Irans Atompolitik

Diese Ziele verfolgt das Mullah-Regime mit der Anreicherung von Uran

December 7, 2022, Tehran, Tehran, Iran: This handout picture provided by the Iranian presidency shows Iran's President EBRAHIM RAISI delivering a speech at Tehran University as the Islamic country marks Student's Day, on December 7, 2022. The Iranian president was visiting the university to mark the annual Students' Day, which marks the 1953 killing by the shah's security forces of three students. Raisi thanked students on the student's day at the university of Tehran for their âinsightâ in not letting the atmosphere of the university be the atmosphere of âriot.'' The Islamic Republic has been rocked by protests -- referred to by officials as ''riots'' -- since the September 16 death of Mahsa Amini after her arrest for an alleged breach of the country's dress code for women. (Credit Image: © Iranian Presidency via ZUMA Press Wire) / action press
Im Auge des Sturms: Irans Präsident Raisi besucht die Universität von Teheran.
TO, action press, ActionPress
von Delara Nutz und Andrea Sellmann

Die Mullahs fahren einen harten Kurs: Die internen Angelegenheiten der Islamischen Republik Iran gingen den Westen nichts an, heißt es seitens des Regimes. Keinem anderen Land sei es erlaubt, sich einzumischen. Diese Aussage bezieht sich einerseits auf die aktuelle Protestbewegung, andererseits auf den Ausbau der Atomtechnologie im Land.

Irans nukleare Aufrüstung

Nutzt der Iran Atomkraft wirklich nur zu friedlichen Zwecken? Oder will das Regime unter zivilem Deckmantel eine Atombombe bauen? Für den Islamwissenschaftler Guido Steinberg ist die Antwort klar: Der Iran stehe gerade an der Schwelle, sich nuklear zu bewaffnen, sagte er im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Er rechnet damit, dass der Iran in den nächsten Monaten mit einer entsprechenden Erklärung an die Öffentlichkeit gehen wird. Nur eine militärische Drohung - etwa von Israel oder den USA - könne das Regime noch davon abhalten.

Der Politologe Ali Fathollah-Nejad erklärt, welches Ziel für ihn dahintersteckt: Teheran setze das Atomprogramm strategisch ein, „weil es genau weiß, was für Ängste im Westen geschürt werden“, sagt der gebürtige Iraner. Seiner Ansicht nach möchte das Regime auf diese Weise immun werden gegen ausländische Angriffe – so wie es Nordkorea, das über Atomwaffen verfügt, seit Jahren gelingt.

Lese-Tipp: Mullah-Regime vollstreckt Todesstrafe – Erste Hinrichtung eines Demonstranten im Iran seit September

Um ihre Atompolitik durchzusetzen, zahlt die iranische Regierung einen hohen Preis: Die USA sind im Jahr 2018 aus dem Internationalen Atomabkommen ausgestiegen und haben die Sanktionen gegen den Iran verschärft. Das hatte erhebliche Auswirkungen auf die dortige Wirtschaft. Davon betroffen sind auch deutsch-iranische Geschäftskontakte: Maschinen „made in Germany“, einst ein Exportschlager in den Iran, werden kaum noch verkauft. Ein Faktor, der sich auf Dauer nur schwer durch russische oder chinesische Importe ausgleichen lässt.

Deutsch-iranischer Außenhandel halbiert

Seit der Iran vom Zahlungssystem Swift ausgeschlossen wurde, ist auch der deutsch-iranische Außenhandel massiv eingebrochen. Innerhalb eines Jahres hat er sich von über 3 Milliarden Euro auf rund 1,7 Milliarden Euro fast halbiert. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag das bilaterale Handelsvolumen laut Deutsch-Iranischer Industrie- und Handelskammer bei 1,072 Milliarden Euro. Mit Umweg über die Türkei könnten Unternehmen zwar Sanktionen aushebeln, erklärt Steinberg. Und kleinere Geschäfte würden sogar wieder per Geldkoffer abgewickelt. Doch all das spiele sich ab in einem Bereich, der „volkswirtschaftlich kaum noch eine Rolle spielt.“

Dabei werde seitens des Regimes propagiert, dass es ein Recht auf Atomtechnologie gäbe, das für die Industrialisierung des Landes unverzichtbar sei, erklärt Fathollah-Nejad. Es gehe darum, nationalen Stolz zu verbreiten, um sich die Zustimmung in der Bevölkerung zu sichern. Allerdings schwächen die Sanktionen die iranische Wirtschaft enorm. Der Versuch des Regimes, das Atomprogramm als „ein Zeichen der Selbstbestimmung“ des Irans zu verkaufen, trifft daher immer mehr auf Ablehnung, so der Politologe.

Aktuell ist die Lage im Land unübersichtlich: Guido Steinberg hält die Machtbasis des Regimes trotz der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung für weitgehend intakt und sieht „mehrere 100.000 Mann, die bereit sind, für dieses Regime massenhaft zu töten, zu verhaften und zu foltern.“ Ali Fathollah-Nejad glaubt trotzdem fest an einen revolutionären Prozess. Selbst wenn die Proteste aktuell noch keinen Erfolg bringen sollten, ist für ihn „die nächste Explosion des Zorns nur eine Frage der Zeit.“ Und eins ist für den Islamwissenschaftler klar: „Es besteht durchaus Potenzial für Veränderung. Wenn nicht kurzfristig, dann mittelfristig.“

Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.

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