Die wichtigsten Facts in der Übersicht
49-Euro-Ticket kommt: Was Sie jetzt dazu wissen müssen
Das 9-Euro-Ticket im Sommer war ein Mega-Erfolg, um den Nachfolger wurde ewig gestritten. Jetzt aber ist es beschlossene Sache: Das sogenannte Deutschlandticket kommt! Wir sagen Ihnen, worauf Sie sich als Fahrgast einstellen müssen, und was noch offen ist.
VIDEO: Wie kommt das 49-Euro-Ticket an?
Was genau wurde entschieden?
Das Deutschlandticket für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr soll zum Start - möglichst früh im kommenden Jahr - 49 Euro im Monat kosten. Mit einer Einigung über Finanzfragen machten Bund und Länder am Mittwoch den Weg frei. Mit dem Ticket soll der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver werden. Sprich: Vor allem Pendler sollen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen. Das soll auch helfen, Klimaziele zu erreichen. „Noch nie war es für die Menschen in unserem Land so einfach, Bus und Bahn zu nutzen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
Die 9-Euro-Tickets im Sommer waren nach Branchenangaben ein voller Erfolg, rund 52 Millionen Tickets wurden verkauft. Auf Dauer sei ein solch „extrem günstiger Tarif“ nicht zu finanzieren, hatte Wissing deutlich gemacht. In der Diskussion waren daraufhin verschiedene Preismodelle. Mitte Oktober einigten sich die Verkehrsminister von Bund und Ländern grundsätzlich auf ein 49-Euro-Ticket als Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket.
Auch zu den Finanzfragen gibt es nun eine Einigung. Der Bund erhöht dauerhaft Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Länder hatten dies zur Bedingung gemacht, dass sie das 49-Euro-Ticket mitfinanzieren. Das neue Ticket kostet drei Milliarden Euro. Bund und Länder finanzieren das jeweils zur Hälfte. Über die weitere Entwicklung der Regionalisierungsmittel und des Deutschlandtickets für die Zeit ab 2025 wollen Bund und Länder Ende 2024 sprechen.
Jetzt sind Sie gefragt: Werden Sie sich das Ticket kaufen?
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Was ist konkret geplant?
Digitales Ticket
Einführungspreis von 49 Euro – das Ticket könnte mit der Zeit teurer werden. Nach den Plänen der Verkehrsminister ist ab dem zweiten Jahr eine „Dynamisierung“ in Form eines automatischen Inflationsausgleichs geplant.
Im monatlich kündbaren Abo erhältlich – ob es auch im Papierformat an Automaten zu kaufen sein wird, ist offen. Die Entscheidung treffen die Länder und Verkehrsverbünde.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte: „Der Preis wird steigen.“ Es solle vermieden werden, dass wegen steigender Kosten Bestandsverkehre abbestellt und Linien ausgedünnt werden müssten. „Das beste Ticket hilft am Ende nicht, wenn der Bus nicht mehr kommt.“
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte, die vom Bund zugesagten Regionalisierungsmittel reichten nicht aus. „Auf der anderen Seite will der Bund mit dem 49-Euro-Ticket jetzt ein neues Angebot schaffen.“ Im ÖPNV sorgten enorme Kostensteigerungen etwa bei der Energie dafür, dass das Geld nicht reiche. Strecken würden ausgedünnt oder stillgelegt.
Wann kann ich das Ticket kaufen?
„Schnellstmöglich“ - so steht es im Beschlusspapier von Bund und Ländern. Wissing sagte, Ziel sei ein Start zum Jahreswechsel. Es seien Vorarbeiten geleistet worden, aber noch Fragen zu beantworten.
Ob eine Einführung zum Januar klappt, scheint offen. Vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hieß es, ein Start zum 1. Januar wäre wünschenswert: „Wir setzen alles daran.“ Dies sei aber zunehmend unrealistisch. Wahrscheinlicher sei eine Einführung zum Ende des ersten Quartals 2023. Auch die Länder müssten in den Parlamenten die Beschlüsse herbeiführen. Darauf verwiesen auch Landesminister. Darüber hinaus seien viele weitere Fragen offen, argumentiert der VDV. Es sei kein monatliches 9-Euro-Ticket, sondern ein Abonnement. Dies sei aufwendiger.
Werde ich es deutlich im Portemonnaie merken?
Pendler werden vermutlich eine spürbare Entlastung erfahren, oft kostet das klassische Monatsticket mehr als 49 Euro. Ein paar Beispiele:
Wer beim Großraum-Verkehr Hannover (GVH) ein Jahresabo hat, zahlt derzeit 59,80 Euro im Monat für Bus und Bahn im Stadtgebiet Hannovers. Wer dafür dann künftig das 49-Euro-Ticket nutzen kann, würde somit jährlich rund 130 Euro sparen. Wer in dieser Region noch weiter pendelt, spürt es noch deutlicher: Wenn man Kunde von den drei Tarifzonen A,B und C beim GVH ist, also etwa bis nach Wunstorf, Bad Nenndorf oder Springe fahren möchte, zahlt für ein GVH-Jahresabo 97,80 Euro im Monat. Hier würde die Ersparnis mit einem 49-Euro-Ticket bei 585 Euro im Jahr liegen.
Auch im Regionalverkehr ist die Entlastung spürbar: Zum Beispiel kostet ein Niedersachsen-Ticket, das beispielsweise in Regionalbahnen gilt, bei der Deutschen Bahn im Vergleich dazu derzeit 24 Euro pro Tag in der 2. Klasse. Man kann mit vier weiteren Fahrgäste reisen, die dann jeweils fünf Euro zahlen müssen.
Gibt es soziale Staffelungen beim Preis?
Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, lobte zwar die Einigung. „Trotzdem bleiben wir dabei, dass sich 49 Euro nicht alle Menschen leisten können. Deshalb fordern wir weiterhin ein 365-Euro-Ticket.“
In Ländern könnte es gestaffelte Preise geben. Berlin hatte nach dem 9-Euro-Ticket ein 29-Euro-Monatsticket beschlossen, das seit Oktober im Abo erhältlich ist und nur in Berlin gilt. Der rot-grün-rote Senat hatte sich darauf verständigt, es zunächst um drei Monate bis Ende März zu verlängern.
Zum 49-Euro-Ticket sind andere Fragen ebenfalls offen. So fordert der Fahrradclub ADFC, dass Räder in Nahverkehrszügen grundsätzlich kostenlos mitgenommen werden dürfen. (dpa/eku)
Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews finden Sie hier in der Videoplaylist
Spannende Dokus und mehr
Sie lieben spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann sind Sie bei RTL+ genau richtig: Sehen Sie die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“.
Außerdem finden Sie Dokus zu Politikern wie die persönlichen Einblicke zu Jens Spahn oder zur aktuellen politischen Lage: „Klima-Rekorde – Ist Deutschland noch zu retten?“
Spannende Dokus auch aus der Wirtschaft: Jede sechste Online-Bestellung wird wieder zurückgeschickt – „Retouren-Wahnsinn – Die dunkle Seite des Online-Handels“ schaut hinter die Kulissen des Shopping-Booms im Internet.