Inflation steigt im März auf 7,3 Prozent
Einfach erklärt: Was bedeutet eigentlich Inflation? Und welche Auswirkungen hat sie für mich persönlich?

Der Sprit ist teuer, viele Lebensmittel werden immer teurer und auch die Energiepreise steigen immer weiter. All das führt dazu, dass die Inflationsrate in Deutschland steigt. Im März steigt sie (im Vergleich zum Vorjahr) auf 7, 3 Prozent. Aber was genau bedeutet der Begriff „Inflation“ eigentlich genau? Und: Welche Auswirkungen haben sie auf mich persönlich? Die wichtigsten Fragen rund um das Thema „Inflation“ einfach und verständlich erklärt.
Was bedeutet Inflation?
Bestimmte Produkte und Dienstleistungen haben hin und wieder schwankende Preise, was normal ist. Wenn sich jedoch die Preise für alles zugleich immer weiter erhöhen, spricht man von einer Inflation. Das Geld ist dann also weniger wert als vorher. Das bedeutet: Für gleiches Geld kann man weniger kaufen. Eine Inflation ist gleichbedeutend mit dem Begriff der Geldentwertung.
Eine Inflation hat Folgen für Privatpersonen wie auch für Unternehmen und kann unterschiedliche Ursachen haben.
Was sind die Ursachen für eine Inflation?
Für eine Inflation kann es unterschiedliche Gründe geben. Oft treten sie auch gemeinsam auf.
Nachfrage übersteigt Angebot: Es ist möglich, dass die Nachfrage von bestimmten Produkten und Gütern das Angebot übersteigt.
Erhöhung von Unternehmenskosten: Etwa aufgrund von Lohnerhöhungen oder einer Rohstoffknappheit oder -verteuerung. Damit die Unternehmen keine roten Zahlen schreiben, müssen sie ihre Kosten an die Kunden weitergeben, wodurch automatisch die Preise steigen.
Zentralbanken erhöhen Geldmenge: zum Beispiel wenn sie einem Staat zusätzliches Geld geben. Wenn es mehr Geld gibt, wird als Folge auch mehr ausgegeben. Dadurch steigen wiederum Nachfrage und Preise.
Die aktuelle Erhöhung der Inflationsrate hat mit dem Ukraine-Krieg zu tun. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind viele Preise deutlich gestiegen. Das hat folgende Gründe:
Güter wie Gas und Erdöl sind knapper: Dadurch sind die Preise fürs Tanken und Heizen drastisch gestiegen. Russland und die Ukraine fallen als wichtiger Lieferant von bestimmten Rohstoffen aus.
Internationaler Handel eingeschränkt: Der Krieg belastet auch den internationalen Handel – so auch die Wirtschaftsleistung einiger Länder. Bestimmte Lieferketten sind eingeschränkt.
Wie stark sind die Verbraucherpreise zuletzt gestiegen?
So haben sich die Preise im März für deutsche Verbraucher entwickelt (nach vorläufigen Daten der Statistiker, im Vergleich zum Vormonat):
insgesamt im März: 39,5 Prozent mehr für Haushaltsenergie und Kraftstoff
Nahrungsmittel verteuerten sich innerhalb eines Jahres um 6,2 Prozent: Kartoffeln sind um ein Viertel teurer geworden. Auch Eier (plus 17,6 Prozent) und Speisefette und -öle (plus 16,8 Prozent) stiegen laut Daten aus NRW ebenfalls deutlich im Preis.
Schon Im Februar war die Inflationsrate angestiegen. Nach einem Rückgang auf 4,9 Prozent im Januar kletterte die Teuerung in Deutschland im Februar 2022 wieder über die Fünf-Prozent-Marke. Deutlich teurer wurden Heizöl (plus 52,6 Prozent), Erdgas (plus 35,7 Prozent) und Sprit (plus 25,8 Prozent). Nicht nur die angespannte Lage auf dem Weltmarkt trieb die Preise, sondern auch die deutsche CO2-Abgabe: Seit Jahresbeginn werden 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.
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Was bedeutet die hohe Inflation für mich?
Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können. Das kann unterschiedliche Auswirkungen für jeden persönlich haben:
Einkaufen teurer: Vor allem dann, wenn Waren teurer werden, die häufig gekauft werden, spüren die Menschen das im Portemonnaie: beim Tanken, im Supermarkt.
Sparen weniger wert: Das Geld, was beispielsweise auf dem Girokonto liegt ist aktuell faktisch weniger wert als vorher. Wer aktuell 1.000 Euro auf dem Konto hat, bei dem ist das Geld bei einer Inflationsrate von fünf Prozent nach fünf Jahren in der Kaufkraft nur noch 780 Euro wert.
Lohnverlust: In den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 mussten Deutschlands Arbeitnehmer jeweils Reallohnverluste hinnehmen. Im vergangenen Jahr wurde der an sich kräftige Anstieg der Bruttolöhne um knapp 3,1 Prozent mehr als vollständig von den um gut 3,1 Prozent gestiegenen Verbraucherpreisen aufgezehrt. Für das laufende Jahr sind wegen der noch stärker anziehenden Inflation ebenfalls keine Reallohngewinne zu erwarten.
Gibt es auch Menschen, die von der hohen Inflation profitieren?
In bestimmten Situationen kann eine hohe Inflationsrate auch von Vorteil sein. Beispielsweise wenn man Schulden hat oder Kreditnehmer ist. Der Betrag, den man Jemandem anderen schuldet bleibt auf dem Papier zwar derselbe, doch durch den Wertverlust des Geldes, ist es faktisch weniger Geld, was man aus der Hand geben muss. Durch die Entwertung des Geldes schrumpft also auch der Wert der Forderung – beispielsweise des Kredits.
Davon kann beispielsweise der Staat profitieren. Er zählt zu den größten Schuldnern und damit auch zu den größten Gewinnern. Wenn die Inflationsrate höher ist als der Zinssatz, zu dem sich der Staat Geld geliehen hat, werden die Staatsschulden von ganz alleine niedriger.
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Was tut der Staat, um Verbraucher zu entlasten?
Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche ein weiteres Paket geschnürt, um die Menschen angesichts der stark gestiegenen Energie- und Spritpreise zu entlasten. Darin enthalten ist unter anderem eine auf drei Monate befristete Senkung der Energiesteuer, die den Liter Benzin um 30 Cent und Diesel um 14 Cent günstiger machen soll. Zudem erhalten Arbeitnehmer einmalig 300 Euro Energiezuschuss auf ihr Bruttogehalt und Familien pro Kind 100 Euro Bonus auf den Kinderfreibetrag. Die Gesamtkosten für den Staat werden nach Schätzung des Bundesfinanzministeriums an die 16 Milliarden Euro heranreichen, die das erste Entlastungspaket aus dem Februar umfasste.
Im Video: Experte rechnet mit weiter steigender Inflation
Ist die Inflation nur in Deutschland so hoch?
Auch im Euroraum insgesamt treiben vor allem die Energiepreise die Teuerung. Im Februar erreichte sie mit 5,9 Prozent den höchsten Stand im Währungsraum seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung im Jahr 1999. In den USA stiegen die Verbraucherpreise im Februar im Vergleich zum Vorjahr um knapp 8 Prozent, das war dort der höchste Wert seit 40 Jahren. Großbritannien erlebt den steilsten Anstieg der Verbraucherpreise seit 1992.
Wie sind die weiteren Aussichten?
Mit einer Entspannung bei den Preisen rechnen Volkswirte vorerst nicht. „Auch die Preise für Nahrungsmittel und Industriegüter dürften im Zuge des Einbruchs der Weizenexporte aus der Ukraine und Russland beziehungsweise aufgrund neuer Störungen der Lieferketten zusätzlichen Auftrieb erhalten“, schrieb die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht für März.
Nach Einschätzung der „Wirtschaftsweisen“ müssen sich die Menschen in Europas größter Volkswirtschaft in Folge des Ukraine-Krieges auf dauerhaft höhere Energiepreise einstellen. Dadurch, dass sich Deutschland unabhängiger von Gas- und Ölimporten aus Russland mache, stiegen langfristig die Kosten, sagte Veronika Grimm vom Wirtschaftssachverständigenrat der Bundesregierung. „Die Energiepreise werden dadurch strukturell höher bleiben, als sie es vor dieser Krise waren.“
Der Bankenverband BdB erwartet auch in den nächsten Monaten Inflationsraten von mehr als sieben Prozent. „Auch für die nächsten Jahre rechnen wir mit deutlich steigenden Preisen“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Das Ifo-Institut prognostiziert für das Gesamtjahr 2022 eine Teuerungsrate von bis zu 6,1 Prozent. Das wäre die höchste Inflation in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990. (dpa/khe)
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