Düsseldorf, Köln-Bonn, Münster/Osnabrück, Frankfurt
Wie die Flughäfen den Start in die Sommerferien planen
Gestrichene Flüge, gestrandete Passagiere, stundenlange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen. Bereits vor Beginn der Sommerferien geht einiges schief an unseren Flughäfen. RTL hat nachgefragt: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um zum Ferienstart einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Airports oft nicht zuständig für Check-In und Luftsicherheitskontrolle
Die Flughäfen sind eine Welt für sich. Wenn Flugzeugpassagiere am Flughafen stranden, wie es gerade in Düsseldorf passiert ist, oder es zu langen Wartezeiten an den Check-In-Schaltern oder den Sicherheitskontrollen kommt, können vor allem sie am wenigsten dafür: die Flughafenbetreiber.
So ist zum Beispiel die Durchführung der Luftsicherheitskontrollen eine hoheitliche Aufgabe des Bundes und der zuständigen Sicherheitsbehörden. „Am Köln Bonn Airport werden sie von der Bundespolizei durchgeführt, die dafür private Sicherheitsdienstleister einsetzt“, erklärt Lukas Weinberger vom Flughafen Köln-Bonn. Und genau so verhält es sich auch in den meisten anderen Flughäfen in Deutschland.
Beim Check-In ist es ähnlich: Der gehöre zum Aufgabenbereich der Airlines oder deren Handlingsagenten, so Weinberger. „Der Flughafen ist also am Prozess der Passagierkontrolle und des Check-Ins nicht aktiv beteiligt.“
Allerdings versuchen die Flughafenbetreiber durch eigene Maßnahmen, einen reibungslosen Ablauf am Flughafen zu gewährleisten. RTL hat nachgefragt, welche das sind. Außerdem haben die Flughäfen ihre besten Tipps ausgepackt, mit denen Flugreisende zügig durch die Abfertigung kommen.
Flughafen Köln-Bonn
Der Flughafen Köln-Bonn hat eigene Maßnahmen zur Unterstützung ergriffen. „Unter anderem wird im Terminal im Auftrag des Airports ein zusätzlicher Dienstleister eingesetzt, der dem Terminalservice vor der Bordkartenkontrolle zur Seite steht“, erklärt Lukas Weinberger vom Flughafen Köln-Bonn. Außerdem habe der Flughafen zusätzliches Personal für die Abfertigung eingestellt. „Im Vergleich zum Sommer 2021 wurde das Team um rund 100 neue Beschäftigte aufgestockt. Darüber hinaus sind rund 80 weitere Mitarbeitende in laufenden Einstellungsverfahren, warten derzeit aber noch auf die im Luftverkehr notwendige Zuverlässigkeitsüberprüfung“, so Weinberger weiter.
Aufgrund der größeren Reisetätigkeit bittet der Airport Köln-Bonn seine Fluggäste, sich vorab über die Check-In-Zeiten bei ihrer Airline zu informieren und mehr Zeit als gewöhnlich vor dem Abflug einzuplanen – mindestens 2 bis 2,5 Stunden. Mit Blick auf die Sicherheitskontrolle sei es ratsam, nur ein Handgepäckstück mitzuführen und einige Hinweise zu beachten. So sind Flüssigkeiten nur in Behältern mit maximal 100 Millilitern Fassungsvermögen zugelassen und müssen in einem durchsichtigen, wiederverschließbaren 1-Liter-Plastikbeutel verstaut werden; Laptops und andere technische Geräte sollten nicht ganz unten im Handgepäck liegen, weil sie in der Kontrolle separat vorzuzeigen sind. Außerdem sollten Jacken oder Mäntel bereits vor der Kontrollspur ausgezogen werden, so dass sie ohne Zeitverzug zur Kontrolle vorgelegt werden können.
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Flughafen Düsseldorf
Der Flughafen Düsseldorf ist ebenfalls tätig geworden. „Der Airport hat jetzt eine Vielzahl eigener operativer Maßnahmen für die besonders verkehrsintensiven Ferienwochen in die Wege geleitet, um seine Partner und deren Dienstleister zu unterstützen und auf möglichst reibungslose Prozesse im Terminal hinzuwirken“, erklärt Verena Wefers vom Airport-Betreiber.
Passagiere sollten den Hinweisen ihrer Fluggesellschaft zur Anreise folgen, genügend Zeit einplanen und rechtzeitig die Reisedokumente checken. „Um den Ablauf an den Sicherheitskontrollstellen zu beschleunigen, bittet die Bundespolizei, das Handgepäck auf ein Minimum zu reduzieren und die Flüssigkeitsregelungen zu beachten“, so Wefers.
Flughafen Münster/Osnabrück
Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) geht einen anderen Weg als die deutlich größeren Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn - vielleicht auch den erfolgreicheren? Denn hier schiebt man die Verantwortung weder auf die Airlines, noch auf die Bundespolizei.
„Alle Tätigkeiten von Check-In, Sicherheitskontrolle und Vorfeldabfertigung werden durch Tochtergesellschaften des FMO durchgeführt. Damit haben wir als Flughafen einen direkten Einfluss auf den gesamten organisatorischen Ablauf und können auch direkt auf aktuelle Situationen reagieren“, erklärt FMO-Sprecher Andrés Heinemann.
Der Flughafen habe erreicht, „dass wir in allen operativen Einheiten ausreichend Personal zur Verfügung haben, um einen reibungslosen Abflug zu gewährleisten.“ Klein, aber fein? Selbstbewusst scheint man jedenfalls in Münster/Osnabrück zu sein. „Gerade in den nächsten Monaten werden die Fluggäste den Abflug ab einem kleineren Standort wie dem FMO mehr als zu schätzen wissen, da hier die Abfertigungszeiten verlässlich und planbar sind“, teilt Heinemann RTL mit. Und er verspricht den Passagiere: „Das sorgt für einen entspannten Start in den Urlaub oder für die Geschäftsreise.“
Flughafen Frankfurt
Der Fraport ist in Deutschland der Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen. Allein im April 2022 nutzten rund 4,0 Millionen Passagiere den Flughafen Frankfurt. „Wir freuen uns auf unsere Fluggäste und darüber, dass die Drehscheibe Frankfurt Airport wieder in Schwung kommt“, teilt Fraport-Sprecher Dieter Hulick mit. Doch auch der Fraport leidet unter Personalmangel, weshalb es zu Wartezeiten kommen kann. „Aktuell sucht unsere Tochter FraGround neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Gepäck- und Bodenabfertigung. In diesem Jahr wollen wir bis zu 1000 Beschäftigte neu einstellen“, erklärt Hulick.
Neben der Job-Offensive hat der Fraport ein ganzes Maßnahmepaket unter der Bezeichnung „Ramp up 2022“ geschnürt. Die wichtigsten Punkte:
Erhöhung der Ausbildungskapazitäten gegenüber 2021 um ein Vielfaches.
Finanzielle Anreize: Sonderprämien für Personen, die freiwillig Zusatzdienste erbringen oder aus anderen Bereichen freiwillig unterstützen.
Personalverschiebung: Personal wird in anderen Bereichen eingesetzt, in denen der Bedarf größer ist.
Cross-Qualifikationen: Beschäftigte werden dafür flexibel in anderen Tätigkeiten ausgebildet, um dort zu unterstützen, wo aktuell Bedarf ist. Gepäckabfertiger werden z.B. als Frachttransportfahrer ausgebildet.
Anpassungen bei Dienstplänen und Personalverfügbarkeit.
Unterstützung aus dem administrativen Bereich (Verwaltung): Beschäftigte aus dem administrativen Bereich unterstützen im operativen Bereich.
Auch der Fraport empfiehlt Passagieren, 2,5 Stunden vor Abflug im Terminal zu sein. „In Frankfurt kommt es insbesondere in den frühen Morgenstunden und kurz vor Mittag zu einem Verkehrsaufkommen, das nahezu an die Werte von 2019 heran reicht“, so Hulick. So kann es zu Verlagerung von Flügen durch Airlines in verkehrsärmere Zeiten kommen, um in den Verkehrsspitzen für eine Entlastung zu sorgen.
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