Energieexperte: Was sie taugen und wie viel Strom eingespart werden kann
Balkonkraftwerk: Discounter haut Mini-Solaranlagen für unter 500 Euro raus
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von Laura Maria Weber
Sie werden immer beliebter und jetzt sogar auch etwas erschwinglicher – Mini-Solaranlagen für den Balkon. Gerade in Zeiten von hohen Energiekosten können die sogenannten Balkonkraftwerke das Portemonnaie mittelfristig etwas entlasten. Das Praktische: Nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieter können sich eine Mini-Solaranlage für Zuhause anschaffen – und das wird jetzt deutlich günstiger als bisher. So bietet der Discounter Netto gerade Mini-Kraftwerke für unter 500 Euro an. Aber was eine solche Balkon-Solaranlage taugt und wie viel Geld damit eingespart werden kann, erklärt Benjamin Weigl, Energieexperte vom Online-Finanzratgeber Finanztip, im RTL-Interview.
Wie viel Strom eine solche Mini-PV-Anlage produzieren kann und wie die Ersparnisse auch für Mieter aussehen – mehr dazu im Video.
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Balkonkraftwerk für weniger als 500 Euro?
499,99 Euro – mit diesem Discounterpreis wirbt Netto auf seiner Webseite für das Balkonkraftwerk der Marke Vale. Das Mini-Solarkraftwerk soll es nur online bestellbar zu diesem Preis geben und eine „steckerfertige und einfache Installation“ bieten. Doch was genau steckt hinter dem Angebot für Verbraucher? Klar ist: Mit knapp 500 Euro gehört es zu einem der günstigsten Angebote für ein Balkonkraftwerk auf dem Markt – das bestätigt auch Energieexperte Benjamin Weigl auf RTL-Anfrage.
„Zunächst fällt der Preis ins Auge, der ist mit knapp 500 Euro tatsächlich sehr günstig für ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter, der bis zu 600 Watt leistet. Der Wirkungsgrad wird mit bis zu 21 Prozent angegeben, das ist ein ganz guter Wert“, erklärt der Experte auf Basis der Informationen, die auf der Netto-Webseite zur Verfügung gestellt werden.
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Klar sei aber: Bei einer teilweisen Verschattung müsse man davon ausgehen, dass die Leistung der Photovoltaikmodule rapide abfalle. Aufgepasst, heißt es hier auch beim Thema Garantien.
„Die Solarmodule haben 15 Jahre Produktgarantie und 25 Jahre Leistungsgarantie, andere Hersteller bieten hier auch mal 25 Jahre Produktgarantie und 30 Jahre Leistungsgarantie. Ähnlich beim Wechselrichter: Der hat immerhin zehn Jahre Garantie, anderswo bekommt man oft zwölf Jahre“, so der Experte. Im Schadensfall müsse man sich in der Regel direkt an den Hersteller wenden.
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Macht es Sinn, solche Anlagen beim Discounter zu kaufen?
Gerade was den Preis betrifft, sei das Balkonkraftwerk vom Discounter attraktiv, vergleichbare Sets würden anderswo oft 700 bis 1.000 Euro kosten, ordnet der Energieexperte ein. Aber es gebe auch Nachteile:
- Dem Set von Netto fehlt das abgestimmte Montagematerial. Eine sichere Montage ist sehr wichtig. Schon ein einzelnes Solarmodul wiegt 21 Kilogramm und muss jederzeit Wind und Wetter standhalten können – der Käufer ist in dem Fall selbst verantwortlich.
- Im Gegensatz zu spezialisierten Onlinehändlern kann fachliche Hilfestellung im Problemfall vom Discounter kaum erwartet werden.
- Das Balkonkraftwerk wurde nicht nach dem Sicherheitsstandard der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) zertifiziert, was Finanztip für sinnvoll halten würde.
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Energieexperte: So viel Geld können Verbraucher mit einer Anlage sparen
Wie viel Strom kann damit produziert werden? Dazu erklärt Benjamin Weigl im RTL-Interview: „Im Optimalfall kann ein Balkonkraftwerk mit einem 600 Watt Wechselrichter rund 600 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr erzeugen. Dafür benötigt man einen sonnigen Standort, Süd-Ausrichtung und eine Neigung von rund 35 Grad zur Sonne, vom Boden aus gemessen.“ Unter diesen Bedingungen könnte solch eine Anlage jährlich Strom im Wert von 210 Euro erzeugen (bei einem Strompreis von 35 Cent/kWh), so der Experte weiter.
Klar sei aber auch: Man werde nur einen Teil des erzeugten Stroms selbst nutzen können, denn der Strom werde nicht gespeichert, sondern könne nur in dem Moment verbraucht werden, wenn die Sonne scheint und die Mini-PV-Anlage Strom produziert.
Deshalb der Tipp vom Energieexperten: Es lohnt sich ein „großes Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen im Regelfall eher für Haushalte mit einem Strombedarf von über 2.500 kWh pro Jahr. Ist der Strombedarf niedriger, ist ein Solarmodul mit einem 300-Watt-Wechselrichter oft ausreichend und wirtschaftlicher.“ Damit könne man etwa 50 bis 100 Euro der Stromkosten pro Jahr einsparen, ein großes System beschere oft eine Einsparung von 100 bis 200 Euro.
Balkonkraftwerke können sich Verbraucher fördern lassen
Allgemein würden sich Balkonkraftwerke in den meisten Fällen in weniger als zehn Jahren amortisieren. Dann hätten sich die Anschaffungskosten durch Ersparnis wieder hereingeholt, erklärt Energieexperte Weigl im RTL-Interview.
In diesem Jahr kann sich eine Anschaffung, laut Finanztip aber besonders lohnen, die Bundesländer bieten dazu ganz unterschiedliche Förderungen an – teilweise gibt es bis zu 500 Euro dazu.
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