Frische Lebensmittel im Internet einkaufenStartet Aldi Süd bald die größte Online-Offensive aller Zeiten?

Eine Filiale von Aldi Süd in Bad Münstereifel. Bei der Kartenzahlung bei Edeka, Aldi, Rossmann und Co. kam es seit Dienstagabend bundesweit zu Störungen. Eine Lösung war zuletzt nicht in Sicht, Kunden mussten in bar bezahlen. (Themenbild, Symbolbild) Bad Münstereifel, 28.05.2022
Aldi Süd könnte bald den Onlinehandel für frische Lebensmittel aufrollen.
Christoph Hardt, picture alliance
von Aristotelis Zervos und Laura Böhnert

Bestellen wir schon bald auch unsere Lebensmittel online? Bislang halten sich die Deutschen zurück, aber ausgerechnet Aldi Süd könnte das Kaufverhalten ändern. Denn der Discounter plant offenbar die größte Online-Offensive der Unternehmensgeschichte.

Aldi plant Webshop für frische Lebensmittel

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, testet Aldi Süd demnächst in den USA einen Webshop für frische Lebensmittel. Bereits im ersten Halbjahr 2023 soll das Angebot dann auch nach Deutschland kommen. Für die Zentrale in Mülheim an der Ruhr hat Aldi Süd bereits rund 50 Stellen für E-Commerce-Spezialisten ausgeschrieben.

Dabei gilt das Online-Geschäft mit Lebensmitteln als riskant. Laut dem Wirtschaftsmagazin Handelsblatt verdient bislang kein Unternehmen mit dem Onlinehandel von Lebensmitteln Geld – nicht ohne Grund. „Wir haben in Deutschland eine unglaublich krasse, gute und einzigartige Struktur von Food-Supermärkten. Das ist der Grund, warum sich bisher Lieferdienste außer in Metropolregionen immer schwergetan haben“, sagt E-Commerce-Experte Marcus Diekmann im Gespräch mit RTL.

Zwar erlösen Aldi und auch Konkurrent Lidl bereits hohe Summen im Onlinehandel, allerdings nicht mit frischen Lebensmitteln. Verkauft werden zum Beispiel Matratzen, Grillgeräte und viele andere Produkte.

Wie löst Aldi die Lieferprobleme der Konkurrenz?

Aldi Süd hat sich zu den Plänen bislang nicht geäußert. Doch offenbar ist es keine Frage mehr, ob das Angebot startet, sondern wann. Für den Onlinehandels-Experten Marcus Diekmann wird es höchste Zeit, dass auch die Discounter mit einem solchen Angebot an den Start gehen: „Wir müssen es ja alleine wegen des demografischen Wandels sowieso tun.“

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Die Entwicklung der Plattform und Aufbau einer Lieferlogistik dürften einen hohen dreistelligen Millionenbetrag kosten, vermutet das „Handelsblatt“. Für den Handelsexperten Diekmann könnte das aber bereits der erste Schritt zum Scheitern sein: „Sie denken jetzt aber wie ein Konzern und probieren mit ihrer massiven Konzernstruktur, so ein neues Thema zu erweitern. Und darum ist es schon von Anfang an nicht rentabel. Sie müssen hier wie ein Start-up denken und es Stück für Stück angehen.“

Vor allem im ländlichen Bereich sieht Diekmann Logistikprobleme, die ohne Kooperationen nicht zu lösen sind: „Solange wir immer den Supermarkt direkt vor der Tür haben, auch in ländlichen Regionen, ist es häufig immer schneller, mal in den Supermarkt zu gehen.“ Aber jede Pizzeria schaffe es auch auf dem Land, mit ein oder zwei Fahrern die Kundinnen und Kunden zu beliefern. Und genau hier sollte auch Aldi Süd seine Lieferpartner suchen.

Wie wird Aldi in Zukunft Deutschland mit frischen Lebensmittel beliefern? Auf die Antwort dürfen wir alle gespannt sein.

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