Immer noch Streit um hohe Preise mit Herstellern

Rewe zieht Bilanz: Eigenmarken "explodieren", leere Regalen bleiben Ausnahme

Uwe Zucchi
Fahnen mit dem Logo des Lebensmitteleinzelhändlers Rewe wehen vor einer Filiale. Foto: Uwe Zucchi/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Der Supermarkt-Riese Rewe lässt das Jahr 2022 mit gemischten Gefühlen hinter sich: Die Umsätze sind stark gestiegen, die Gewinne nicht. Warum es im Jahr 2023 keine leeren Regale mehr geben soll und wie sich das Einkaufsverhalten der Kunden geändert hat.

Supermärkte verhandeln weiter hart mit Markenherstellern

Im Lebensmittelhandel dauert der Preisstreit zwischen Händlern und Markenherstellern an. „Es gibt nach wie vor extrem viele Preiserhöhungen“, sagte Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog bei der Präsentation der Jahresbilanz der Rewe-Gruppe. Zum Teil sei die Höhe der Preisforderungen für den Händler unverständlich.

Allerdings würden die Konflikte nicht mehr ganz so erbittert ausgetragen wie noch vor einigen Monaten, so dass es nicht mehr so schnell zu Lücken in den Regalen komme.

Rewe-Chef Lionel Souque rechnet damit, dass die Preissteigerungen in den Supermärkten in den kommenden Monaten nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. Bei einigen Rohstoffen wie Sonnenblumenöl oder Weizen seien die Preise bereits wieder deutlich gesunken, bei anderen wie Zucker oder Reis bewegten sie sich weiter auf hohem Niveau.

Wegen längerlaufender Verträge werde es ein bisschen dauern, bis die gesunkenen Großhandelspreise bei den Kunden ankämen.

Allein in Deutschland habe Rewe im Jahr 2022 einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, um die Preissprünge in Grenzen zu halten.

Die Preissteigerungen in den Rewe-Regalen hätten mit 7,3 Prozent deutlich unter der vom Statistischen Bundesamt ermittelten Inflation bei Nahrungsmitteln von 13,4 Prozent gelegen.

Rewe-Chef Souque betonte allerdings auch, dass ein derartiges Abfedern inflationsbedingter Entwicklungen für Rewe nur vorübergehend zu leisten sei.

„Eigenmarken explodieren zum Teil

Die Preissteigerungen haben laut den Rewe-Managern auch zu Änderungen im Einkaufsverhalten geführt. „Eigenmarken explodieren zum Teil“, sagte Rewe-Einkaufschef Moog.

In einzelnen Sortimentsbereichen sei der Umsatz der Eigenmarken um mehr als 50 Prozent gewachsen. Die Kunden lassen in diesen Bereichen die als besonders teuer wahrgenommenen Markenprodukte eher in den Regalen liegen.

Angesichts der hohen Inflation hielten sich Verbraucher zudem bei Fleisch- und Wurstwaren zurück und reagierten sensibler auf Preiserhöhungen bei Bio-Lebensmitteln.

Die Entwicklung im Lebensmittelhandel waren aus Sicht des Unternehmens nicht ganz so erfreulich. In Deutschland etwa stiegen die Umsätze in dem Bereich um 6,8 Prozent auf 37,8 Milliarden Euro. Damit fiel das Wachstum geringer als die Preissteigerung aus.

Auch der Gewinn war rückläufig. Der Jahresüberschuss des Rewe-Konzerns - also ohne die in den Zahlen der Rewe-Gruppe berücksichtigten selbstständigen Rewe-Händler und ohne Beteiligungsunternehmen - lag mit 503,5 Millionen Euro um ein Drittel unter dem Vorjahresniveau.

Ein Grund sei, dass der Konzern die Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen, Personal und Logistik nicht voll an seine Kunden weitergegeben habe, betonte Souque. «Wir haben unsere Kunden 2022 nicht ohne Schirm im Inflationsregen stehengelassen.»)

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Umsatz der Rewe Group steigt um 10,4 Prozent

Im vergangenen Jahr steigerte der Kölner Handelsriese seinen Umsatz insgesamt um 10,4 Prozent auf fast 85 Milliarden Euro. Ein Großteil des Wachstums sei auf die Inflation zurückzuführen, sagte Souque. Außerdem habe der Konzern davon profitiert, dass sich das Touristikgeschäft nach den dramatischen Einbußen während der Pandemie wieder erholt habe.

Die Umsätze der Reisesparte, zu der Marken wie Dertour, ITS, Kuoni und Jahn-Reisen gehören, waren 2022 mit 5,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie im Corona-Jahr 2021 und erreichten damit wieder das Vor-Pandemie-Niveau.

Nach einem Verlust von rund 400 Millionen Euro 2020 und 200 Millionen Euro 2021 schrieb die Touristiksparte im vergangenen Jahr wieder eine „rote Null“ und soll in diesem Jahr wieder in die Gewinnzone zurückkehren. (dpa/aze)

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