Wegen fehlender Fachkräfte

Gewerkschaft fordert radikale Änderung: Wird die Steuererklärung bald abgeschafft?

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Kugelschreiber liegt am 16.04.2009 in Straubing (Niederbayern) auf einer Einkommensteuererklärung. Foto: Armin Weigel dpa (zu dpa «Steuerzahlbund: Zinsen für Steuer-Nachforderungen müssen runter» vom 25.03.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Steuererklärung
dpa, Armin Weigel
von Aristotelis Zervos

Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft fordert eine radikale Änderung in der Steuergesetzgebung. Warum sie die Steuererklärung für nicht mehr zeitgemäß hält.

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Steuer-Gewerkschaft: "Aufwand im Steuerrecht kann nicht mehr bewältigt werden"

Die Steuer-Gewerkschaft schlägt Alarm. Denn es fehlen überall qualifizierte Mitarbeiter – und das hat gravierende Folgen.

„Es ist offensichtlich, dass der derzeitige Aufwand, den wir rund um das Steuerrecht betreiben, von Unternehmen, Steuerberatern und der Steuerverwaltung in Zukunft wegen des immer drastischer werdenden Fachkräftemangels nicht mehr bewältigt werden kann“, erklärt Gewerkschafts-Boss Florian Köbler.

Er fordert, die Anzahl der Steuererklärungen drastisch zu reduzieren. Sein Vorschlag: „Statt aufwendiger und detaillierter Steuererklärungen sollten höhere Pauschalen oder beispielsweise ein Quellensteuerabzug für Renteneinkünfte eingeführt werden.“

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Im Gespräch mit der „Bild“ wird Köbler noch deutlicher: „Wer ein reguläres Einkommen ohne Nebeneinkünfte erzielt, soll künftig keine Steuererklärung mehr machen müssen.“ Das soll zum Beispiel für Arbeitnehmer, Rentner und Beamte gelten.

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Deutsche Steuer-Gewerkschaft fordert: Steuersystem soll vereinfacht werden

Helfen soll bei der Umsetzung eines vereinfachten Steuersystems auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz. „Sie kann uns als Co-Pilot dienen und wertvolle Unterstützung bieten“, erklärt Köbler.

Er will auch das lästige Klein-Klein abschaffen, normale Steuerzahler sollen dann nicht mehr jede Quittung aufbewahren müssen.

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Damit Arbeitnehmer keine Nachteile haben, soll bei den Werbungskosten einfach die Arbeitnehmerpauschale deutlich erhöht werden. Dann seien auch die entsprechenden Kosten pauschal abgegolten und Arbeitnehmer müssen nicht mehr einzelne Quittungen zusammensuchen und einreichen. „Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den meist ohnehin niedrigen Erstattungen“, erklärt der Chef der Steuer-Gewerkschaft im Gespräch mit der Bild.

Kling alles logisch, aber traut sich der Staat auch tatsächlich, ein effizientes und gerechtes Steuersystem einzuführen? Es ist eher unwahrscheinlich, dass die derzeitige Ampel-Regierung die nächste Großbaustelle eröffnet.

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