Werner B. ist sauer, als wir ihn auf dem Gerichtsflur im Amtsgericht Leipzig treffen.
Es sind nur seine Floskeln, die der, die der Anwalt ihm geraten hat, damit der das Gericht Gnade walten lässt. Deswegen diese blöde Entschuldigung.
Entschuldigt hatte sich bei ihm kurz zuvor der Angeklagte Noor L., denn er hat Werner B. um insgesamt 8.000 € gebracht. Mit einer perfiden Masche, die mittlerweile wohl fast jeder kennen dürfte.
Der soll insgesamt an 40 geschädigte SMS-Nachrichten übersandt haben mit der Ansprache Hallo Mama! Hallo Papa! Und da gebeten haben, über WhatsApp mit ihm Kontakt aufzunehmen. Und in den darauffolgenden WhatsApp Chats soll der Angeklagte sich dann als Kind der Geschädigten ausgegeben haben und um Geld gebeten haben.
Insgesamt 50.000 Euro soll der gebürtige Niederländer so abkassiert haben. Deshalb steht er wegen 31-fachen Betrugs und neunfachen versuchten Betrugs vor Gericht. Und die Masche ist nicht neu. Bereits im August 2023 recherchiert RTL-Reporter Felix Huth, wer hinter dem Betrüger Nachrichten steckt. Er trifft dazu Carola Bladi. Auch sie wurde reingelegt.
Da kriege ich eine Nachricht auf mein Handy. Hallo, Mama. Mein Handy ist kaputt und ich habe eine neue Nummer. Und dann kam die Nachricht. Kannst du mir mal helfen?
Knapp 3.000 Euro überweist sie ihrer vermeintlichen Tochter, bis sie merkt, dass etwas nicht stimmt. Unser Reporter will wissen, wer hinter der Masche steckt. Und deshalb verfolgt er die Spur des Kontos, auf das Carola überwiesen hat, bis nach Wien zu Alexandro P. Er ist bereit, mit uns zu sprechen. Über einen Freund lernt er einen Mann kennen, der ihn nach seiner EC-Karte fragt.
Er muss Geld bekommen von Freunden, Verwandten. Ich weiß nicht. Familie. Keine Ahnung, was er gesagt hat. Ich habe gesagt: Ok passt.
Also, du hast, du hast. Du hast ihm die Karte gegeben. Und wie viel Geld hast du dafür? Hast du dafür bekommen?
100 Euro.
Danach landen in regelmäßigen Abständen große Beträge auf Alexandros Konto, die allerdings direkt wieder komplett abgebucht werden. Die kriminellen Hintermänner müssen schnell sein, denn wenn der Betrug auffliegt, wird das Konto sofort gesperrt. Auch Carolas Geld befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf diesem eingefrorenen Betrügerkonto. Wie es aussieht, wenn die Hintermänner auffliegen, zeigt uns die Polizei in NRW. Wir können hier in diesem Zusammenhang auch eine Razzia gegen die SMS-Betrüger begleiten.
Polizei, Polizei!
Bei der Razzia werden insgesamt zwölf Tatverdächtige festgenommen und 27 Handys sichergestellt. Im aktuellen SMS-Betrugsfall in Leipzig zeigt sich Noor L. bei Gericht geständig. Er gibt seine Taten zu. Die Nummern seiner Opfer habe er wie auch die Täter in Carolas Fall über Chats wie Snapchat oder Telegram gekauft. 5000 Nummern für 150 Euro.
Sie fragen sich, wer RTL, wie sie heute ihre Taten sehen, was sie den betroffenen Opfern sagen wollen.
Weil er nicht vorbestraft ist, macht die Staatsanwaltschaft dem 23-jährigen ein Angebot ein bis zweieinhalb Jahre, höchstwahrscheinlich sogar auf Bewährung.
Ich glaube, dass er sich sehr schämt. Und was man sagen muss, ist, dass er von dieser Untersuchungshaft er war knapp sechs Monate in Haft, stark beeinflusst und beeindruckt war. Das hat ihn sehr, sehr stark mitgenommen. Und ich denke, das ist das wichtigste Signal für ihn, in Zukunft ein ordnungsgemäßes Leben zu führen.
Werner B. hat sein Geld zwar in Teilen wiederbekommen, aber verzeihen wird er seinem Fake Sohn trotzdem wohl eher nicht.