"Wir können schon sagen, dass einige mit Bisswunden nach Hause gehen. Dass es auch mal Blessuren gibt, auch mal ein blaues Auge. Sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen", sagt Nathalie Henschel. Sie arbeitet seit elf Jahren als Erzieherin in Berlin, leitet die Kita "Kleiner Fratz. So aggressiv wie heute seien Kinder früher nicht gewesen, sagt sie.
Experten glauben, den Auslöser in falschem und übermäßigem Medienkonsum gefunden zu haben. Doch die Wut der Kinder ist oft auch ein Spiegel ihrer Hilflosigkeit. Fühlen sie sich ungerecht behandelt, können sie Frust und Trauer verbal nicht äußern. Und: Für viele Eltern ist die Belastung heute größer als früher – durch weltweite Krisen, psychische Probleme und Trennungen. Die Folge ist eine Überforderung auf beiden Seiten.
Kita-Erzieherinnen versuchen den Kindern beizubringen, dass auch Wut und Aggression zunächst okay sind – wichtig ist der richtige Umgang damit. Doch nicht allen gelingt das, und viele Pädagogen stoßen an ihre emotionale Grenze. Einige haben deshalb ihre Jobs gekündigt.
Kitas und ihre Verbände wollen den Staat stärker in die Pflicht nehmen. Es müsse deutlich mehr Geld in speziell ausgebildete und zusätzliche Fachkräfte investiert werden – nur dies sei eine echte Hilfe für Erzieherinnen und Kinder.