emotional aufgebracht" gewesen und hätten "in ihrer Handlung kein Maß gefunden".

Machte ein TikTok-Streit Freundinnen zu Killern? Luise F. (12) mit 32 Messerstichen getötet
01:47 min
Luise F. (12) mit 32 Messerstichen getötet
Machte ein TikTok-Streit Freundinnen zu Killern?

30 weitere Videos

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Anwohnerin: Luise und Täterin spielten vor kurzem noch fröhlich

"Unbegreiflich" nennt Anwohnerin Christa L. die Bluttat, die ihre Heimat erschüttert. Wie nahe sie den Beteiligten stand, wissen wir nicht. Aber sie wirkt schockiert, als sie mit RTL über ihre Gefühle spricht. "Ich habe schon drei Nächte nicht geschlafen. Wenn ein Kind stirbt, ist das immer grausam."

Die 86-Jährige, die seit 20 Jahren in Freudenberg lebt, kennt eine der Täterinnen – aus ihrer Sicht ein ganz normales Mädchen. "Ein sehr gut erzogenes, sehr höfliches Kind, das ich auf der Stelle adoptieren würde", sagt Christa L. Das Mädchen sei immer nett und hilfsbereit gewesen und habe noch vor kurzem fröhlich mit Luise gespielt und dabei fröhlich gewirkt. "Die machen im Grunde alles zusammen. Ob Inlineskating, Radfahren – alles", erzählt die 86-Jährige.

Anwohnerin: Täterin ist "gut erzogenes, höfliches Kind" Luise (12) von Mitschülerinnen erstochen
01:50 min
Luise (12) von Mitschülerinnen erstochen
Anwohnerin: Täterin ist "gut erzogenes, höfliches Kind"

30 weitere Videos

Psychologen helfen Kindern an Freudenberger Schule

Wie soll nach dem erschütternden Erlebnis wieder Normalität in Freudenberg einkehren? An Luises Schule tastet man sich vorsichtig heran, nahm am Donnerstag den Unterricht nach Stundenplan wieder auf. Schüler und Lehrer hatten sich nach dem Verbrechen drei Tage lang Zeit für Gespräche und Trauerarbeit genommen. Den Schülern stehen weiterhin Psychologen und Experten für Gespräche zur Verfügung.

Auch in der evangelischen Kirche in Freudenberg stehen Notfallseelsorger bereit, um mit den Menschen über das Erlebte zu sprechen – jeden Tag und noch mindestens bis Sonntag.

Freudenberg will langsam zur Normalität zurück Nach dem Tod von Luise (†12)
01:02 min
Nach dem Tod von Luise (†12)
Freudenberg will langsam zur Normalität zurück

30 weitere Videos

Freudenberg: Eltern haben Kontakt zu Täterinnen

Die Eltern der beiden Täterinnen haben Freudenberg nach RTL-Informationen verlassen. Wo sie sich aufhalten, ist nicht bekannt – nach Angaben des Kreises Siegen-Wittgenstein haben sie aber Kontakt zu ihren Töchtern. Die Täterinnen sind demnach "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht" und sollen nicht an ihre bisherige Schule zurückkehren. Eine Strafe droht ihnen nicht: Weil sie noch keine 14 Jahre alt sind, sind die Mädchen noch nicht schuldfähig und können nicht vor Gericht angeklagt werden.

Lese-Tipp: Knast für mordende Kinder? Welche Ansätze Psychologen vielversprechender finden

Deshalb drohen Täterinnen keine Konsequenzen Luise F. (12) getötet
01:15 min
Luise F. (12) getötet
Deshalb drohen Täterinnen keine Konsequenzen

30 weitere Videos

Luise (12) erstochen: Social-Media-Kanäle der Täterinnen geschlossen

Die Behörden haben inzwischen dafür gesorgt, dass Seiten der Täterinnen in den sozialen Netzwerken nicht mehr auffindbar sind. "Uns bekannte Social-Media-Kanäle wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen", sagte ein Polizeisprecher am Freitag mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte der beiden Mädchen. Auf Profilen teils anonymer Nutzer hatte es Spekulationen sowie Drohungen und Hass gegen die Täterinnen gegeben.