Die Bertelsmann-StoryZum 100. Geburtstag von Reinhard Mohn
Am 29. Juni wäre Reinhard Mohn 100 Jahre alt geworden. Er entwickelte nicht nur Bertelsmann vom kleinen Familien-Unternehmen zu einem erfolgreichen Weltkonzern. Als Unternehmer bewies er einzigartigen Weitblick: So war ihm die Übertragung von Verantwortung an Mitarbeitern ein wichtiges Anliegen und mit der Beteiligung aller Mitarbeiter am Unternehmensgewinn war er seiner Zeit voraus. Reinhard Mohn starb im Jahr 2009 im Alter von 88 Jahren, doch sein Vermächtnis hält auch an seinem 100. Geburtstag weiter an.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe: „Er hat Bertelsmann, wie wir es heute kennen, geschaffen"
1947, mit gerade mal 25 Jahren übernahm Reinhard Mohn das familieneigene Verlagshaus in Gütersloh mit 80 Angestellten. Kurz darauf gründete er den Bertelsmann Lesering, später den Buchclub. In den 1950er-Jahren kam die Idee bei vielen Deutschen gut an: Als Abonnenten erhielten sie regelmäßig Bücher zu einem günstigeren Preis. Später kamen weitere Verlage, Schallplattenfirmen sowie Film und- Fernsehunternehmen dazu.
Im Jahr 2020 gelang Bertelsmann ein Gesamtumsatz in Höhe von 17,3 Milliarden Euro, mit einem breiten Angebot. So steht hinter Bertelsmann das Unternehmen Arvato, das etwa Finanzdienstleistungen für Unternehmen anbietet. Bertelsmann steht aber auch hinter der RTL Group und erfolgreichen Shows und Nachrichten. Und mit Random House besitzt das Unternehmen die weltweit größte Verlagsgruppe.
Wie das alles ineinander greift, zeigt beispielhaft das aktuelle Buch von Barack Obama, das Random House herausgegeben hat: Seine Lebensgeschichte veröffentlichte außerdem der Stern in einem Artikel und Audionow in einem Podcast. Im Fernsehen strahlte RTL eine exklusive Dokumentation aus. Mutig sein, Dinge ausprobieren, groß denken. Das hat bereits Reinhard Mohn vorgelebt.
„Er hat Bertelsmann, wie wir es heute kennen, geschaffen. Und er hat vor allem die Unternehmenswerte von Bertelsmann definiert. Unternehmertum und Kreativität, die uns heute noch ausmachen“, erklärt Bertelsmann-Chef Thomas Rabe gegenüber RTL.

Unternehmerische Verantwortung für die ganze Gesellschaft
Reinhard Mohn übernimmt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Jahr 1947 den C. Bertelsmann Verlag. „In das Unternehmen mit 80 Mitarbeitern wird er mehr oder weniger reingeworfen. Er sei auf die Zuarbeit wichtiger Mitarbeiter angewiesen gewesen“, erklärt der Historiker Joachim Scholtyseck, der ein aktuelles Buch über Reinhard Mohn mit dem Titel „Ein Jahrhundertunternehmer“ herausgebracht hat. „Das Prinzip Herr-im-Hause, bei dem der Chef alles bestimmt, das war in der damaligen Unternehmerschaft gängig. Mohn hat sich davon in den 1950er Jahren verabschiedet. Für die damalige Zeit ist das ungewöhnlich“, so Scholtyseck.
Auch das Prinzip der Mitbestimmung spielt für Reinhard Mohn eine ganz große Rolle. „Der Betriebsrat wird mit einbezogen, er hat ein verhältnismäßig gutes Verhältnis zu den Gewerkschaften, was damals ungewöhnlich war“, sagt der Historiker. Bereits im Jahr 1970 führte Reinhard Mohn die Gewinnbeteiligung für seine Mitarbeiter ein, er war der erste Unternehmer in Deutschland. „Den Aufgaben der Zukunft werden nur Unternehmen gewachsen sein, deren Mitarbeiter sich mit ihrer Firma identifizieren können, und eine solche Einstellung setzt materielle Gerechtigkeit voraus", erklärte Reinhard Mohn damals.
In den 80ern zog sich Reinhard Mohn dann vom aktiven Geschäft zurück und widmete sich primär der von ihm gegründeten Bertelsmann Stiftung. Mit prominenter Unterstützung setzte er sich für soziale Projekte ein. Eine seiner vielen Ehrungen ist das Bundesverdienstkreuz. „Wie kaum ein anderer stehen sie für die Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung für die ganze Gesellschaft“, erklärte Bundespräsident Roman Herzog bei der Überreichung des großen Bundesverdienstkreuz mit Stern am 10. September 1998.

Als Reinhard Mohn im Jahr 2009 starb, hinterließ er seiner Familie viel Macht und Einfluss. Zu ihrem 80. Geburtstag übergab seine Frau Liz Mohn vor einigen Tagen das Amt des einflussreichen Familiensprechers an ihren Sohn Christoph Mohn und damit an die sechste Familiengeneration. So sollen die Interessen der Familie bei Bertelsmann weiter gewahrt bleiben. (aze)