Analphabetismus ist durch Schwierigkeiten beim Lesen und
Schreiben gekennzeichnet. Betroffene werden den sprachlichen Anforderungen des
Alltags nur schwer gerecht. Je nach Ausprägung der sprachlichen Defizite
unterscheidet man verschiedene Arten des Analphabetismus.
Welche Formen von Analphabetismus gibt es?
Analphabetismus reicht bis zur vollständigen Lese- und
Schreibunfähigkeit. In diesem Fall ist von totalem Analphabetismus die Rede.
Funktionaler Analphabetismus unterscheidet sich davon durch Grundkompetenzen.
Funktionale Analphabeten können lesen und schreiben, aber verwenden Sprache im
Alltag unangemessen. Analphabetismus kann verschiedene Ursache haben. Primäre
Analphabeten haben das Lesen und Schreiben nie gelernt. Wer beide Fähigkeiten
erlernt und wieder verlernt, gilt als sekundärer Analphabet. Diese Form des
Analphabetismus nimmt zu, seitdem Printmedien an Bedeutung verlieren.
Analphabetismus in Deutschland
Insgesamt sind bundesweit über sieben Millionen Menschen
Analphabeten. Jeder siebte Erwachsene leidet an funktionalem Analphabetismus.
Totaler Analphabetismus kommt innerhalb der Bundesrepublik fast ausschließlich
in schlechter gestellten Familien vor. Vernachlässigte Kinder sind am
häufigsten betroffen. Auch primärer Analphabetismus ist angesichts der
deutschen Schulpflicht eine bundesweite Seltenheit. Das unterscheidet
Industrienationen wie die Deutschland von Afrika und anderen Schwellenländern.
Kindern fehlt hier der Zugang zu einem Bildungssystem, das sie mit
Sprachkompetenzen konfrontiert. Die Ursachen für Analphabetismus in Deutschland
ankern demgegenüber größtenteils im Digitalzeitalter.
Was bedeutet Analphabetismus für Betroffene?
Analphabeten in Deutschland werden den schulischen
Anforderungen der Bundesrepublik kaum gerecht. Viele Analphabeten schämen sich
für ihre sprachlichen Defizite und fühlen sich gesellschaftlich ausgegrenzt.
Diskriminierung besteht für Analphabeten innerhalb der Bundesrepublik trotzdem
kaum. Ein Drittel aller deutschen Arbeitnehmer vermuten sprachliche Defizite
bei mindestens einem Kollegen. Dasselbe gilt für mehr als 40 Prozent aller
Arbeitgeber. Viele von ihnen setzen Analphabeten bewusst in Bereichen ein, die
keine Lese- und Schreibfähigkeit erfordern. Die Lage für Betroffene hat sich in
Deutschland während des 21. Jahrhunderts deutlich verbessert. Das DGB
Bildungswerk BUND bildet zum Beispiel ehrenamtliche Helfer zu Mentoren aus. Sie
unterstützen Betroffene beim Ausfüllen von Formularen und informieren über
Weiterbildungsmöglichkeiten. Analphabetismus wird anders als in der
Vergangenheit nicht mehr mit minderer Intelligenz gleichgesetzt.