Ermittler: Verdächtige schon früher wegen aggressiven Verhaltens aufgefallen
Mordfall Joel (6): Polizei nimmt 14-Jährigen in Pragsdorf fest - das wissen wir bisher
von Bastian Schlüter, Jens Schwarck und Nina Büchs
Hat ein Jugendlicher Joel auf dem Gewissen?
Nach dem gewaltsamen Tod des kleinen Joel (6) am 14. September herrschten in Pragsdorf bei Neubrandenburg Entsetzen, Angst und Ungewissheit. Tagelang wurde gerätselt, wer den kleinen Joel erstochen und im Gebüsch zurückgelassen hat. Nun hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Schockierend: Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen Jugendlichen im Alter von 14 Jahren. Nach RTL-Informationen ist er der Familie des getöteten Jungen bekannt. In einer Pressekonferenz sprachen die Ermittler nun über den Fall.
Ermittler äußern sich in Pressekonferenz - Tatverdächtiger fiel zuvor durch aggressives Verhalten auf
Olaf Hildebrandt, Leiter des Fachkommissariats: „Es ist eine Straftat, die uns sehr mitgenommen hat“, sagt er. Die Grausamkeit und Brutalität, mit dem die Tat durchgeführt wurde, sei einzigartig gewesen. Der Sechsjährige sei an dem Tag mit seinen beiden Geschwistern und dem tatverdächtigen Jugendlichen im Ort unterwegs gewesen. Die Geschwister seien dann nach Hause gegangen, der Junge blieb mit dem Tatverdächtigen zurück – beide seien zu einem Fußballplatz gegangen, erklärt der Leiter des Fachkommissariats weiter. Der Junge kam dann jedoch nicht nach Hause zurück, worauf hin eine große Suchaktion begann.
Geäußert habe sich der 14-jährige Tatverdächtige bislang nicht, er habe bei der Festnahme nicht viele Gefühlsregungen gezeigt. Er wurde am Dienstagmittag einem Haftrichter vorgeführt und sitzt in Untersuchungshaft, sagt Oberstaatsanwalt Tim Wischmann. Dies sei aufgrund des jungen Alters eigentlich eher selten – doch der Haftrichter habe die U-Haft dennoch angeordnet. Zu den Motiven und Hintergründen könne noch nicht viel gesagt werden. „Wir wissen, dass der Jugendliche in der Vergangenheit aufgrund von aggressivem Verhalten gegenüber Kindern aufgefallen ist“, ergänzt dazu jedoch Olaf Hildebrandt. Der Fall habe die Ermittler auch über die Dienstzeit hinaus beschäftigt, auch von den Dorfbewohnern sei die Erwartungshaltung den Täter zu finden und somit der Druck für die Polizei hoch gewesen, heißt es weiter.
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Die Familie des getöteten Jungen hat RTL zwei Fotos ihres Sohnes zur Verfügung gestellt. Auf einem Bild ist Joel mit seiner roten Schultüte zu sehen – in bunten Buchstaben steht darauf sein Name. Auf dem Bild grinst der Junge fröhlich in die Kamera.
Nach der Festnahme des Jugendlichen hat sich der Vater von Joel in einer emotionalen Videobotschaft zu Wort gemeldet. Er freue sich, dass sie den mutmaßlichen Täter endlich gefunden haben, sagt er darin. Und: „Es rennen Tausend Gedanken durch den Kopf.“
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Herauskam nun auch, dass der Jugendliche offenbar schon länger im Fokus der Ermittler gestanden hatte. „Er war im Zuge der Ermittlungen dadurch aufgefallen, dass er die letzte Person war, welche den sechsjährigen Jungen lebend gesehen hatte. Zudem verstrickte er sich in widersprüchliche Aussagen“, teilte die Polizei am Dienstagvormittag mit. Bei einer Durchsuchung der Wohnung, in der der 14-Jährige wohnt, entdeckten die Ermittler zunächst nichts.
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Jedoch wurde das Messer, mit dem der sechsjährige Joel in Pragsdorf getötet wurde, in der Nähe des Tatorts gefunden. An der Klinge und am Griff des Messers wurden Blutanhaftungen und Faserspuren des kleinen Joel gefunden. Hinterlassen wurden jedoch auch DNA-Spuren, die mit „hoher Wahrscheinlichkeit dem Jugendlichen zugeordnet werden können“, heißt es weiter.
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Gegen den 14-jährigen Deutschen sei ein Haftbefehl wegen des Verdachts des Totschlags beantragt worden. Der Tatverdächtige soll nun dem Haftrichter vorgeführt werden. „Zu einem möglichen Tatmotiv liegen derzeit noch keine Erkenntnisse vor“, so die Polizei. Eine Pressekonferenz zum Fall ist für den Dienstagnachmittag angesetzt worden.
Erst vor wenigen Wochen kam es Lohr am Main ebenfalls zu einem Tötungsdelikt – auch hier soll ein 14-Jähriger der mutmaßliche Täter sein. Ihm wird vorgeworfen, einen anderen Jugendlichen im selben Alter erschossen zu haben. (ibü)