Nur noch Nudeln mit Ketchup?

Jeder elfte Deutsche bekommt nicht täglich volle Mahlzeit

Hungriges Kind beim Spaghetti essen mit Tomatensauce beim Abendessen
Fast jede Alleinerziehende kann sich jeden zweiten Tag keine vollwertige Mahlzeit leisten.
Zoonar | Robert Kneschke, picture alliance

Ohne vollwertige Mahlzeit auskommen – das ist für 11,4 Prozent der Deutschen jeden zweiten Tag der Fall. Wie Politiker jetzt die hohen Lebensmittelpreise ausbremsen wollen.

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Jeder zehnte Deutsche kann sich regelmäßig keine warme Mahlzeit leisten

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, können sich 11,4 Prozent der Deutschen jeden zweiten Tag keine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch leisten. Sie können auch eine gleichwertige vegetarische Mahlzeit nicht bezahlen, wie aus aktuellen Eurostat-Daten für das Jahr 2022 hervorgeht.

Konkret abgefragt wurde die „finanzielle Unfähigkeit, sich jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch (oder eine entsprechende vegetarische Mahlzeit) zu leisten“.

Dabei spielen offenbar auch die hohen Lebensmittelpreise eine entscheidende Rolle. Waren es im Jahr 2021 noch 10,5 Prozent, die sich regelmäßig keine warme Mahlzeit leisten konnten, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 11,4 Prozent. Das sind rund 10 Millionen Menschen.

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Die Zahlen wurden nach einer Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion beim Statistischen Bundesamt herausgegeben.

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"Je höher die Preise, desto höher die Nudeln-mit-Ketchup-Quote"

Besonders hart trifft es Alleinerziehende. Laut der Umfrage sind 19,3 Prozent nicht in der Lage, sich alle zwei Tage mit Fleisch oder Fisch oder einer gleichwertigen vegetarischen Mahlzeit zu ernähren. Im Jahr 2021 waren es noch 16,7 Prozent.

„Armut und Inflation zeigen sich auch an diesen Zahlen. Wieder sind Kinder besonders betroffen. Bei Alleinerziehenden fehlt bei jedem Fünften das Geld für gute Mahlzeiten“, sagt Linken-Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch auf RND-Anfrage.

Außerdem kritisiert er Bundesernährungsminister Cem Özdemir: Der spreche oft über gesundes Essen, über den Zusammenhang von Armut und schlechter Ernährung spreche er kaum.

Der Linken-Politiker knöpft sich auch die Hersteller und Supermarktketten vor: „Nichts hat die Bundesregierung gegen die Preisexplosionen bei Lebensmitteln getan. Der Supermarkt ist zum Hort des Abkassierens geworden. Je höher die Preise, desto höher die Nudeln-mit-Ketchup-Quote.“

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Bartsch fordert deshalb die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf null: „Wir brauchen mindestens eine zeitweise Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, konsequente staatliche Preiskontrollen bei den Supermarktkonzernen und die Einführung einer echten Kindergrundsicherung.“ (aze)

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