Finanztrend im CheckDas steckt hinter dem verrückten Sparbrief-Boom

Eine Frau hält eine Geldbörse mit Banknoten in der Hand.
Geld übrig und auf der Suche nach einer Anlagemöglichkeit? So könnt ihr entscheiden, ob ein Sparbrief das Richtige für euch ist.
Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
von Amina Gall

DAS Finanz-Comeback des Jahres?!

Sparbriefe sind bei Anlegern aktuell sehr beliebt. Neben Trends wie ETFs und NFTs klingt das aber ganz schön altbacken. Was hinter dem Hype steckt – und wie ihr herausfinden könnt, ob Sparbriefe für euch in Frage kommen.

Feste Laufzeit, feste Zinsen: So funktioniert der Sparbrief

Sparbriefe sind wieder beliebter. Das berichtet die Unternehmensberatung Barkow Consulting: Seit Mitte 2022 wurden 128 Milliarden Euro neu in Sparbriefen angelegt. Ein regelrechter Boom der Anlageform, schreibt Barkow Consulting. Zum Vergleich: Beim Tagesgeld seien es im gleichen Zeitraum nur 85 Milliarden Euro gewesen, beim Festgeld allerdings 247 Milliarden.

Der Sparbrief ist eine Geldanlage, bei dem das Geld für eine vorher vereinbarte Laufzeit zu einem fest vereinbarten Zins angelegt wird. Üblich sind Laufzeiten von einem bis zu zehn Jahren. Während der Laufzeit sind Ein- oder Auszahlungen nicht möglich. Diese Anlageform eignet sich also vor allem, wenn man auf das angelegte Geld nicht spontan zugreifen können muss. Ausbezahlt werden die Zinsen üblicherweise einmal jährlich zum Jahresende. Legt man sein Geld also für mehr als ein Jahr an, profitiert man vom Zinseszins. Es ist aber auch möglich, sich die Zinsen auf ein anderes Konto ausbezahlen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass man schneller von der Anlage profitiert, allerdings fällt dann natürlich der Zinseszins weg.

Wie sicher ist das Geld?

Sparbriefe kann man mit und ohne Nachrangabrede abschließen. Davon ist abhängig, wie sicher das Geld ist, beispielsweise, wenn die Bank selbst in finanzielle Not gerät oder Insolvenz anmelden muss. Beim Sparbrief ohne Nachrangabrede ist man abgesichert, wenn die Bank in eine Schieflage gerät, schreibt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf ihrer Website. Schließt man aber einen Sparbrief mit Nachrangabrede ab, ist das Geld im schlimmsten Fall verloren, wenn der Bank etwas geschieht. In dem Fall bekommt man sein Geld nämlich nur dann wieder, wenn alle anderen Gläubiger schon bezahlt wurden und noch Geld übrig ist.

Die Bafin gibt folgende Tipps:

  • Lest euch die Produktinformationen genau durch. Achtet auf die Begriffe „Nachrang“ und „nachrangig“ und die dazugehörigen Erläuterungen.

  • Bei Sparbriefen mit Nachrangabrede – also Sparbriefen mit einem höheren Risiko – werden euch eventuell bessere Zinsen angeboten.

  • Informiert euch, ob die Bank, bei der ihr euer Geld anlegen wollt, Mitglied in einer institutssichernden Einrichtung ist. Wenn ja, bedeutet das für euch mehr Sicherheit: Sollte der Bank die Insolvenz drohen, wird sie meist saniert oder fusioniert mit einer anderen Bank aus ihrem Verbund. Das schützt auch die Anlagen der Kundinnen und Kunden.

  • Informiert euch und wägt eure Chancen und Risiken gut ab.

Lese-Tipp: Wie Shrinkflation euer Portemonnaie leert – und was dagegen getan wird!

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Sparbrief oder Festgeld: Was ist der Unterschied

Noch beliebter als Sparbriefe ist das Festgeld. Auch das zeigen die Zahlen von Barkow Consulting. Tatsächlich ähneln sich die Anlagearten sehr. Auch beim Festgeld wird das Geld über eine vorher vereinbarte Laufzeit und zu einem vorher vereinbarten Zins angelegt. Spontan auf das Geld zugreifen? Das geht auch beim Festgeld nicht. Dafür ist das Festgeld bei den Laufzeiten flexibler: Hier kann man das Geld auch nur für ein paar Monate anlegen. Üblicherweise werden beim Festgeld die gewonnenen Zinsen am Ende der Laufzeit ausbezahlt. Legt man sein Geld aber für mehrere Jahre über ein Festgeldkonto an, kann man ähnlich wie beim Sparbrief eine jährliche Ausschüttung vereinbaren.

Jetzt beim Hype mitmachen?

Die Europäischen Zentralbank hat im Juni den Leitzins von 4,5 Prozent auf 4,25 Prozent gesenkt. Das hat auch Auswirkungen aufs Sparen. Vereinfacht gesagt: Sinkt der Leitzins, sinken in der Regel auch die Zinsen, die man beim Sparen bekommt. Dieser Trend war aber schon vor der Leitzinssenkung zu beobachten, berichtet das Online-Vergleichsportal Verivox: Gab es im Dezember 2023 noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen auf Festgeldanlagen, liegt der Durchschnitt im Juni 2024 bei 2,98 Prozent. Wer aber bereits ein Festgeldkonto oder einen Sparbrief hat, profitiert von den zu Vertragsbeginn festgelegten Zinsen. Die dürften meist höher sein als bei Angeboten, die es jetzt gibt.