Schock über Bluttat in Freudenberg
Luise (12) erstochen – Psychologe: Junge Täterinnen konnten die Folgen nicht einschätzen
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von Sebastian Stöckmann
Zwei junge Mädchen (12, 13) gehen auf eine Mitschülerin los und stechen immer wieder mit einem Messer auf sie ein. Die zwölfjährige Luise erleidet einen massiven Blutverlust und stirbt an den Folgen des Angriffs. Die 17.000-Einwohner-Stadt Freudenberg im Siegerland steht unter Schock. Was treibt Kinder zu einer solch brutalen Tat, und weshalb stachen sie weiter zu, als ihr Opfer schon am Boden lag? Psychologe Dirk Baumeier sagt im RTL-Interview: Die Täterinnen waren offenbar noch unreif und sich deshalb der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst.
Zwölfjährige mit mehreren Messerstichen getötet: Täterinnen hatten wohl "große Wut"
Vermutlich hätten die Mädchen "mit großer Wut agiert", erzählt der Psychologe. "Es war ja kein Stich ins Herz, sondern es waren mehrere Stiche. Ich gehe davon aus, dass so ein zwölfjähriges Mädchen nach der ersten Verletzung auch zu Boden geht. Dann wird die messerführende Täterin vermutlich auch mit runtergegangen sein auf die Knie und hat das wehrlose Opfer dann weiter drangsaliert."
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Freudenberg: Wollten sich die Mädchen an Mitschülerin Luise rächen?
Ein Motiv für die Tat ist noch unklar; der Oberstaatsanwalt vermutet, dass die 12- und die 13-Jährige wegen einer Lappalie in Wut gerieten. Möglicherweise wollten sie sich an ihrer Mitschülerin rächen. "Das Besondere bei solch jungen Tätern ist, dass sie sich überhaupt nicht in die Opfer reinversetzen können", sagt Baumeier. "Und sie sind auch nicht in der Lage, auf mögliche Reize mit der angemessenen Energie zu reagieren."
Bei Erwachsenen ist dies dem Experten zufolge anders: Wenn sie sich provoziert fühlten, "reagieren sie nicht sofort, sondern reflektieren. Man versucht einen Konflikt erst einmal friedlich zu lösen und neigt auch nicht zu überschießenden Reaktionen. Hier waren die Tatverdächtigen aber noch sehr, sehr jung und konnten vermutlich auch gar nicht einschätzen, wie viel Schaden sie anrichten."
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Psychologe Dirk Baumeier: Täterinnen fanden "kein Maß"
Das sei auch "das Perfide bei Messerangriffen", erläutert Baumeier. "Das Opfer ist nicht wie bei einer Schusswaffe sofort tot, sondern wird erst mal Schmerzen empfinden oder sich äußern und auf den Boden gehen. Die Tatsache, dass die Täterinnen vom Opfer nicht abgelassen haben, zeigt, dass sie emotional aufgebracht waren und auch in ihrer Handlung kein Maß gefunden haben. Das spricht für die Unreife der Täterinnen."
Doch mit zunehmender Reife dürfte den Mädchen klar werden, was sie getan haben. "Das sind einschneidende Erlebnisse, die sich auch in der Seele festbeißen", sagt Dirk Baumeier. "Ich glaube, dass so etwas wie Schuldbewusstsein nach und nach wachsen wird."
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Luise aus Freudenberg erstochen: Mädchen sind noch nicht schuldfähig
Luise war seit Samstag vermisst worden und am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges gefunden worden. Bei der Obduktion wurden zahlreiche Messerstiche festgestellt; die Zwölfjährige war laut Ermittlern verblutet.
Ihre Mitschülerinnen – eine der beiden war laut "Bild" Luises beste Freundin – haben die Tat inzwischen gestanden und sind in Obhut des Jugendamtes. Sie haben aber weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. Weil sie noch keine 14 Jahre alt sind, sind die Mädchen noch nicht schuldfähig und können nicht vor Gericht angeklagt werden.
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