Kommt jetzt die Lohn-Preis-Spirale?IG Metall fordert 8,2 Prozent mehr Gehalt
Politik und Wirtschaft schlagen Alarm: Tarifrunden drohen zum Brandbeschleuniger für die Inflation zu werden, die dann in eine gefährliche Dauerschleife geraten würde. Das Phänomen heißt Lohn-Preis-Spirale. Laut Bundesfinanzminister Christian Lindner ist die Gefahr "real". Denn ein erstes Ausrufezeichen hat die IG Metall gesetzt. Sie fordert für die anstehende Tarifrunde in der Eisen- und Stahlindustrie 8,2 Prozent mehr Geld, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Wie sich die Reallöhne in den letzten Jahren entwickelt haben, zeigen wir im Video.
Höhere Preise. höhere Löhne, höhere Preise, höhere Löhne...
Damit werde sich womöglich die Lohndynamik merklich beschleunigen, warnt Bundesbankchef Joachim Nagel. Manche Experten sehen sogar das Szenario der gefürchteten Lohn-Preis-Spirale näher rücken: Bei anhaltend hohem Preisauftrieb gönnen sich die Arbeitnehmer einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle und Firmen setzen die Preise hoch. Die Gewerkschaften begründen wiederum ihre Lohnforderungen mit erhöhten Preisen - eine gefährliche Kettenreaktion kommt in Gang.
„Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale ist eindeutig größer geworden, weil davon auszugehen ist, dass die Inflation länger bleibt und sich dies in den Inflationserwartungen niederschlägt", meint Tarifexperte Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Weiter angefacht von einem Energiepreisschub im Zuge der Ukraine-Krise ist die Teuerungsrate zuletzt hierzulande auf 7,4 Prozent gestiegen. Damit ist sie meilenweit über das Ziel der EZB von 2,0 Prozent hinausgeschossen, das die Europäische Zentralbank mittelfristig für den Euroraum anstrebt.
Für EZB-Direktorin Isabel Schnabel steht es außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen werden, wenn die Inflation längere Zeit so hoch bleibt. Noch würden sich Löhne und Preise jedoch nicht gegenseitig hochschaukeln. "Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn eine Lohn-Preis-Spirale bereits in Gang gekommen ist", so Schnabel.
Die IG Metall geht in die anstehende Tarifrunde für die Stahlindustrie Nordwest und Ost mit dem Argument, dass die Unternehmen anders als die Beschäftigten die gestiegenen Kosten weiterreichen und damit in Profit umwandeln könnten. Die Tarifverhandlungen starten am Freitag im Nordwesten, in der ostdeutschen Stahlindustrie am 17. Mai.
"Leer gefegter Arbeitsmarkt" als Trumpf für Gewerkschaften
Und im Herbst verhandelt die IG Metall wieder über Tarife in der Metall- und Elektroindustrie. Bis Mitte Juli will sie ihre Forderungen beschließen. „Wir stehen vor einem 'heißen Herbst' mit der Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie", heißt es bei der IG Metall
„Die Gewerkschaften versuchen der Krisensituation Rechnung zu tragen und hierbei tragfähige Kompromisse zu finden. Angesichts der hohen Unsicherheit über die weitere Entwicklung streben sie möglichst kurzfristige Tariflaufzeiten an", sagt Tarifpolitik-Experte Thorsten Schulten vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die aktuell wirksamen Tarifabschlüsse lägen in der Regel zwischen zwei und drei Prozent. Von einer Preis-Lohn-Spirale könne deshalb bislang keine Rede sein.
Deutschland-Chefvolkswirt Stefan Schneider und Ökonom Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research sehen die Forderung der IG Metall jedoch als Warnzeichen, dass die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale real sei und nicht nur Ausgeburt der sprichwörtlichen deutschen Inflationsangst. Die Gewerkschaften könnten angesichts des leer gefegten Arbeitsmarkts versucht sein, "die Muskeln spielen" zu lassen. IW-Tarifexperte Lesch verweist darauf, dass sich die Stahlindustrie in einer Sonderkonjunktur befinde und die Forderung der IG Metall keinen Abschluss darstelle: „Ich bin der Meinung, dass man jetzt keine Panik machen muss." Doch wenn im Laufe des Jahres die Metall- und Elektroindustrie und auch der Öffentliche Dienst spürbar höher abschließen sollten, werde sich dies in der gesamtwirtschaftlichen Lohndynamik niederschlagen.
Politische Maßnahmen gegen Inflation bleiben wichtig
Wenn die Gewerkschaftsseite viel fordern sollte, wäre aus Sicht des IW-Volkswirts Lesch auch die Erwartung sehr hoch: "Dann kann es auch sein, dass die Laufzeit eine strategische Stellschraube ist." WSI-Experte Schulten betont, angesichts von zu erwartenden Inflationsraten von mindestens sechs Prozent im Jahresmittel seien sich die Gewerkschaften einig, dass die Tarifpolitik die Verteilungsprobleme nicht alleine lösen könne. Umso wichtiger seien politische Maßnahmen wie das aktuelle Entlastungspaket der Bundesregierung.
Laut IW-Ökonom Lesch gibt es Anzeichen, dass sich die Erwartungen schon in Richtung hoher Inflation verfestigt hätten. Das würde bedeuten, dass die Gewerkschaften nicht mehr davon ausgehen könnten, dass es nur ein vorübergehendes Phänomen sei: „Wenn das so ist, dann werden wir einige Jahre Probleme mit einer solchen Lohn-Preis-Spirale bekommen." (reuters/aze)
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