Paradoxe Preispolitik im Nahverkehr49-Euro-Ticket in Sicht, aber vorher steigen die Preise für Einzel- und Gruppenkarten stark

Mit dem 49-Euro-Ticket ab kommendem Frühjahr quer durch Deutschland: Ein Ticket, das in allen Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs bundesweit gelten soll. Damit sollen viele Menschen überzeugt werden, ihr Auto mal stehen zu lassen und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen. Komplett kontraproduktiv dürften da die vielerorts geplanten Preisanhebungen für Einzel- und Gruppenkarten sein. In einigen Regionen fängt das neue Jahr bereits mit höheren Ticketpreisen an.
Wie viel teurer wird's? Verkehrsverbund Rhein-Neckar: Knapp neun Prozent höhere Preise
Am stärksten steigen die Preise im Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der als Mischverbund Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abdeckt. Ab Januar wird es dort bei Bus und Bahn im Schnitt um 8,83 Prozent teurer.
Vergleichsweise moderat fallen die Preisanpassungen hingegen beim Rhein-Main-Verbund sowie im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen aus. Dort wird der ÖPNV ab dem 1. Januar im Schnitt lediglich um 1,4 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent teurer.
Dazwischen liegt unter anderem der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, der seine Preise etwas später, zum 1. April, um durchschnittlich 5,6 Prozent anhebt. Beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr in Nordrhein-Westfalen sind es im Schnitt 3,9 Prozent mehr, im angrenzenden Verkehrsverbund Rhein-Sieg 5,44 Prozent in zwei Schritten zum Januar und zum Juli.
Die Preissteigerungen betreffen in der Regel Einzel-, Tages-, und Gruppenkarten. Manche Verbünde ziehen aber auch die Abo-Preise an.
Hohe Energiekosten werden weitergegeben
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nennt insbesondere die stark gestiegenen Kosten für Strom, Diesel und Personal als Grund für die Preisanhebungen. Hinzu komme, dass viele Fahrgäste derzeit kein ÖPNV-Abo in Anspruch nähmen, weil sie lieber auf die Einführung des 49-Euro-Tickets warteten. Diese fehlenden Einnahmen müssten ebenfalls kompensiert werden.
Lese-Tipp: Verkehrsbetriebe fordern mehr Geld für Azubi-Ticket
Senken die Verbünde die Preise wieder, wenn das 49-Euro-Ticket kommt?
Davon ist nicht auszugehen. Zwar erhalten die Unternehmen von Bund und Ländern einen milliardenschweren Ausgleich für die wegfallenden Einnahmen, mit denen aufgrund des bundesweiten ÖPNV-Monatsabos zu rechnen ist. Doch eine Kompensation für die gestiegenen Energie- und Personalkosten ist darin nicht enthalten.
Bis das Geld bei Verbünden und Unternehmen ankommt, dürfte es zudem noch einige Monate dauern, betonte der VDV auf Anfrage. Schließlich steht noch nicht einmal der Starttermin für das 49-Euro-Ticket fest. Die Unternehmen bräuchten für ihre Liquidität aber schon jetzt mehr Geld, um die laufenden Kosten zu bezahlen. (dpa/mmü)
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