Ein Pro- und Contra-Kommentar

Kein Elterngeld mehr für Besserverdiener?! Ist das in Ordnung?

von Kathrin Hetzel und Dimitri Blinski

Die Familienministerin muss sparen, ausgerechnet beim Thema Elterngeld!
In Zukunft sollen nur noch Eltern mit einem jährlichen Einkommen von bis zu 150.000 Euro Anspruch auf die finanzielle Unterstützung haben. Viele Menschen macht das wütend, andere finden es in Ordnung, denn es würde ja nur Besserverdiener treffen. Ein Thema, das eindeutig diskussionswürdig ist. Auch unsere beiden Autoren haben klare Meinungen...

Dimitri Blinski: Kein Elterngeld mehr für Besserverdiener – ich bin dafür!

Wenn ein Paar im Jahr zusammen mehr als 150.000 Euro verdient, soll es für die Familie bald kein Elterngeld geben. Bedeutet, wer mehr als 12.500 Euro brutto im Monat hat, für den gibt es also demnächst keine 1.800 Euro netto mehr im Monat. Das ist nämlich der Höchstsatz an Elterngeld. Übrigens, die 150.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr, die für die Berechnung genommen werden, sind „zu versteuerndes Einkommen“. Bedeutet: Freibeträge, Sonderausgaben, Werbungskosten – alles das ist davon schon abgezogen. Es kann also sein, dass Familien in manchen Fällen sogar bis 200.000 Euro zur Verfügung haben und immer noch unter der Grenze liegen.

Natürlich ist mehr Geld immer besser als weniger – aber ist eine Familie mit mehr als 12.500 Euro brutto im Monat wirklich auf weitere 1.800 Euro angewiesen? Nein – dieses Geld ist in diesem Fall eher eine Geste des Staates. Ich bin der Meinung, in Zeiten knapper Kassen, sollten diejenigen, die es sich leisten können, auf manche Geste verzichten. Ja, Streichen und Kürzen, das ist immer schmerzhaft. Nur hier geht es nicht um Existenzen, sondern um Befindlichkeiten. Millionen Menschen mit niedrigen und mittleren Gehältern bekommen auch weiterhin Elterngeld.

Lese-Tipp: Umstrittene Reform: Ab diesem Jahreseinkommen gibt es bald kein Elterngeld mehr

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Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.

Kathrin Hetzel: Kein Elterngeld mehr für Besserverdiener – ich bin dagegen!

Natürlich muss der Staat sparen, aber wird hier nicht genau an der falschen Stelle gespart? Neben den spürbaren Auswirkungen für betroffene Familien (sie haben einfach weniger Geld) gibt es noch eine andere langfristigere Folge mit Signalwirkung: Die Gleichstellung von Mann und Frau erlebt einen riesigen Rückschritt.

Eigentlich war der Weg mit dem Elterngeld dafür geebnet, dass sich Paare die Erziehungsarbeit möglichst gleichmäßig aufteilen können. Mit der geplanten Änderung wird dieser Fortschritt aufgeweicht und entwickelt sich in die entgegengesetzte Richtung. Frauen verdienen oftmals deutlich weniger als ihre männlichen Partner. Die Entscheidung, wer in Elternzeit geht und auf welches Gehalt man eher verzichten kann, fällt demnach oft auf die Frau. Frauen werden so wieder abhängiger von Männern und alte Rollenbilder kehren zurück.

Natürlich: 150.000 Euro sind eine Menge Geld. Wenn die Hälfte des Einkommens davon nach der Geburt des Kindes wegfällt, hohe Kosten für Mieten, Kinderbetreuung etc. dazu kommen, bleibt davon allerdings nicht mehr so viel übrig. Auch gutverdienende Eltern rechnen mit dem Elterngeld. In Zukunft werden sich junge Menschen vermutlich zweimal überlegen, ob sie sich ein Kind leisten können und wollen. Mit Blick in die Zukunft für unsere Gesellschaft allgemein und den schon jetzt gravierenden Fachkräftemangel, sind weniger Kinder keine gute Nachricht.

Lese-Tipp: Fragen und Antworten: So funktioniert die Kindergrundsicherung!

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