Weltweit 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Automobilzulieferer Dr. Schneider ist insolvent

Die Dr. Schneider Unternehmensgruppe aus Franken will sich mit Hilfe eines Insolvenzverfahrens sanieren. Das 1927 gegründete Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Gehälter für drei Monate sicher
Die Geschäftsführung von Dr. Schneider hat für die deutschen Gesellschaften der Gruppe am Mittwoch, den 07. September 2022 einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Coburg eingereicht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das zuständige Amtsgericht Coburg Rechtsanwalt Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck und Partner. „Die Produktion geht in vollem Umfang weiter“, betonte Exner. „Sämtliche Verpflichtungen gegenüber den Kunden werden weiter in vollem Umfang erfüllt.“
Im Stammwerk Kronach-Neuses wurde die Belegschaft am Mittwochnachmittag von der Geschäftsführung, von den Gesellschafterinnen und vom Insolvenzverwalter über das am Vormittag eingeleitete Insolvenzverfahren informiert. Die Löhne und Gehälter der rund 2.000 Beschäftigten sind für drei Monate nebst den tariflichen Zulagen über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit in vollem Umfang abgesichert.
Derzeit kümmert sich Exner um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, damit das Geld pünktlich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgezahlt werden kann. Exner hat seit seiner Bestellung am Nachmittag bereits direkten Kontakt mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten des Unternehmens aufgenommen, die bereits ihre Unterstützung signalisiert haben. Auch mit der Arbeitnehmervertretung des Betriebsrates an den deutschen Standorten stehen die Geschäftsführung und der vorläufige Insolvenzverwalter in engem Kontakt.
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2.000 Beschäftigte in Deutschland von Insolvenz betroffen
Das 1927 gegründete Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 4.000 Mitarbeiter. Rund 1.400 Beschäftigte arbeiten am Stammsitz im fränkischen Neuses bei Kronach.
Auch im thüringischen Judenbach gibt es eine Produktionsstätte. Die Unternehmensgruppe hat ferner Werke in China, Polen, Spanien und den USA.
Für das vergangene Jahr beziffert das Unternehmen seine Erlöse auf 451 Millionen Euro. Zu den Kunden gehören unter anderem die Autobauer Audi, BMW, Daimler, Ferrari, Jaguar Toyota und Volvo. Zum Portfolio zählen den Angaben zufolge Belüftungssysteme, Dekorblenden, Verkleidungen und Anbauteile sowie Ablagesysteme und Mittelkonsolen.
Insolvenz angemeldet haben jeweils nur die deutschen Gesellschaften der Gruppe. Die eigenständigen Gesellschaften in den USA, China, Spanien und Polen sind nicht von der Insolvenz betroffen. In den nächsten Tagen wird sich der vorläufige Insolvenzverwalter ein exaktes Bild von der wirtschaftlichen Lage machen und alle Sanierungsoptionen prüfen. Denkbar sind eine Investorenlösung oder auch ein Insolvenzplan, d.h. eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Welcher Weg erfolgsversprechend ist, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. „Dr. Schneider gehört zu den Marktführern für Produkte im Fahrzeuginnenraum und hat erstklassige Kundenbeziehungen mit nahezu allen führenden Automobilherstellern“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. „Insofern sehe ich grundsätzlich gute Chancen für eine Sanierung“. (aze)
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