Rewe-Chef: Der Preis steigt bei Molkereiprodukten deutlich über drei Euro
Wartet an der Supermarktkasse im neuen Jahr der nächste Preisschock?

Butter, Brot und Milch: Schon 2022 ist Einkaufen im Supermarkt deutlich teurer als noch vor einem Jahr. Die Preise für Nahrungsmittel lagen, laut Statistischem Bundesamt, im November dieses Jahres sogar um mehr als 20 Prozent höher als im November 2021. Und klar ist jetzt schon: Auch im neuen Jahr werden Lebensmittel teurer. Für welche Produkte die Preise jetzt besonders ansteigen werden und welche Rolle die Industrie dabei spielt, macht Rewe-Chef Lionel Souque im Interview mit dem „Spiegel“ deutlich.
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Souque: Im nächsten Jahr werden wir nochmal rund fünf Prozent Teuerung sehen!
Gerade, weil die Preise für Lebensmittel in diesem Jahr stark angestiegen sind, achten viele Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt genau darauf, wo und wie sie einkaufen. Und das wird sich wohl auch im kommenden Jahr nicht ändern – im Gegenteil, wie Rewe-Chef Souque dem „Spiegel“ erklärt.
Die Lebensmittelpreise würden mit etwas Zeitverzug den Rohstoff- und Energiepreisen folgen. „Im nächsten Jahr werden wir deshalb wohl noch einmal rund fünf Prozent Teuerung sehen, vielleicht auch etwas mehr. Wir haben für das erste Quartal 2023 bereits angekündigte Preiserhöhungen von Markenlieferanten im Wert von einer Milliarde Euro auf dem Tisch. Die lehnen wir strikt ab“, so Souque weiter. Insbesondere große globale Konzerne würden mehr Geld sehen wollen - vor allem US-Unternehmen. Darunter seien auch solche, die ihren Investoren gerade zwischen 20 und 30 Prozent Gewinnmarge verkündeten, sagt der Rewe-Chef.
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Rewe-Chef: Regallücken durch Lieferstopps oder Auslistungen wegen Preiserhöhungen möglich

Dazu betont Souque: „Wir können und wollen die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert. Die Menschen haben nicht so viel Geld“. Bereits im Jahr 2022 habe Rewe durch hartes Verhandeln die Umsetzung von mehr als der Hälfte der Preisforderungen der Hersteller verhindert.
„Gerade große, internationale Konsumgüterhersteller versuchen auch in der aktuellen Situation noch, ihre Gewinnmargen zu erhöhen, und fordern Preiserhöhungen, die nicht gerechtfertigt sind“, sagte Souque. Das führe zu Konflikten und manchmal auch zu Regallücken durch Lieferstopps oder Auslistung. „Aber wenn wir einfach alles abgenickt hätten, was die Konzerne fordern, wären die Preiserhöhungen in unseren Läden doppelt so hoch wie sie jetzt sind - und sie sind schon hoch genug.“
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Was die Preissteigerungen angeht, macht Souque im „Spiegel“-Interview klar, dass sich gerade für Molkereiprodukte die Preise deutlich erhöhen werden. Die Zeiten, in denen es ein halbes Pfund Butter für 1,50 Euro gegeben habe, seien wohl leider vorbei. „Der Preis steigt gerade auf deutlich über drei Euro bei den Markenmolkereien und ich befürchte, das wird so weitergehen“, schätzt Souque.
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Souque: Da wo Preiserhöhungen zu hoch waren, wechseln Kunden verstärkt zu Eigenmarken
Mit seiner grundlegenden Kritik an Markenherstellern ist Lionel Souque nicht alleine. Auch Edeka-Chef Markus Mosa hat sich ähnlich geäußert. Der Markenverband als Zusammenschluss der Markenhersteller hat die Vorwürfe in einem offenen Brief an den deutschen Lebensmittelhandel zurückgewiesen. Darin schrieb Hauptgeschäftsführer Christian Köhler: „Der Vorwurf von Teilen des Handels, die Industrie sei der Inflationstreiber, widerspricht eklatant den Tatsachen.“ Die Preise für die Handelsmarken der Hersteller seien zuletzt noch stärker gestiegen als die der Markenartikler.
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Der Rewe-Chef betonte, insgesamt habe die Inflation das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden spürbar verändert. „Die Leute kaufen definitiv mehr Sonderangebote. Besonders da, wo ihnen die Preiserhöhungen bei Markenartikeln zu hoch waren, wechseln sie auch verstärkt zu Eigenmarken“. Aber auch da habe es Preiserhöhungen gegeben.
Im „Spiegel“-Interview sagt Souque: „Auch wir mussten aufgrund steigender Kosten die Preise anpassen. Das macht sich prozentual oft stärker bemerkbar als bei den Markenartikeln. Unser Mineralwasser kostet jetzt 25 Cent statt 19 Cent, das sind 30 Prozent mehr“. Außerdem gebe es bei vielen Menschen eine leichte Tendenz, mehr im Discount statt im Supermarkt einzukaufen. „Die Discounter gewinnen in diesem Jahr insgesamt Marktanteile gegenüber den Supermärkten, aber insbesondere verliert der Fachhandel“.
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„Der Vorwurf von Teilen des Handels, die Industrie sei der Inflationstreiber, widerspricht eklatant den Tatsachen“
Mit seiner Kritik an Markenherstellern ist Souque nicht alleine. Auch Edeka-Chef Markus Mosa hat sich ähnlich geäußert. Der Markenverband als Zusammenschluss der Markenhersteller hat die Vorwürfe in einem offenen Brief an den deutschen Lebensmittelhandel zurückgewiesen. Darin schrieb Hauptgeschäftsführer Christian Köhler: „Der Vorwurf von Teilen des Handels, die Industrie sei der Inflationstreiber, widerspricht eklatant den Tatsachen.“ Die Preise für die Handelsmarken der Hersteller seien zuletzt noch stärker gestiegen als die der Markenartikler.
Der Rewe-Chef betonte, die Inflation habe das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden spürbar verändert. „Die Leute kaufen definitiv mehr Sonderangebote. Besonders da, wo ihnen die Preiserhöhungen bei Markenartikeln zu hoch waren, wechseln sie auch verstärkt zu Eigenmarken.“ Außerdem gebe es eine leichte Tendenz, mehr im Discount statt im Supermarkt einzukaufen. „Die Discounter gewinnen in diesem Jahr insgesamt Marktanteile gegenüber den Supermärkten, aber insbesondere verliert der Fachhandel.“ (mit dpa/lwe)
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