Plakat-Aktion gegen Ekel-Toiletten

Wie die Autobahn-Südwest gegen Klo-Ferkel vorgeht

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Muss das sein? Nein, findet Christine Baur-Fewson: Auf ihrer Autobahn sollen die Toiletten wieder sauberer werden.
dpa
von Amina Gall

Einfach ekelhaft!
Das haben wir uns sicher alle schon mal gedacht, wenn bei der Fahrt über die Autobahn die Natur ruft. Oft sind die Toilettenhäuschen an den Rastplätzen komplett vermüllt und verdreckt. Damit soll Schluss sein, findet die Direktorin der Autobahn-Südwest – und konfrontiert die Übeltäter mit ihren Taten.

Hier will sich niemand erleichtern

Kennt ihr das vielleicht auch? Bei einer langen Autofahrt wartet man lieber auf die nächste Raststätte, als eine der Autobahn-Toiletten zu verwenden, auch wenn’s noch so dringend ist – einfach, weil man weiß: Da drin sieht es mehr als nur unappetitlich aus.

Was man als Autofahrer oft gut umgehen kann, ist für die Mitarbeiter der Autobahn allerdings Alltag: „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen das wieder wegputzen, das ist für mich eine Art von Körperverletzung jemanden da reinzuschicken“, sagt Christine Baur-Fewson, Direktorin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest. „Das macht mich dann schon echt sauer!“

Kotverschmierte Toilette und Fäkalien im Gebüsch

Es muss sich also dringend was ändern. Die Autobahn-Südwest will jetzt mit einer Plakat-Aktion die Toilettenbesucher sensibilisieren. Darauf abgedruckt: Echte Fotos der Toiletten – in dem Zustand, in dem sie zurückgelassen wurden. Darüber die Worte „Muss das sein?“.

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So bitte nicht! Eins der Ekelbilder aus den Toiletten an der Autobahn.
Autobahn GmbH Südwest

Der Auslöser der Aktion war ein Foto, das Baur-Fewson zugeschickt wurde: „kotverschmiert, die komplette Kabine“, sagt sie. Dass es so nicht weitergehen kann, ist klar. Zumal sich die Verschmutzung oftmals nicht nur auf die Toiletten beschränkt. Auch auf den Grünflächen finden die Mitarbeiter der Autobahn immer wieder Fäkalien. „Das ist natürlich sehr ekelhaft“, sagt Michael Gruber, Leiter der Autobahnmeisterei Ludwigsburg. Zumal seine Mitarbeiter die Grünflächen instand halten müssen, mit Rasenmähern und Motorsägen. „Und dabei kommt es schon mal des Öfteren vor, dass die Leute wirklich Fäkalien an Kleidung und Gesicht abbekommen.“ Obendrauf kommt dann noch der Müll, der illegal in den Mülleimern an den Rastplätzen entsorgt wird: „Es werden ganze Hauseinrichtungen in Nacht und Nebelaktionen abgelegt“, sagt Gruber.

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Plakat-Aktion erst nur im Raum Stuttgart

Dreimal täglich, sieben Tage die Woche würden die Toiletten gesäubert, sagt Baur-Fewson. Das koste im Jahr drei Millionen Euro. „Nach der Reinigung ist es natürlich sauber“, sagt sie, aber je nachdem wer dort anhält, wird aus einer sauberen Toilette schnell eine Vollkatastrophe. „Man hat das Gefühl, als wären die Toiletten monatelang überhaupt nicht gesäubert worden“, sagt ein Reisender, der an einer der Rastplatz-Toiletten angehalten hat.

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Der Großteil der Reisenden verhalte sich gut, glaubt Baur-Fewson. Bei ihnen wolle sie sich bedanken. Was die anderen angeht, hofft sie, dass die Schock-Fotos auf den Plakaten Wirkung zeigen und die Reisenden sensibilisieren. „Wir sind bewusst auch mit einem ekelhaften Foto an die Presse herangetreten“, sagt Gruber. Er erhofft sich Verständnis von den Reisenden – und Wertschätzung für die Arbeit, die seine Kollegen „zum Wohle der Allgemeinheit hier ausüben“. Die Plakate seien aber nicht die einzige Strategie, um für sauberere Toiletten zu sorgen. „Wir wollen noch andere Dinge machen, aber es ist ein Baustein”, sagt Baur-Fewson. Sie hofft, dass dieser Teil der Strategie eine erste Wirkung zeigt.

Fürs Erste sollen die Plakate nur im Raum Stuttgart hängen. Wenn die Aktion funktioniert, sollen die Plakate im gesamten Raum der Autobahn-Südwest aufgehängt werden – also beinahe in ganz Baden-Württemberg und Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen. (mit dpa)