Joel (6) aus Pragsdorf getötet
Verdächtiger (14) war vor der Tat auffällig - hätte die Justiz die Tat verhindern können?
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von Lisa-Marie Stryer und Anna Maria Pejsek
Hätte Joel (6) aus Pragsdorf gerettet werden können?
Der mutmaßliche Täter soll nach Angaben der Polizei bereits in der Vergangenheit mit seinem aggressiven Verhalten gegenüber Kindern aufgefallen sein – hätte das ein Warnzeichen sein müssen? RTL hat einen Experten befragt.
Rechtsanwalt: "Man hätte den mutmaßlichen Täter anzeigen müssen"
Im Fall des getöteten Joel (6) aus Pragsdorf kommen immer mehr schlimme Details zum Vorschein. Der 14-Jährige, der beschuldigt wird, den kleinen Jungen getötet zu haben, soll bereits vor der Tat mit seinem Verhalten aufgefallen sein. Olaf Hildebrandt, Leiter des Fachkommissariats, sagt: „Wir wissen, dass der Jugendliche in der Vergangenheit aufgrund von aggressivem Verhalten gegenüber Kindern aufgefallen ist.“
Doch wieso hat niemand etwas unternommen? Ist das Verhalten niemandem aufgefallen? Im Nachhinein lässt sich darauf schwer eine Antwort finden.
Rechtsanwalt Jan Siebenhüner erklärt im RTL-Interview: „Ohne jemandem einen Vorwurf zu machen, aber man hätte in dem Fall des 14-Jährigen die bereits auffälligen und möglicherweise strafrechtlich relevanten Taten gegenüber den Ermittlungsbehörden anzeigen müssen.“
Tat hätte aus Justiz-Sicht nicht verhindert werden können
Heißt das im Umkehrschluss nun aber auch, dass der Tod des Sechsjährigen verhindert hätte werden können?
„Nein“, sagt Siebenhüner. „In diesem konkreten Fall hätte man die Tat wahrscheinlich nicht verhindern können. Das liegt daran, dass solch schwere Taten meist entweder sehr spontan oder sehr geplant passieren, sodass Außenstehende gar keine Kenntnis davon erlangen.“
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Was tun, wenn ein Kind auffällig wird?
Die Polizei oder die Ermittlungsbehörden in Form der Justiz kann immer erst handeln, wenn bereits eine Straftat vorliegt, sagt Siebenhüner. „Diese schwere Straftat, wie sie allerdings in Mecklenburg Vorpommern jetzt geschehen ist, wird in der Regel ja nicht sofort begangen. Da gibt es meistens eine Vorgeschichte. Ja, da sind möglicherweise auch schon andere Straftaten begangen worden und die müssen einfach konsequent angezeigt werden. Erst dann kann die Justiz reagieren. Und gerade bei Minderjährigen ist es ganz schwer, sie beispielsweise präventiv schon strafrechtlich oder polizeilich verfolgen zu lassen.“
Der Anwalt rät, wird ein Kind zu Hause auffällig, liegt es an den Eltern, das Gespräch zu suchen und gegebenfalls professionelle Hilfe zu Rate zu ziehen. Wenn Lehrerinnen oder Lehrer in der Schule ein auffälliges Verhalten beobachten liegt es wiederrum an ihnen, das Gespräch mit den Eltern zu suchen.
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Ermittler kommen 14-Jährigem auf die Spur
Nachdem der Sechsjährige in einem Gebüsch gefunden wurde, setzten die Ermittler alles daran, die Tatwaffe zu finden. Ein 14-Jähriger, der sogar der Familie des Opfers bekannt war, gerät in den Fokus.
„Er war im Zuge der Ermittlungen dadurch aufgefallen, dass er die letzte Person war, welche den sechsjährigen Jungen lebend gesehen hatte. Zudem verstrickte er sich in widersprüchliche Aussagen“, teilte die Polizei mit. Bei einer Durchsuchung der Wohnung, in der der 14-Jährige wohnt, entdeckten die Ermittler zunächst nichts.
Jedoch wurde das Messer, mit dem der sechsjährige Joel getötet wurde, in der Nähe des Tatorts gefunden. An der Klinge und am Griff wurden Blutanhaftungen und Faserspuren des kleinen Joel gefunden. Hinterlassen wurden jedoch auch DNA-Spuren, die mit „hoher Wahrscheinlichkeit dem Jugendlichen zugeordnet werden können“, heißt es weiter.
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