Chaos am Flughafen Hamburg
Unangekündigter Streik trifft besonders Familien – Reisende stinksauer
„Gestrichen“ steht rot hinter fast jedem Flug auf den Anzeigetafeln am Hamburger Flughafen – gestrichen „die Nase voll“ haben auch viele Reisende!
Der Hamburger Flughafen wurde unangekündigt genau zu Beginn der Frühjahrsferien lahmgelegt. Gerade zehn von geplant 144 Ankünften und 139 Abflügen konnten noch stattfinden. Laut Flughafensprecherin Katja Bromm sind rund 40.000 Passagiere betroffen.
Flughafen: „Das Verhalten der Gewerkschaft Verdi ist ehrenlos”
Eigentlich war ein bundesweiter Warnstreik an 13 deutschen Flughäfen inklusive Hamburg erst für Montag angekündigt gewesen. In Hamburg begann die Aktion jetzt einen Tag früher und mit nur 30 Minuten Vorankündigung an den Flughafen durch die Gewerkschaft Verdi. Man sei entsetzt, wie rücksichtslos Verdi vorgehe, sagt Bromm. „Das Verhalten der Gewerkschaft Verdi ist ehrenlos“, sagt sie und begründet: „Nur in Hamburg beginnen jetzt die Ferien und dennoch wird der Flughafen der Hansestadt heute als einziger bestreikt.“

Für die Urlauber kam die Streikattacke völlig unvermittelt. Familienvater Edgar Leisle berichtet dem Mediendienst Nonstop-News, dass er mit seiner Familie nach Spanien fliegen wollte. „Wir haben einen Direktflug nach Barcelona gebucht und plötzlich ist alles gestrichen, als wir am Flughafen ankommen“, ärgert er sich. Die Airlines seien „schlecht vorbereitet“, findet er. „Es gibt keine Pläne oder irgendwelche Angebote. Jetzt heißt es, dass wir nicht fliegen können.“ Man habe ihm gesagt, er solle abwarten, bis die Emails kämen. Es kämen allerdings keine.
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„Wir haben uns so gefreut, dass es einen Tag eher losgehen sollte, am neunten statt am zehnten“, sagt seine Frau. Ihr täten besonders die vielen betroffenen Kinder leid. „Die haben sich so gefreut. Und jetzt ist alles gestrichen“, sagt sie traurig.
„Warum schon heute? Das ist einfach doof“
Viele Betroffene sind massiv verärgert. „Mein Verständnis für den Streik hält sich in Grenzen“, sagt die Mutter einer schulpflichtigen Tochter. „Ich finde es nicht gut, dass ausgerechnet der Flughafen Hamburg ausgesucht wurde, weil hier die Frühjahrsferien starten.“ Dadurch seien vor allem Familien mit schulpflichtigen Kindern betroffen. Die Familie wollte heute nach Fuerteventura in die Sonne fliegen. „Aber daraus wird jetzt nichts. Unser Flug wurde gestrichen und wir müssen nun abwarten, wie es weitergeht.“
Eine Jugendliche, die mit ihrer Mutter nach Ägypten reisen wollte, sagt, sie sei im Endeffekt nicht wütend, sondern eher traurig, dass sie nicht fliegen könnten. Eigentlich habe doch erst ab Montag gestreikt werden sollen. „Warum schon heute? Das ist einfach doof.“
Tarifstreit „wird auf dem Rücken der Familien ausgetragen“
Auch Norman und Natalya Bade sind betroffen. „Wir gucken gerade, dass wir Alternativen finden und vielleicht nach Amsterdam ausweichen“, so Norman Bade laut Nonstop-News. „Wir haben ja gelesen, dass es kommen soll, aber wir wussten nicht, dass es heute passiert.“ Der unangekündigte Streik geht ihm gegen den Strich. „Ich persönlich bin sauer“, gesteht er. Streik halte er für eine „wichtige Institution und eine wichtige Sache“, aber er versteht nicht, warum nicht rechtzeitig vorher informiert wurde, „sodass Familien die Möglichkeit haben, sich rechtzeitig noch umzusehen und zu schauen, was sie machen. Die Fluggesellschaften hätten genauso gelitten, wenn heute der Streik gestern Abend angekündigt worden wäre“, findet er. Der Tarifkonflikt werde „auf dem Rücken der Familien“ ausgetragen. „Das finde ich persönlich nicht ganz in Ordnung.“

Jetzt will er retten, was zu retten ist. „Es sind Ferien und wir freuen uns alle auf den Urlaub“, sagt er. Der sei ist lange geplant gewesen, deswegen „müssen wir gucken, ob wir es hinkriegen und im Zweifel eine Menge Extrakosten in Kauf nehmen. Wir werden das natürlich versuchen.“
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RTL-Reporterin Susanne Böhm hat am Flughafen österreichische Kollegen getroffen, die beruflich bei einem Konzert in der Hansestadt waren. Sie wollten heute nach Wien zurückreisen, was nun nicht mehr ging. Bei der Airline Eurowings hätten die Österreicher niemand erreicht. Bahnfahren werden schwierig, weil viele Züge ausgebucht seien. Ihnen drohe nun eine umständliche Heimreise, bei der sie mindestens fünfmal umsteigen müssten. (mit dpa)