150.000 Euro Schaden: Familie lebt mit Loch in Wand! Auto crasht in Haus – doch Versicherung zahlt nicht
Weihnachten 2024 kracht ein Auto in das Haus von Rita Müller und ihrer Familie. Doch die Versicherung des Unfallverursachers zögert die Reparaturarbeiten hinaus und Müller muss auch bei eisigsten Temperaturen mit dem Loch in der Hauswand ausharren. Selbst nach sieben Monaten lebt die 70-Jährige noch immer in einer Mischung aus Baustelle und Ruine. Wie kann das sein?
Das hier ist – oder war mal – ein Wohnzimmer. Der Adventskranz steht noch auf dem Sofatisch, als in der Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtsfeiertag 2024 ein Auto in die Hauswand kracht. Die Schäden: Unübersehbar. Glücklicherweise wird niemand lebensgefährlich verletzt, aber für die Hausbewohner ist auch ein gutes halbes Jahr später nichts mehr, wie es war.
Rita Müller und ihre Tochter haben uns schon im Sommer eine E-Mail mit einem Hilferuf geschickt. Auch nach Monaten gibt es ein Hin und Her mit der gegnerischen Versicherung – die Folge: Die Reparaturarbeiten haben kaum begonnen.
Knapp sieben Monate nach dem Unfall besuche ich die Familie in Kiel.
Zeitlich ist es ein Zufall, dass ich genau heute hier bin. Aber an der Wartezeit ändert das nichts: Sieben Monate hat das Einfamilienhaus ein Loch, noch immer fehlen Fenster. Der Grund: Ob und vor allem wieviel die gegnerische Versicherung für die Instandsetzung zahlen will, war lange nicht klar – auch deshalb bin ich heute hier.
Dabei steht fest, wer hier das Opfer ist und dringend Hilfe braucht.
Ihre 35-jährige Tochter Sandra hat ihr Zimmer genau über dem Unfallort…
Das Haus stellt sich schnell als nicht einsturzgefährdet heraus – zum Glück. Zunächst werden Wasser und Strom für mehrere Tage abgestellt, weil Leitungen zerstört wurden, mitten im Winter. Die Müllers wohnen ab jetzt in einer Mischung aus Unfallort und Baustelle. Was sie nie gedacht hätten: Dieser Zustand bleibt so über Monate – weil das Geld fehlt.
Bis Anfang Juli hatte die laut Rita Müller rund 30.000 Euro gezahlt. Erst nach Monaten sei überhaupt erst eine Gutachterin der Versicherung gekommen. Die habe laut Rita Müller völlig empathielos agiert. Neue Gardinen? Dann müssten erst alte nachgewiesen werden. Heizkörper sollte es nur noch einen statt zwei geben und die Klinker an der Fassade sollten wieder die original Verbauten sein, andere würden nicht gezahlt. Laut Rita Müller sei es aber 45 Jahre nach Einbau schlicht unmöglich gewesen, die wieder aufzutreiben. Und das sind angeblich nur einige Beispiele. Deshalb steht immer noch fast alles still.
Rita Müller ist 70 Jahre alt, ihr Mann 80. Sie haben jetzt Sorge vor dem kommenden Herbst und Winter.
Ich hake bei der Versicherung nach. Es geht zu diesem Zeitpunkt um viele Zehntausend Euro Unterschied in der Bewertung zwischen einem eigenen Gutachter und dem der Versicherung. Und vor allem muss jetzt schnell etwas passieren.
Der Fachanwalt für Immobilienrecht Dietrich Schenke kennt solche Fälle. Und wo ich als Nicht-Betroffener fassungslos auf die Situation blicke, sagt er mir: Er sei überhaupt nicht überrascht.
Dietrich Schenke: „Die Versicherer haben alle Zeit der Welt. Je länger sie warten, desto günstiger wird es möglicherweise für sie."
Die Müllers haben einen Anwalt, auch mit ihm bin ich in Kontakt. Doch tatsächlich werden offenbar meine Nachfragen einiges in Bewegung setzen. Aus Sicht des Experten sind einige Forderungen der Versicherung absurd – und die Familie habe Anspruch auch darauf, dass auch rein oberflächlich alles wieder gut aussieht.
Nur beim Hausrat müssten sich die Müllers wohl darauf einrichten, nicht den Neuwert der kaputten Geräte erstattet zu bekommen, sondern den sogenannten Zeitwert. Außer die eigene Hausratversicherung greift hier.
Darauf hofft Rita Müller noch.
Und dann tut sich etwas – endlich. Die Versicherung des Autohalters meldet sich bei mir. Sie sehe doch noch Gesprächsbedarf, es seien zwar noch ein paar Klärungen nötig, aber:
Stellungnahme: „Zu den durch den Rechtsanwalt übermittelten Nachforderungen wollen wir möglichst bald mit ihm in Kontakt treten."
Und dann treffe ich Rita Müller erneut. Es ist Geld geflossen. Zur Erinnerung: bisher hatte die Versicherung rund 30.000 Euro gezahlt, bis Ende Juli waren es dann schon 56.000. Das frische Geld wurde sofort gut angelegt: Neue Fenster, der Boden und die Wände sind instandgesetzt und: Der Raum ist trocken.
Das haben wir natürlich auch Ihnen zu verdanken. Wenn das nicht so wäre, hätten die wahrscheinlich noch nicht gezahlt. Da bin ich der festen Überzeugung, dass die dann weitergemauert hätten.
Das freut mich natürlich. Klar ist aber auch: Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Das Wohnzimmer steht, es ist dicht und trocken – aber bis es auch wieder richtig wohnlich ist, wird es noch dauern. Wobei ich ja hoffe, dass nach diesen Bildern auch die Versicherung mittlerweile sieht: Jeder Euro fließt hier zu Recht an Rita Müller.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche