Spirituose immer beliebter
Agavenkrise: Europa hat Durst auf Tequila

In Europa wird immer mehr Tequila getrunken. Egal ob Sunrise, Margarita oder Paloma – auf Grund der hohen Nachfrage wird das flüssige Gold immer knapper in den europäischen Bars. Und es gibt noch ein weiteres Problem.
Tequila auf dem Vormarsch: Europäer wollen immer mehr
Der Tequila-Konsum in Europa steigt rasant: Spanien ist momentan Spitzenreiter im Tequila-Konsum, dort ist der Import des mexikanischen Schnapses im vergangenen Jahr um 90 Prozent gestiegen, dicht gefolgt von Frankreich einem Importwachstum von 73 Prozent. Großbritannien (68 Prozent) und Deutschland (60 Prozent) belegen Platz Drei und Vier. Der allgemeine Wachstum des Tequila-Konsums liegt somit deutlich über dem weltweiten Wachstum von 23 Prozent.
Höhere Importe und somit höhere Verkaufszahlen sollten die Branche ankurbeln, die hohe Nachfrage sorgt in Mexiko eher für Probleme: Denn die Agaven, die stacheligen Pflanzen, aus denen Tequila hergestellt wird, werden knapp.
Das merkt auch Shubham Walavalker, der in einer Londoner Bar arbeitet: „Ich kann die Tequila-Cocktails gar nicht so schnell mixen, wie sie getrunken werden", erzählt der Barkeeper. Nach Angaben der mexikanischen Tequila-Regulierungsbehörde CRT ist das Exportvolumen nach Europa im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. So sehr, dass es mit der Agaven-Ernte langsam knapp wird.
Probleme bei der Ernte: Agave braucht sieben Jahre, um zu reifen
"Es gibt einen massiven Mangel an Agaven in der Tequila-Industrie", erklärt ein Analyst des Beratungsunternehmens Bernstein. Die Preise für die Pflanze seien in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt und hätten Ende 2022 die Marke von 31 Pesos (1,59 Euro) pro Kilogramm erreicht.
Über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg habe der Preis bei etwa fünf bis sieben Pesos gelegen. „Es ist ein Thema von Angebot und Nachfrage", fügt er hinzu. Die Nachfrage wächst schneller als die Pflanze, die etwa sieben Jahre braucht, um zu reifen.
Europäische Kunden,darunter auch Deutschland, bekommen den Preissprung deutlich zu spüren. Tequila kostete den Marktforschern von NielsenIQ zufolge im Dezember vergangenen Jahres 16 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
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Aufholjagd der Top-Spirituosen: Wodka und Co. liegen noch immer vorn
Die Zahlen zeigen deutlich: Tequila hat in Europa Fuß gefasst. Zu den Spitzenreitern unter den Hochprozentigen gehört der Agaven-Brandt jedoch noch nicht. Europäische Lieblinge bleiben weiterhin Wodka, Whisky, Rum und Gin.
Das liege auch daran, dass es in Europa viel weniger Tequila-Marken gebe als in den USA. Dort sei der Markt reifer und wettbewerbsfähiger. Jede Woche tauche eine neue Marke in den Regalen auf, so Michael Merolli, Leiter des Tequila-Geschäfts beim französischen Spirituosenkonzern Pernod Ricard.
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Die Hersteller verfolgen deshalb eine Strategie der "Premiumisierung", bei der sie Qualität und Exklusivität ihrer Marken betonen. Das treibe die Preise zusätzlich in die Höhe. Eine ähnliche Beobachtung macht auch Robyn Evans, die eine auf Tequila spezialisierte Bar in London leitet. „Ich habe festgestellt, dass deutlich mehr Marketing betrieben wird", so die 31-Jährige.
Die weltweit meistgekaufte Tequila-Marke kommt nach Angaben des US-Spirituosenhändlers von Marke Proximo Spirits, der sein Getränk unter dem Namen Jose Cuervo vertreibt. Sein Schnaps gehöre zur am schnellsten wachsende Spirituose in der Region.
Experten erwarten baldige Besserung: "Preise werden wieder sinken"
Während die Zeichen für die Tequila-Branche momentan eher problematisch stehen, sehen einige Branchenvertreter bereits wieder eine Atempause von der Verknappung der Agave. Die Frucht braucht etwa sieben Jahre um zu reifen, bevor sie geerntet werden kann.
„Die vor einigen Jahren gepflanzten Agaven werden irgendwann erntereif sein“, sagt Luis Fernando Felix, Manager bei Proximo Spirits. Derzeit übersteige zwar die Nachfrage das Angebot bei weitem. Doch für die absehbare Zukunft sehe Feix ähnlich wie einige seiner Branchenkollegen Hoffnung: „In etwa zwei Jahren wird der Preis für Agaven sinken, weil das Angebot größer sein wird als die Nachfrage". (abö/reuters)
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