Getöteter Joel (†6) aus Pragsdorf ist jetzt ein Stern

Dieses letzte Versprechen geben ihm seine Eltern vor Prozessbeginn

Die Eltern von Joel aus Pragsdorf haben RTL erlaubt, das Foto ihres Sohnes zu zeigen
Joels Eltern haben RTL erlaubt, dieses Foto zu zeigen
wirkämpfenfürkinder.tv/privat

„Er ist da, er passt auf uns auf!“
Am 14. September 2023 verschwand ihr kleiner Sohn für immer aus dem Leben von Kathleen (33) und Till K. (37). Ein damals erst 14-jähriger Junge soll Joel in Pragsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) so schwer verletzt haben, dass er starb. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen Totschlag vor, am Dienstag beginnt der Prozess. Joels Eltern hoffen auf Gerechtigkeit – und haben einen Weg gefunden, wie ihr Junge weiter bei ihnen und seinen Geschwistern sein kann.
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Jugendlicher (14) soll Joel (†6) getötet haben - er schweigt zum Motiv

Die Eltern von Joel aus Pragsdorf
Joels Eltern haben jeden Tag mit dem Verlust ihres Sohnes zu kämpfen.
Schwarck Media

„Wir haben uns für die Trauerbewältigung einen Stern besorgt“, erzählt Kathleen K., Joels Papa bricht bei diesen Worten in Tränen aus. Im Gespräch mit RTL hält Till K. eine Tasse mit einem Foto seines Sohnes fest umklammert. Der Stern „Joel“ sei einer der hellsten aus dem Sternzeichen Stier – wie der kleine Junge es eben war: Als „hell, laut und fröhlich“ beschreiben ihn die Eltern. Auch für die vier Geschwister sei der Stern sehr wichtig: „Damit die Kinder, damit wir etwas zu greifen haben.“

Joel sei so gefühlt immer da, zum Beispiel wenn sie abends bei der letzten Gassirunde hochschauen würden oder im Sommer beim Lagerfeuer. So könnten die Eltern den Geschwistern sagen „Guckt mal, Joel ist auch dabei.“ Gerade seine ein Jahr ältere Schwester, mit der Joel viel unternommen habe, hätte mit dem Verlust des Bruders sehr zu kämpfen, berichten die aufgewühlten Eltern.

Riesige Anteilnahme nach Tod von Joel (†6) aus Pragsdorf

Joels Zimmer wirkt so, als würde der Junge jeden Moment nach Hause kommen
Joels Zimmer wirkt so, als würde der Junge jeden Moment nach Hause kommen
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Joels Zimmer ist nach seinem Tod nur wenig verändert worden. „Es ist am besten, das Zimmer so zu lassen“, erklärt Till K., „zu frisch“ sei alles noch. Mehrmals täglich geht Mutter Kathleen in den Raum ihres Sohnes, redet dort mit ihm. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er dann doch da ist“, meint die 37-Jährige und fügt hinzu: „Das Zimmer bedeutet mir verdammt viel. Weil hier kann ich ihm noch mal so richtig nahe sein.“

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Einen Berg Kuscheltiere habe sie auf das Bett gelegt, sagt Kathleen K., sie wurden von Menschen, die an Joels Schicksal Anteil genommen haben, an die Fundstelle seiner Leiche oder auf sein Grab gelegt. Auf dem Schreibtisch steht ein leerer, nicht abgewaschener Teller. Seine Mutter schafft es nicht, ihn wegzuräumen.

„Es war sein letzter Teller Nudeln mit Tomatensoße. Die hat er so geliebt“, sagt die Mama unter Tränen. Joel sei immer hungrig von der Schule wiedergekommen, obwohl er dort bereits Mittagessen bekommen hätte. Am Tattag habe er gegessen, dann sei er rausgegangen. „Lass den Teller stehen, ich räume ihn später weg“, habe sie zu ihrem Sohn gesagt. Nur wenig später hat ihr Sohn den späteren Täter getroffen und sein Leben verloren.

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Prozess gegen Tatverdächtigen (14) wegen Totschlags beginnt Dienstag

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft in diesem Fall liest sich grausam und brutal: Der Angeklagte habe dem Jungen am 14. September 2023 mehrfach ins Gesicht geschlagen und mit einem Messer siebenmal auf ihn eingestochen.

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Joel sei infolge der Stiche aufgrund des Blutverlusts und einer Kompression des Brustbeins gestorben, was der damals 14-Jährige zumindest billigend in Kauf genommen habe. Über ein mögliches Motiv ist bislang nichts bekannt. Dass der mutmaßliche Täter zu den Tatvorwürfen geschwiegen hat, macht Joels Vater „sauer“, seine Mutter ist „frustriert“.

Joels Eltern wünschen sich das höchste Strafmaß

Diesen Stern haben die Eltern nach ihrem Joel benannt
Diesen Stern haben die Eltern nach ihrem Joel benannt
Schwarck Media

Tausende Fragen seien für sie noch offen, erzählen die Eltern im RTL-Gespräch: „Wie ging es Joel, warum ist es überhaupt passiert?“ Die Eltern erhoffen sich im Laufe des Prozesses Antworten. Musste sich ihr Sohn quälen, hatte er Angst? Allerdings, so räumen Kathleen und Till K. ein, die Frage nach dem Warum könne für sie wohl nie zufriedenstellend beantwortet werden. „Wut, Trauer und Enttäuschung“ würden sie ihr ganzes Leben lang begleiten.

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Für Joels Geschwister versuchen die Eltern stark zu sein, weiterzumachen. Die Hoffnung auf das Rechtssystem halte sie aufrecht. Sie wünschten sich das „Höchstmaß“ an möglicher Strafe für den mutmaßlichen Täter, erklärt Vater Till. Kathleen K. ergänzt, sie hoffe, die schreckliche Tat würde sie nicht als Paar auseinander bringen. „Denn unsere Kinder brauchen uns beide ganz doll.“

Ihrem toten Sohn haben die Eltern das Versprechen gegeben, „dass wir wirklich alles dafür geben, dass das nicht ungestraft bleibt.“ (mit dpa)