Haftbefehl gegen Verdächtigen aufgehoben

Joels (†6) Mutter schockiert: „Ich dachte, ich bin im falschen Film“

Die Nachricht traf Kathleen (33) und Till K. (37) wie ein Schlag.
Der 14-Jährige, der für den Tod ihres Sohnes Joel (6) verantwortlich sein soll, ist wieder auf freiem Fuß. „Ich dachte, ich bin im falschen Film“, sagt die Mutter des Jungen, der im September in der Gemeinde Pragsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) erstochen wurde.
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Joels Eltern haben Angst um ihre anderen Kinder

Am Dienstag erst war der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter gestartet. Joels Eltern hoffen auf Gerechtigkeit und wollen endlich Klarheit darüber, was in jenem verhängnisvollen Tag geschah. Stattdessen fürchten sie jetzt um das Leben ihrer Familie. „Die Gefahr ist wieder real“, sagt Till K. zu RTL: „Die Gefahr steht wieder vor der Tür“, ergänzt seine Frau.

Sie und ihr Mann fühlen sich sprachlos, hilflos, verzweifelt. Und haben Angst. „Ganz, ganz große Angst um unsere anderen Kinder“, erzählt die 33-Jährige. „Ich habe schon telefoniert, um zu gucken, ob ich sie erst mal aus dem Dorf schaffe. Die Große ist schon bei ihrer besten Freundin und kommt auch nicht wieder, bevor der Prozess beendet ist.“ Alleine nach draußen dürfe keines ihrer Kinder mehr.

Landgericht Neubrandenburg entlässt 14-Jährigen aus Untersuchungshaft

Das Landgericht Neubrandenburg entschied am Donnerstag, den zum Tatzeitpunkt 14-jährigen Angeklagten aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Die Kammer habe nach Prüfung des Haftbefehls keinen Haftgrund mehr erkannt, erklärte ein Sprecher. „Der Haftgrund war die Wiederholungsgefahr.“

Eine Untersuchungshaft setze zwingend voraus, dass es einen besonderen Haftgrund gibt, sagte der Gerichtssprecher. Ein solcher sei nach der Vernehmung von Zeugen am Donnerstag nicht mehr festgestellt worden. Mit der Schuldfrage habe die Entscheidung nichts zu tun.

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Haftbefehl im Fall Joel aus Pragsdorf aufgehoben: Angeklagter kann sich frei bewegen

„Wie kann man so eine Entscheidung treffen – und das bei einem Tötungsdelikt?“, fragt Kathleen K. verzweifelt. „Hat irgendeiner von denen, die da oben sitzen, an uns gedacht?“ Der Haftbefehl gegen den Angeklagten, der nächste Woche 15 Jahre alt wird, wurde aufgehoben und nicht ausgesetzt. Deshalb kann er sich frei bewegen und muss sich nirgendwo melden. „Wenn ich überlege – er darf seinen 15. Geburtstag in Freiheit feiern. Mit seiner Familie und seinen Freunden, so wie er möchte. Vielleicht auch Alkohol trinken“, sagt Joels Mutter.

Der Vater des Sechsjährigen: „Und das Einzige, was uns bleibt, ist ein Kind, das unter der Erde liegt.“

Pragsdorfs Bewohner können Entscheidung des Gerichts nicht verstehen

Niemand in Pragsdorf kann die Entscheidung des Gerichts verstehen, wie RTL von den Anwohnern erfuhr. Auch andere Eltern in der 600-Einwohner-Gemeinde bei Neubrandenburg haben Angst um ihre Kinder. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Joel dort am 14. September 2023 mehrfach ins Gesicht geschlagen und mit einem Messer siebenmal auf ihn eingestochen zu haben. Joel starb, was der Angeklagte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft zumindest billigend in Kauf nahm.

Der nächste Verhandlungstag in Prozess um den Tod des Sechsjährigen soll am 27. Februar stattfinden. Im Anschluss sind bis Ende März vier weitere Termine vorgesehen – dann könnte ein Urteil fallen.