Entsetzen über Verbrechen in Freudenberg
Mitschülerinnen töten Luise (12): Können Eltern ihr Kind nach einer solchen Tat noch lieben?
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von Sebastian Stöckmann
Immer wieder stechen zwei Mädchen (12, 13) in Freudenberg mit einem Messer auf Luise ein. Insgesamt 32-mal, die Zwölfjährige verblutet. Eine unvorstellbare Tat, die vor allem die Frage aufwirft: Wie nur geraten zwei so junge Kinder in einen derartigen Gewaltrausch? Die Eltern der Täterinnen haben die 17.000-Einwohner-Stadt inzwischen verlassen, aber noch Kontakt zu ihren Töchtern. Kann man als Vater oder Mutter sein Kind überhaupt noch lieben, wenn es eine so grausame Tat begangen hat? Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Ariadne Sartorius und Andreas Bartsch vom Lehrerverband NRW geben Antworten auf diese und weitere Fragen der RTL-Zuschauer.
Therapeutin zum Fall Freudenburg: Eltern lieben ihre Kinder bedingungslos
„Wer sonst, wenn nicht die Eltern, soll diese Kinder denn lieben?“, fragt Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Ariadne Sartorius im RTL-Gespräch. "Eltern lieben in der Regel ihre Kinder – hoffentlich für immer und bedingungslos." Die Therapeutin hofft, dass die Eltern der Täterinnen ihre Kinder weiterhin lieben – ungeachtet der schrecklichen Tat. "Denn ein Mensch, der nicht geliebt wird, wird sicherlich kein gesundes Leben vor sich haben."
Die beiden Mädchen hätten noch "70, 75, 80 Jahre" vor sich. "Wir alle wünschen uns, dass sie nie wieder eine solche Tat verrichten – und da muss man genau gucken: Was brauchen diese Kinder, die dieses Schreckliche getan haben, um ein gesundes Leben zu haben. Und mit diesem Rucksack zu leben, trotz alledem irgendwie klarzukommen", sagt Sartorius.
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Pädagoge: Mädchen hatten nicht die Absicht, Luise zu töten
Dass die Mädchen die Absicht hatten, Luise zu töten, glaubt Diplom-Pädagoge Thomas Sonnenburg nicht. "Da ist etwas explodiert, da ist etwas passiert, was eine Dynamik bekommen hat, die niemand mehr aufhalten konnte", sagt er im Gespräch mit RTL. Er geht davon aus, dass der Zwölfjährigen "ein Schrecken eingejagt" werden sollte.
"Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es diesen beiden Mädchen jetzt geht, wo sie realisiert haben, was sie getan haben", erklärt Sonnenburg. Jetzt müssten die "besten Profis, die besten Leute" ran. "Dennoch glaube ich, dass dieses Thema niemals von diesen Kindern, später Erwachsenen wegzunehmen ist. Sie werden mit dieser Tat ihr Leben lang leben."
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Eine der Täterinnen soll Luises beste Freundin gewesen sein
Luise wurde seit Samstag vermisst und Sonntag tot aufgefunden. Ihre Mitschülerinnen haben die Tat gestanden – eine der beiden soll Luises beste Freundin gewesen sein. Die Täterinnen sind nach Angaben des Kreises Siegen-Wittgenstein "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht" und sollen nicht an ihre bisherige Schule zurückkehren. Weil sie noch keine 14 Jahre alt sind, sind die Mädchen noch nicht schuldfähig und können nicht vor Gericht angeklagt werden.
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Machte Tiktok-Streit Luises Mitschülerinnen wütend?
Unklar ist, was die Schülerinnen zu der brutalen Tat trieb. Gerüchten zufolge soll sie ein Streit auf der Social-Media-Plattform Tiktok wütend gemacht haben. Offenbar seien die Täterinnen noch unreif und sich deshalb der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst gewesen, erklärte Psychologe Dirk Baumeier im RTL-Interview.
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Der schwere Weg zurück zur Normalität in Freudenberg
In den Seelen der Einwohner Freudenbergs hat das Verbrechen tiefe Spuren hinterlassen. Es fällt den Menschen schwer, zur Normalität zurückzufinden. Eine Anwohnerin nennt die Tat "unbegreiflich". Sie kennt eine der Täterinnen und hat diese als " sehr gut erzogenes, sehr höfliches Kind, das ich auf der Stelle adoptieren würde" wahrgenommen.
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An der Schule, die Luise und die Täterinnen besuchten, hat am Donnerstag der Unterricht nach Stundenplan wieder begonnen. Schüler und Lehrer hatten sich nach dem Verbrechen drei Tage lang Zeit für Gespräche und Trauerarbeit genommen. Den Schülern stehen weiterhin Psychologen und Experten zur Verfügung. In der evangelischen Kirche in Freudenberg stehen noch mindestens bis Sonntag Notfallseelsorger bereit, um mit den Menschen über das Erlebte zu sprechen.
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