Bundesumweltministerin kündigt Einschränkungen an

Weniger Öko-Sprit! Wird der Tank jetzt günstiger?

Jens Büttner
Eine Zapfpistole steckt an einer Tankstelle in einem Wagen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
deutsche presse agentur

Weniger Sprit aus Raps, Soja und Co? Genau das strebt die Regierung laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke an. Es könne in Krisenzeiten nicht sein, dass so viel Agrarfläche für den Tank verloren gehe, argumentiert die Grünen-Politikerin. Aus der Branche hagelt es Kritik. Aber wird der Tank für uns günstiger?

Nahrungsmittel statt Sprit

Wegen des Ukraine-Kriegs will die Umweltministerin die Nutzung von Agrarprodukten als Kraftstoffzusatz einschränken. Sie arbeite mit dem Landwirtschaftsministerium daran, den Einsatz sogenannter Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zu reduzieren, sagte die Grünen-Politikerin der „Augsburger Allgemeinen“.

„Agrarflächen sind weltweit begrenzt, wir brauchen sie dringend für die Ernährung, das führt uns der Krieg in der Ukraine dramatisch vor Augen.“ Agrarflächen sollten für die Produktion von Nahrungsmitteln und nicht für den Tank genutzt werden. Wie das genau aussehen soll, lies die Ministerin offen.

Palmöl bald nicht mehr als Kraftstoffzusatz anerkannt

Umweltministerin Lemke verwies darauf, dass in Deutschland ab 2023 die Verwendung von Palmöl als Kraftstoffzusatz im Diesel nicht mehr als Biosprit anerkannt werde. „Ich will jetzt den nächsten Schritt gehen und auch den Einsatz von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen weiter reduzieren“, kündigte Lemke an.

Derzeit werden zur Entlastung der CO2-Bilanz bei Diesel meist sieben Prozent Pflanzenölerzeugnisse zugesetzt und bei Benzin zwischen fünf und zehn Prozent Bioethanol, das meist aus Getreide und Rüben gewonnen wird.

Nach Angaben des Umweltministeriums gehen in diesem Jahr etwa vier Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Straßenverkehr auf Biokraftstoffe zurück, die aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen gewonnen werden. „Diese Energiemenge entspricht etwa 9,8 Millionen Tonnen an Rohstoffen wie Weizen, Raps, Mais und Soja“, heißt es dazu auf dpa-Anfrage.

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Wird der Tanz jetzt günstiger?

Der Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), Norbert Schindle, widerspricht der Annahme: „Das Gegenteil ist der Fall. Der Anbau der bei der deutschen Bioethanolproduktion eingesetzten Menge landwirtschaftlicher Rohstoffe benötigt lediglich drei Prozent der heimischen Ackerfläche. Weizen, der zur Bioethanolherstellung verwendet wird, belegt weniger als ein Prozent der weltweit verfügbaren Weizenanbauflächen.“ Außerdem stamme ein Großteil des produzierten Bioethanols aus der Verarbeitung von Futtergetreide, so BDBe-Geschäftsführer Stefan Walter zur „Autobild“.

Aufgrund der aktuell hohen Preise für Biokraftstoffen, die deutlich höher sind als Sprit aus Erdöl, müssten die Tankpreise nach dem Verzicht auf die Beimischung fallen. Doch die Annahme sei falsch: „Schon jetzt ist E10 etwa sechs Cent pro Liter günstiger als E5, obwohl ein größerer Anteil des teureren Bioethanols beigemischt wird. Solange die Kosten hierfür unterhalb der Strafzahlung liegen, geht die Rechnung für die Mineralölgesellschaften auf.“

Heftige Kritik aus der Branche

Kritik an den Plänen der Umweltministerin gab es auch aus der Union. CSU-Energieexperte Andreas Lenz warnte vor einem Verzicht auf Biokraftstoffe und deren Zusatz in Benzin und Diesel: „Biokraftstoffe verringern den Bedarf an fossilen Kraftstoffen deutlich und leisten damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und weniger Abhängigkeiten.“

Auch die betroffene Branche reagierte mit Ablehnung. „Aufgrund der hohen Agrarpreise wird die Produktion bereits jetzt deutlich eingeschränkt. Die Ministerin will also etwas gesetzlich regeln, auf das der Markt bereits reagiert hat“, kritisierte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).

Baumann verwies darauf, dass Biokraftstoffe der wesentliche Baustein für Klimaschutz im Mobilitätssektor seien. „Ohne Biokraftstoffe werden die gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz auf Jahre krachend verfehlt. (dpa/mor)