Eigentlich ist es ja ganz idyllisch hier in Zehdenick. Und die 13.000 Einwohnerstadt hat einiges zu bieten: Bowlingcenter, Waldbad,
Weihnachtsbaum sind da nur ein paar Beispiele. Und sicherlich auch einen Bürgermeister – oder?
„Na, da sind sie aber hier total verkehrt.“ „Wir kennen den gar nicht.“ „Seitdem die Wahl war, hat er hier zweimal gestanden und seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. Gleich, nachdem er eingesetzt wurde, war er krank.“
Und genau da sind wir beim Problem. Doch von Anfang an:
Im März dieses Jahres gewinnt der parteilose Alexander Kretzschmar die Bürgermeister-Wahl. Seit dem 20. März ist der ehemalige Polizist der Chef im Rathaus. Doch am 31. März – also nur elf Tage später – reicht Kretzschmar die erste Krankschreibung ein. Warum genau, ist offiziell nicht bekannt:
„Von einigen Anwohnern habe ich gehört, dass die Atteste des amtierenden Bürgermeisters nur kleckerweise bei der Stadt eingegangen sein sollen. Sollte das zutreffen, dann könnte das darauf hindeuten, dass es sich zumindest nicht um eine schwere Erkrankung handelt. Manche hier sprechen von Long Covid.“
Fakt ist: Seit Ende März hat der Bürgermeister das Rathaus nicht mehr betreten, kassiert aber trotzdem ein monatliches Gehalt von über 8.600 Euro weiter:
„Das Geld, das könnte man hier – sehen sie ja hier – gut gebrauchen. Also, rausgeschmissenes Geld in meinen Augen.“ „Wir wüssten gerne, wie es hier weitergeht.“
Mit einem Bürgerentscheid. Denn weil Kretzschmar nicht freiwillig zurückgetreten ist, stimmen die Zehdenicker Ende Januar über seine Abwahl ab:
„Es wäre natürlich für die Stadt einfacher gewesen, die Frist nicht verstreichen zu lassen, vom Amt zurückzutreten bzw. den Amtsverzicht zu erklären. Und dann würde man sich auch den Bürgerentscheid sparen.“
Denn auch der verursacht Kosten, bis zu 14.000 Euro.
Unser Reporter hat in der Zwischenzeit die Privatadresse des Bürgermeisters herausgefunden und versucht ihn zu konfrontieren …
„Auch wenn er sich sehr gerne erklären würde, sei es ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Denn er lasse sich rechtlich beraten.“
Unklar also, wie lange die Stadt ihren Bürgermeister noch fürstlich entlohnen muss. Klar ist dagegen für viele Zehdenicker bereits …
„… Dat er abgewählt wird und dat wir mal vielleicht einen neuen kriegen. Und einen, der länger bleibt.“
Denn: Kretzschmars zwei Vorgänger schieden vorzeitig aus ihrem Amt aus.
Es wird also Zeit, dass endlich im Rathaus Ruhe einkehrt, im sonst so beschaulichen Zehdenick.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche