Fratzscher: Menschen werden Gürtel 2023 nochmal enger schnallen müssen!

DIW-Präsident im RTL-Interview: „Wir rechnen mit knapp sieben Prozent Inflation"

In Deutschland geht die Rezessionsangst um. Doch die meisten Ökonomen sagen: So schlimm wird es nicht! Aber gerade für Verbraucherinnen und Verbraucher wird auch das kommende Jahr nicht leicht. Worauf wir uns im kommenden Jahr einstellen müssen und was auch in Sachen Inflation zu erwarten ist, macht Marcel Fratzscher, Präsident vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, im RTL-Interview deutlich. Und auch was die Wirtschaft angeht, stellen sich viele Unternehmen auf keine allzu rosige Entwicklung ein.
Das ganze Interview im Video.

Fratzscher: Sieben Prozent Inflation für 2023 bei Lohnsteigerungen um vier Prozent!

„Wir rechnen mit knapp sieben Prozent Inflation bei Lohnsteigerungen um vier Prozent im Durchschnitt, heißt: die Menschen werden nächstes Jahr den Gürtel nochmal enger schnallen müssen [...] als in diesem Jahr“. 2023 werde gesamtwirtschaftlich nicht schlecht, aber für viele Menschen werde es verdammt hart, so DIW-Präsident Fratzscher im RTL-Interview.

Die Politik müsse nun zielgenauer Menschen mit mittlerem und geringerem Einkommen entlasten und die soziale Polarisierung stoppen. „Das ist meine größte Sorge. Wenn das nicht gelingt, die soziale Polarisierung zu stoppen, soziale Akzeptanz auch für die wirtschaftlichen Veränderungen zu schaffen, dann wird die Transformation, die ökologische, die wirtschaftliche Transformation in den kommenden fünf Jahren nicht gelingen“, sagt Fratzscher.

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Viele deutsche Firmen stellen sich auf eine Rezession ein

Sorgen mit Blick auf die Entwicklungen in 2023 kommen auch aus der Wirtschaft:

  • Knapp die Hälfte Deutschlands Unternehmer rechnen im kommenden Jahr mit einer wirtschaftlichen Stagnation.

  • 44 Prozent stellen sich sogar auf eine Rezession ein. Das geht jetzt aus einer aktuellen Studie des Warenkreditversicherers „Atradius“ hervor.

  • Vor allem deutsche Betriebe, die für diese Studie befragt wurden, in der Bau, Landwirtschafts-, Papier-, Metall- und in der Chemiebranche, stellen sich auf ein herausforderndes Jahr ein. Knapp 60 Prozent erwarten eine negative Entwicklung.

Zu den größten Risikofaktoren zählen die Unternehmen die hohe Inflation, die gestiegenen Energiekosten sowie auch den wachsenden Fachkräftemangel und auch geopolitische Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine.

Auch wenn die wirtschaftliche Lage für Unternehmen in Deutschland im kommenden Jahr mit vielen Herausforderungen verbunden ist, gibt es zumindest für Beschäftigte auch positive Nachrichten, denn der Arbeitsmarkt in Deutschland bleibt weitgehend robust – das macht jetzt eine aktuelle Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) deutlich.

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IAB-Prognose: Der Arbeitsmarkt kommt gut über den Winter

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IAB - Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
dka fpt fgj wst, dpa, Daniel Karmann

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer habe im Dezember erneut leicht zugelegt, teilten die Nürnberger Forscher jetzt mit. Es bildet die Erwartungen aller deutschen Arbeitsagenturen für die nächsten drei Monate ab.

  • In Bezug auf die Arbeitslosigkeit liegt die Prognose mit 98,1 Punkten zwar 0,3 Punkte über dem Wert von vor einem Monat, aber noch immer recht deutlich unter dem neutralen Wert von 100. Dies deutet auf eine leicht steigende Arbeitslosigkeit hin.

  • Die Beschäftigungskomponente stieg ebenfalls um 0,3 Punkte. Sie liegt mit 103,7 Punkten deutlich über dem neutralen Wert - was auf eine steigende Bereitschaft der Unternehmen hindeutet, Personal einzustellen. Insgesamt kletterte das Barometer um ebenfalls 0,3 Punkte auf 100,9 Punkte.

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„Nachdem sich die Aussichten am Arbeitsmarkt seit dem Frühling beständig abgeschwächt hatten, geht es jetzt wieder vorsichtig nach oben“, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Der Trend in Europa geht in eine andere Richtung. „In vielen europäischen Ländern drücken Krieg und Energiekrise die Arbeitsmarktaussichten in den roten Bereich“, so Weber. Vor allem in den Ländern Nord- und Osteuropas zeige das Barometer Werte klar unter der Marke von 100. (mit dpa/lwe)

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