Kein Vorbild für Wärmewende?
Ausgerechnet der Staat verbaut noch Öl- und Gasheizungen in eigenen Gebäuden

Der Ärger um Wärmewende und Heizungstausch geht weiter. Jetzt kommt raus: Ausgerechnet der Bund verbaut vereinzelt noch Öl- und Gasheizungen in seinen Immobilien. Auch blöd: Der CO2-Ausstoß in den Gebäuden des Bundes konnte kaum gesenkt werden.
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CO2-Ausstoß in Bundesimmobilien nicht gesunken
Nach einer Anfrage der Linken räumt das Finanzministerium ein: Trotz der von der Ampel-Koalition angepeilten Wärmewende sind in 28 Gebäuden des Bundes seit Anfang 2022 noch Öl- und Gasheizungen eingebaut worden.
Die Bundesanstalt für Immobilien, die dem Bundesfinanzministerium unterstellt ist, verwaltet rund 19.000 Gebäude. Die Ministerien in Berlin und Bonn werden grundsätzlich mit Fernwärme versorgt, heißt es in der Regierungsantwort.
Daraus geht auch hervor: Der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids aus den Bundesgebäuden ist in den vergangenen Jahren nicht gesunken. Für 2018 wird eine Summe von insgesamt 723.189 Tonnen CO2 genannt; 2021 waren es rund 784.634 Tonnen. Der Ausstoß schwankt allerdings je nach Wetterlage und lag zum Beispiel 2020 mit rund 820.544 Tonnen zeitweise noch höher.
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Kritik an Bundesregierung: Kein Vorbild für Wärmewende
Auch für das Gebäude des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz an der Berliner Scharnhorststraße ergibt sich aus den Zahlen kein positiver Trend: 2018 lag der CO2-Ausstoß bei 40,35 Tonnen, 2021 waren es 40,97 Tonnen, wie aus den Regierungsangaben hervorgeht.
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch, der die Anfrage gestellt hatte, kritisierte den Stand: „Die Bundesregierung ist kein Vorbild bei der Wärmewende. Es ist unglaubwürdige Politik, von Privathaushalten Ökoheizungen zu verlangen und gleichzeitig in Bundesimmobilien weiterhin Öl- und Gasheizungen einzubauen.“
Bei den Beratungen über das Gebäudeenergiegesetz müsse mehr über öffentliche Gebäude gesprochen werden, forderte Bartsch. „Ich erwarte vom Wirtschaftsminister einen Sonderplan Bundesimmobilien, der die Wärmeversorgung der Gebäude in Bundesbesitz schnellstmöglich auf Erneuerbare umstellt, um zügig klimaneutral zu werden.“ Und das könnte auch Vorbildwirkung für das gesamte Land haben.
Das Kanzleramt soll übrigens bis Ende des Jahres an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Noch verrichtet eine Ölheizung den Job. (dpa/aze)
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