Fünf deutsche Urlauber in U-Haft
Gruppenvergewaltigung auf Mallorca? Was wir wissen und was nicht
Eine 18-Jährige, sechs Verdächtige und drei Hotels: Die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung auf Mallorca schlägt hohe Wellen. Informationen kommen erst nach und nach ans Licht, mehrmals müssen Polizei und Medien zuvor gemachte Angaben korrigieren. Wir fassen zusammen, was über den Fall bislang bekannt ist und worüber noch keine Klarheit herrscht.
Das Opfer (18 Jahre)
Die 18-Jährige, die in der Nacht zum Donnerstag in einem Hotel von mehreren Männern vergewaltigt worden sein soll, ist eine deutsche Touristin. Sie stammt nach RTL-Informationen aus Hannover und war mit Freundinnen im Urlaub an der Playa de Palma, Mallorcas Partymeile rund um den Ballermann. Zunächst hatte es geheißen, das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer sei 20 Jahre alt.
Die Täter (21 bis 23 Jahre)
Sechs Männer wurden als Tatverdächtige festgenommen: Einer ist inzwischen auf freiem Fuß, die anderen fünf sitzen in Untersuchungshaft. Sie sollen Deutsche mit türkischen Wurzeln sein – zuvor war die Rede von fünf Deutschen und einem in Deutschland geborenen Türken. Die Männer sind zwischen 21 und 23 Jahre alt und stammen nach RTL-Informationen aus Dortmund. Sie waren wie die 18-Jährige als Touristen an die Playa de Palma gekommen.
Der Tatort: Hotel Occidental Playa de Palma
Die Gruppenvergewaltigung soll sich im Hotel Occidental Playa de Palma ereignet haben. Es gehört zur Hotelgruppe Barcelo und wird von dem Touristikkonzern mit vier Sternen bewertet. Bis zum Partyzentrum mit Bierkönig und Megapark sowie zum Strand sind es nur wenige Schritte.
Am Freitag wurden die Verdächtigen von der Polizei noch einmal zum Hotel gebracht – offenbar, um die Tat nachzustellen. In Berichten spanischer Medien ist die Rede davon, dass im Zimmer "biologische Spuren" gefunden wurden. Beamte sollen diese stundenlang gesichert haben. Es sei um Sperma oder Anzeichen einer Gruppenvergewaltigung gegangen, berichtet das „Mallorca Magazin“. Zwei der Verdächtigen sollen bei der Spurensicherung im Hotel anwesend gewesen sein. Die Beamten konnten zahlreiche Spuren sicherstellen, heißt es weiter. Diese werden nun im Labor des Polizeipräsidiums untersucht.
Der Ablauf der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung
Die 18-Jährige lernte in der Partyhochburg einen der sechs später festgenommenen Männer kennen. Ermittler berichteten spanischen Medien, die beiden hätten zunächst einvernehmlichen Sex am Strand gehabt.
Was dann geschehen sein soll, schilderten die 18-Jährige und ihre Freundinnen der Polizei: Die Deutsche ging freiwillig mit in das Hotel, in dem der Mann wohnte. Weil sie dort selbst kein registrierter Gast war, wurde sie abgewiesen. Daraufhin ging der Mann mit ihr ins Hotel Occidental, in dem Freunde von ihm wohnten.
Als die Frau mit ihrer Bekanntschaft in einem der Hotelzimmer war, kamen den Schilderungen zufolge zwei Freunde des Mannes in den Raum, danach drei weitere Männer. Vier der Männer vergewaltigten die 18-Jährige, dann rettete sie sich ins Bad des Hotelzimmers. Einer der Urlauber erkannte, dass er zu weit gegangen war. Er beruhigte die junge Frau und überredete sie, mit ihm in ihr eigenes Hotel zu gehen, in dem auch ihre Freundinnen wohnten. Von dort wurde die Polizei alarmiert, die 18-Jährige kam nach Polizeiangaben ins Krankenhaus nach Palma.
Welche Rolle der Mann spielte, den sie kennengelernt hatte und ob er derjenige war, der mit der Deutschen zu ihrem Hotel ging, ist nicht bekannt.
Festnahme und Haftvorführung

Fünf der Verdächtigen wurden kurz nach der Tat am Donnerstagmorgen um 3.40 Uhr festgenommen. Der sechste – laut lokalen Medienberichten der Mann, der zunächst einvernehmlichen Sex mit der 18-Jährigen gehabt hatte – kam Freitag in Gewahrsam. Die Polizei beschlagnahmte mehrere Mobiltelefone und entdeckte auf einem Handy ein Video von der Tat, das offenbar einer der Verdächtigen aufgenommen hatte.
Am Samstag wurden die sechs Verdächtigen Haftrichter Antoni Rotger vorgeführt. Es folgte eine stundenlange Vernehmung, auch die 18-Jährige wurde befragt. Ergebnis: Der Haftrichter ließ einen der Männer auf freien Fuß. Er heißt nach RTL-Informationen Denniz und konnte glaubhaft machen, dass er auf dem Sofa schlief, als die Partynacht außer Kontrolle geriet. Es handelt sich nicht um den Urlauber, den die Deutsche kennengelernt hatte. Die anderen fünf Verdächtigen schickte der Haftrichter in U-Haft; eine Freilassung gegen Kaution lehnte das Gericht ab.
Rotger gilt auf Mallorca als "Knallhart-Richter" und war bereits 2022 in Zusammenhang mit dem Fall der Kegelbrüder aus dem Münsterland in den Schlagzeilen.
Gruppenvergewaltigung auf Mallorca? So geht es weiter
Die 18-Jährige wurde bereits im Krankenhaus behandelt, konnte es aber zur Vernehmung am Samstag wieder verlassen. Die Verdächtigen sitzen im Gefängnis von Palma, einer sehr spartanisch eingerichteten Haftanstalt. Sie werden vom deutschen Konsul auf Mallorca betreut und können sich zudem an einen deutschen Pfarrer wenden, der sich um deutsche Gefängnisinsassen auf Mallorca kümmert. Der freigelassene Denniz soll nach RTL-Informationen aus Familienkreisen bald nach Deutschland zurückfliegen.
Wie lange sie im Knast bleiben müssen, ist unklar: Die Untersuchungshaft kann in Spanien bis zu vier Jahre dauern. Auf Gruppenvergewaltigung stehen dort wegen eines neuen Gesetzes bis zu 15 Jahre Haft.