Schon allein die Speisekarte ist für Connie eine riesige Herausforderung.
Conni: „Ich hätte gerne Schokokuchen, können sie sagen welcher dafür gut ist?"
Die Zweiundvierzig-Jährige leidet unter funktionalem Analphabetismus. Längere Wörter muss sie im Kopf zusammensetzen. Weil es zu lange dauert, bis sie die Speisekarte versteht, fragt sie meist direkt nach.
Conni: „Ich schäme mich nicht, dass ich es habe. Ich gehe auch offen damit um. Aber wenn dann so schnell gehen muss, wenn viele Leute in einem Raum sind, dann schäme ich mich doch schon."
Was ihrem Leben die entscheidende Wende gab, zeigen wir gleich.
Erstmal die Frage an den Experten, was Analphabetismus überhaupt genau ist.
Ronny Meyer, Sozialpädagoge CJD Chemnitz: „Unter Analphabetismus versteht man, wenn erwachsene Menschen Probleme beim Lesen und Schreiben haben, die so gravierend sind, dass sie Texte nicht erfassen können und dass sie auch bestimmte Wörter nicht schreiben können."
Genau das kennt auch Conni. Für eine schnelle WhatsApp-Nachricht braucht sie höchste Konzentration.
Deshalb telefoniert sie lieber. Und auch Straßenschilder machen ihr zu schaffen.
Conni: „Die Schilder. Gerade, wenn man es eilig hat. Und man kann sie nicht so schnell lesen. Ich weiß gar nicht, wo man hinlaufen soll."
Kleinigkeiten werden zur Mammutaufgabe. Und auch bei der Kindererziehung stößt die Mutter an ihre Grenzen.
Conni: „Mein Kind, wo sie in die Schule gekommen ist, haben Sie auch nachgefragt? Mama, was heißt das? Und ich konnte ihr nicht helfen, habe gesagt, jetzt muss ich endlich was dafür tun, dass ich Hilfe bekomme."
Und zwar hier: In einem Alphabetisierungskurs in Chemnitz lernt sie endlich Lesen und Schreiben.
Das Ziel des Vereins CJD ist es, die Teilnehmer ermutigen.
Ronny Meyer, Sozialpädagoge CJD Chemnitz: „Auf der einen Seite geht es darum, unsere Teilnehmer in ihrem sozialen Leben und in ihrem privaten Leben zu stabilisieren. Die zweite Ebene besteht darin, die Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich Lesen und Schreiben zu verbessern."
Denn Menschen mit Analphabetismus müssen nicht ihr Leben lang unter dem Handicap leiden.
Deshalb rät Conni: „Jeder, der dieses Problem hat, sollte sich Hilfe suchen. Es ist nicht schwer."
Und genau mit dieser Einstellung ist sie ein großes Vorbild. Denn Aufgeben kommt für Conni nicht infrage.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche