ZinserhöhungEuropäische Zentralbank erhöht Leitzins im Euroraum um weitere 0,5 Prozent

Der Leitzins im Euroraum steigt auf 3,5 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag eine weitere Anhebung um 0,50 Prozentpunkte, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Zinserhöhung trotz jüngster Börsenturbulenzen
Die EZB setzt trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor ihren Zinserhöhungskurs fort. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrer zweiten geldpolitischen Sitzung in diesem Jahr, im Kampf gegen die hohe Inflation wie im Februar die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt anzuheben.
Damit liegt der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, künftig bei 3,00 Prozent. Die Währungshüter bekräftigten zudem ihre Entschlossenheit, eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige Zwei-Prozent-Ziel sicherzustellen. "Die erhöhte Unsicherheit verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats ist", hieß es weiter.
Was bedeuten steigenden Zinsen für Banken und Sparkassen?
Die Zinswende hat auch für Geldhäuser zwei Seiten: Der Zinsüberschuss steigt, er ist in Deutschland traditionell die wichtigste Ertragsquelle von Banken und Sparkassen. Die Differenz zwischen dem, was die Institute einerseits zum Beispiel für Kredite kassieren und andererseits ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen, wird also größer.
Auf der anderen Seite mussten zum Beispiel die deutschen Sparkassen Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände hinnehmen, was den Gewinn schmälerte. Denn der rasante Zinsanstieg führte zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen, die einen Großteil der Eigenanlagen der Sparkassen ausmachen. Die Folge: Hohe Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere.
Das ist kein Problem, solange die Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden und sich Wertkorrekturen in den nächsten Jahren ausgleichen. Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) jedoch hat die Finanzwelt aufgeschreckt: Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Institut hatte in der Niedrigzinsphase viel Geld etwa in US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit investiert. Mit der Zinswende verloren viele der Wertpapiere erheblich an Wert. Zugleich war die SVB gezwungen, Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit diese ihre Gelder nicht abziehen - ein Spagat, der nicht gelang.
In dieser Woche ist die angeschlagene Credit Suisse unter Druck geraten, weil der Großaktionär Saudi National Bank eine zusätzliche Unterstützung ausschloss. Am frühen Donnerstag wurde dann bekannt, dass sich die zweitgrößte Schweizer Bank bis zu 50 Milliarden Franken (50,7 Mrd Euro) bei der Zentralbank des Landes leihen kann.
Warum steigen die Sparzinsen nicht in gleichem Maße?
Viele Banken und Sparkassen bieten wieder Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld, seit die EZB im Sommer 2022 die Nullzinsphase beendete - allerdings längst nicht alle. Nach Daten des Vergleichsportals Verivox zahlen 282 von insgesamt 661 ausgewerteten Instituten bislang keine Tagesgeldzinsen (Stand: 9. März). Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken halten sich demnach noch zurück. Die Regionalbanken spekulieren auf die Treue ihrer Kunden und lassen sich mit Zinserhöhungen Zeit, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Bei bundesweit verfügbaren Angeboten profitierten Sparer dagegen vom schärferen Konkurrenzkampf.
Was Sparer ebenfalls ärgert: Neukunden werden oft mit höheren Zinsen gelockt als Geldhäuser für bestehende Guthaben herausrücken. Das ist betriebswirtschaftlich verständlich: Sämtliche Einlagen plötzlich deutlich höher zu verzinsen, würde für die Institute teuer. Zudem verdienen sie im veränderten Zinsumfeld mit jedem neuen Kunden Geld.
Immerhin: Bankmanager versprachen zuletzt auch Bestandskunden steigende Sparzinsen. Ich bin sicher, dass der Trend dieses Jahr deutlich nach oben geht, die Frage ist nur wie schnell, sagte etwa ING-Deutschland-Chef Nick Jue Anfang Februar. Commerzbank-Vize-Chefin Bettina Orlopp sprach Mitte Februar von einem Prozess: Wir werden jetzt den Markt beobachten und natürlich auch an unsere Kunden Konditionen weitergeben.
Haben Sparer unter dem Strich nun wirklich mehr Geld?
Leider nein. Bei Inflationsraten von über acht Prozent verpuffen selbst Festgeldzinsen von drei Prozent und mehr. Der Realzins - also der Zins abzüglich der Inflation - ist dann weiterhin negativ.
Welche Auswirkungen haben die steigenden Zinsen auf Kredite?
Die Zinsen zum Beispiel für Baufinanzierungen sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Höhe der Bauzinsen ist allerdings nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen. Bereits vor den Zinserhöhungen der Notenbank sind die Bauzinsen gestiegen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.
Die Zinsen für Ratenkredite haben sich nach Daten des Vergleichsportals Check24 mit durchschnittlich 6,35 Prozent im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat fast verdoppelt. (rts/dpa/aze)
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Entrissen - Die verschwundenen Babys der DDR
Hat die DDR den Tod von Neugeborenen vorgetäuscht, um sie dann heimlich zur Adoption frei zu geben? Erstmals gelingt es im Rahmen der vierteiligen True-Crime-Dokumentation, den ungeheuren Verdacht zu belegen. Das Team hinter dem RTL+ Original „Entrissen - Die verschwundenen Babys der DDR“ lässt Mütter zu Wort kommen, die auch heute noch nach ihren verschollenen Nachkommen suchen – weil sie fest davon überzeugt sind, dass ihre für tot erklärten Kinder noch am Leben sind. Außerdem sprechen in der Dokumentation Menschen, die als Adoptivkinder in der DDR aufwuchsen und sich heute auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern machen.


