Jetzt schon an die Zeit nach der Strompreisbremse denken
Musterhaushalt kann bei Strom bis zu 1.000 Euro im Jahr sparen
von Aristotelis Zervos
Noch macht sich die Strompreisbremse auf der Rechnung nicht bemerkbar: Für Gas und Strom zahlen viele Familien über 500 Euro im Monat an ihren kommunalen Versorger, wenn sie ihm die Treue halten. Doch die zahlt sich derzeit nicht aus: Neukunden erhalten bei alternativen Energieversorgern derzeit deutlich günstigere Preise. Ein Vergleich der Anbieter lohnt sich mehr denn je.
Strompreis: Für viele Haushalte könnte die Strompreisbremse verpuffen
Die Deckelung des Strompreises auf 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) wird zwar erst ab März 2023 umgesetzt, aber für die Monate Februar und Januar rückwirkend angerechnet.
Lese-Tipp: Strompreisbremse gilt nicht für Zähler- und Grundpreis
Doch für viele Haushalte könnte die Strompreisbremse verpuffen. Denn Neukunden erhalten derzeit wieder Strompreise für unter 40 Cent pro kWh. Und das liegt an den sinkenden Strompreisen.
Der Strompreis an der Börse ist zuletzt deutlich gefallen. Im Januar 2023 liegt er laut Check24 bislang im Schnitt bei 98 Euro pro Megawattstunde. Im Dezember 2022 kostet eine Megawattstunde Strom noch 244 Euro – ein Minus von 60 Prozent.
Das Problem für Verbraucherinnen und Verbraucher: Der sinkende Strompreis wird in vollem Umfang erst mit Verzögerung bei ihnen ankommen. „Viele Versorger, vor allem die Grundversorger, kaufen zumindest einen Teil ihrer Strommengen sehr langfristig ein. So entstehen je nach Einkaufsstrategie sehr unterschiedliche Kaufzeitpunkte für die Versorger und entsprechend müssen sie zu unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedliche Preise an ihre Kundinnen weitergeben. So kann es auch dazu kommen, dass die Börsenstrompreise bereits sinken, Versorger aber Preiserhöhungen durchführen“, erklärt Edgar Kirk von Check24 die derzeitige Lage am Energiemarkt.
Trotz Strompreisbremse 118 Euro zusätzlich durch Anbieterwechsel sparen
Als die Strompreise im letzten Jahr durch die Decke gingen, konnten vor allem die kommunalen Grundversorger mit ihren stabilen Tarifen punkten. Doch das hat sich jetzt komplett geändert. "Noch vor ein paar Wochen war es in fast ganz Deutschland so, dass die Grundversorgungstarife die günstigsten Tarife am Markt waren. Das hat sich durch die zahlreichen Preiserhöhungen der Grundversorger jetzt wieder geändert", sagt Dr. Jörg Heidjann, Energieexperte vom Vergleichsportal Stromauskunft.
Eine Berechnung von Check24 zeigt: Ein Musterhaushalt (z. B. eine vierköpfige Familie) zahlt für 5.000 Kilowattstunden (kWh) in der Grundversorgung bei seinem kommunalen Energieanbieter durchschnittlich 2.428 Euro im Jahr für Strom. Greift die Strompreisbremse mit einer Deckelung des Strompreises auf 40 Cent/kWh, werden immer noch 2.158 Euro fällig. Immerhin bringt die Strompreisbremse eine Entlastung von 270 Euro.
Doch es geht noch günstiger. Laut Check24 kostet die gleiche Menge Strom bei den zehn günstigsten Alternativversorgern 2.040 Euro. Die Strompreisbremse ist hier schon berücksichtigt. Der Wechsel bringt damit eine zusätzliche Ersparnis von 118 Euro.
Kosten Grundversorgungstarife ohne Preisbremse | 2.428 Euro |
Kosten Grundversorgungstarife mit Preisbremse | 2.158 Euro |
Entlastung durch Preisbremse | 270 Euro |
Kosten Alternativtarife mit Preisbremse: | 2.040 Euro |
Zusätzliche Ersparnis durch Wechsel zum Alternativversorger | 118 Euro |
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Vergleich zwischen Rheinenergie und Vattelfall: Musterhaushalt kann fast 1.000 Euro im Jahr sparen
Und es geht noch günstiger. Beispiel Köln: Im Tarif FairRegio Strom basis des kommunalen Anbieters Rheinenergie zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit (Stand 25. Januar) einen Arbeitspreis von 54,98 Cent pro kWh. Beim alternativen Anbieter Vattenfall kostet die Kilowattstunde Strom 35,07 Cent. Das sind fast 20 Cent Unterschied für jede Kilowattstunde.
Ein vierköpfiger Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh würde beim Wechsel des Anbieters ohne Berücksichtigung der Strompreisbremse 995 Euro im Jahr sparen. Berücksichtigt man die Strompreisbremse, sind es immer noch über 30 Euro Ersparnis im Monat.
Und bei möglichen Wechselgedanken sollte man nicht unbedingt auf die Strompreisbremse setzen. Denn die gilt nur bis einschließlich April 2023. Danach wird wieder der volle Arbeitspreis berechnet.
Wer also jetzt schon wechselt, spart auch bis April ordentlich Geld – und danach noch viel mehr.
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