BASF-Boss warnt vor Gas-Lieferstopp

„Wollen wir sehenden Auges unsere gesamte Volkswirtschaft zerstören?"

Martin Brudermüller
Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands des Chemiekonzerns BASF.
deutsche presse agentur

Einige Ökonomen reden die Wirtschaftskrise, in die uns der Ukraine-Krieg bringt, klein. Es gebe genug Gas auf dem Weltmarkt, behaupten sie. Eine Loslösung von russischem Gas könne schon bald erfolgen. Doch jetzt spricht der erste Wirtschafts-Boss Klartext: BASF-Chef Martin Brudermüller hat für den Fall eines Importstopps oder längerfristigen Ausfalls von Gas- und Öllieferungen aus Russland vor beispiellosen wirtschaftlichen Schäden für Deutschland gewarnt.

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Staat kann Gasmangel nicht mit Subventionen auffangen

„Das könnte die deutsche Volkswirtschaft in ihre schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen“, sagte Brudermüller der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Vor allem für viele kleine und mittelständische Unternehmen wäre dies aus seiner Sicht existenzbedrohend.

Forderungen nach einem europäischen Energie-Importboykott gegen Russland wies der BASF-Chef zurück: „Wollen wir sehenden Auges unsere gesamte Volkswirtschaft zerstören? Das, was wir über Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben? Ich glaube, ein solches Experiment wäre unverantwortlich“, sagte Brudermüller. Die Risiken eines Boykotts würden von vielen Bürgern in Deutschland unterschätzt.

Ein vollständiger Verzicht auf russische Erdgaseinfuhren sei in Deutschland erst mittelfristig möglich. „Wenn wir uns beeilen, dann können wir das in vier bis fünf Jahren hinbekommen“, sagte der BASF-Chef. Andere Energieimporte, etwa von Flüssiggas aus den USA, könnten „nicht auf Knopfdruck“ erhöht werden.

Dem Nachrichtenmagazin ‘Focus’ sagte Brudermüller, über Subventionen oder Finanzhilfen könne man die Folgen eines Gasmangels nicht abfangen - solch hohe Summen könne der Staat gar nicht leisten: „Die Dimensionen, über die wir hier reden, sind noch viel größer als bei Ausbruch der Corona-Pandemie.“ Der BASF-Chef fürchtet Einschnitte bei der Produktion - auch im größten Werk am Hauptsitz: „Ab einem gewissen Punkt, können Sie einen Standort wie Ludwigshafen nicht mehr betreiben.“ Das träfe nicht nur 40 000 Mitarbeiter. „Wir stellen Produkte her, die am Anfang der Wertschöpfungskette stehen“, sagte Brudermüller. „Da hängt am Ende die Versorgung mit täglichen Gütern von Lebensmitteln bis hin zu Medikamenten dran.“ (dpa/aze)

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