Wenn plötzlich der Chef anruft
Muss ich im Urlaub für den Job erreichbar sein? Das sind Ihre Rechte und Pflichten

Mitten am Strand ans Arbeitshandy? Mehr als ein Drittel der deutschen Büroarbeiter sind auch im Sommerurlaub für ihren Job erreichbar. Das zeigt jetzt eine aktuelle Yougov-Studie. Doch das müssen Sie nicht. Wie Ihre Rechte tatsächlich aussehen und wann Sie trotzdem ans Arbeitshandy gehen sollten.
Mails checken und telefonieren: Warum immer mehr Angestellte im Urlaub am Arbeitshandy sind
Der Horror mitten im Sommerurlaub: Plötzlich klingelt am Hotelpool das Smartphone und die Arbeit ruft. Für viele deutsche Büroarbeiter ist das die harte Realität. Nach einer Yougov-Umfrage im Auftrag des Technologieunternehmens Slack, sind 37 Prozent auch im Urlaub für ihren Job erreichbar. Das sind etwas mehr als in einer vergleichbaren Umfrage von vor einem Jahr.
Von den Erreichbaren sind 28 Prozent jeden Tag des Urlaubs für die Chefetage zu sprechen. Ein besonders großer Teil checkt außerdem mindestens einmal täglich seine Mails.
Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe: 80 Prozent sagen sie wären aus eigenem Antrieb ständig erreichbar. Dahinter folgen wichtige Aufgaben und Projekte und erst dann wird die Erwartungshaltung des Arbeitgebers als Grund genannt.
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Ihre Meinung zählt
Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ.
Darf ich meinen Chef im Urlaub ignorieren? Das sagt die Gesetzeslage
Klare Ansage: Wer im Urlaub ist muss nicht für seinen Job erreichbar sein. „Ich bin nicht verpflichtet, im Urlaub irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten, eine Telefonnummer zu hinterlassen, unter der ich erreichbar bin, oder meine Mails zu checken“, erklärt der Arbeitsrechtler Alexander Bredereck. Dies gelte auch für Führungskräfte.
Selbst wer freiwillig seine Telefonnummer hinterlässt und dann angerufen wird, ist rechtlich nicht verpflichtet im Urlaub den Anruf entgegen zu nehmen. Doch der Anwalt rät: Wenn es nur um etwas Kleines geht, beispielsweise die Weitergabe eines Passwortes, sollte man dies tun, schon allein um Ärger zu vermeiden.
Geld oder Überstunden gibt es für die Erreichbarkeit im Urlaub übrigens nicht – dann wäre es nämlich kein Urlaub mehr.
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Gewerkschaftsbund warnt: So schlimm können die Folgen von ständiger Erreichbarkeit sein
Wer immer für seinen Job erreichbar ist, kann krank werden. „Menschen sind keine Maschinen, alle brauchen Ruhezeiten“, betont Anja Piel, Vorstandsmitglied beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Die Folgen könnten Erschöpfung, Schlafstörungen und im schlimmsten Fall sogar Herz-Kreislauferkrankungen sein, sagt sie. Und dennoch: In vielen Betrieben gebe es ungeschriebene Regeln für die Erreichbarkeit während Auszeiten.
Deutlich besser wäre es daher, wenn der Urlaub auch tatsächlich dafür genutzt wird, wofür er da ist: Nämlich zur Entspannung. (ser/dpa)
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