Viel zu teuer!

Nachfrage nach Studienkrediten sinkt – wie man sich die Uni trotzdem leisten kann

Studenten sitzen in einem Hörsaal.
Wer in einem Hörsaal sitzen will, muss es sich leisten können. Studienkredite sind dafür eine Möglichkeit, aber mittlerweile recht teuer.
Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild
von Amina Gall

Studieren ist teuer!

Laptop, Bücher, Busticket, Wohnung, Essen, … da kommt einiges zusammen. Eine Möglichkeit der Finanzierung sind Studienkredite. Die werden aber immer weniger genutzt. Warum das so ist und welche anderen Möglichkeiten man zur Studienfinanzierung hat.

Studienkredite sind mittlerweile ein „Nischenprodukt“

Immer weniger Studierende greifen für die Finanzierung ihres Studiums auf einen Studienkredit zurück. Das geht aus einer Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor. Im letzten Jahr wurden demnach 30 Prozent weniger Neuverträge abgeschlossen als im Jahr davor. Schaut man sich die Entwicklung im Vergleich der letzten zehn Jahre an, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Kredite sogar um fast 72 Prozent gesunken. „Der Markt für Studienkredite verliert weiter dramatisch an Bedeutung, Studienkredite entwickeln sich in Richtung eines Nischenproduktes“, sagt Studienautor Ulrich Müller.

Der Grund: hohe Zinsen. Der Marktführer KfW verlangt aktuell 7,51 Prozent Zinsen. Zwischenzeitlich lag er sogar über neun Prozent. Das sei kein attraktives Angebot, sagt Müller. Bei der staatseigenen Förderbank hieß es dazu, der KfW-Studienkredit sei kein klassisches Förderprodukt, sondern ein von der KfW eigenfinanziertes Angebot. „Die KfW macht mit dem Studienkredit keinen Gewinn, sondern deckt exakt die Kosten inklusive der Ausfallrisiken und Bearbeitungskosten ab.“

Kreditnehmerin bereut es heute

Aber auch Menschen, die zu besseren Zinszeiten eingestiegen sind, zahlen mittlerweile diese hohen Zinsen, wenn sie keinen Festzins vereinbart haben. So geht es auch Maria (33). Die junge Mutter hat 2011 angefangen zu studieren und ihn für ihr Bachelor- und Masterstudium bezogen. Insgesamt hat sie über diesen Zeitraum etwa 40.000 Euro ausbezahlt bekommen. Zusätzlich hat sie während ihres Studiums gejobbt, um sich zu finanzieren. Seit 2018 zahlt sie den Kredit ab.

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„Es gibt zwei Sachen, die ich im Leben bereue, das eine ist, diesen Kredit aufgenommen zu haben“, das andere sei, sich gegen einen Festzins entschieden zu haben. Maria war die erste in ihrer Familie, die studiert. Sie und ihre Eltern seien in der Situation überfordert gewesen, der Studienkredit – damals noch mit sehr niedrigen Zinsen – sei überall angepriesen worden. Als junge Studentin sei ihr nicht bewusst gewesen, dass die Zinsen derart explodieren können.

Woran es ihrer Meinung nach fehlt: mehr Informationen, nicht erst zum Studienbeginn, sondern auch schon während der Schulzeit. „Mittlerweile gehen so viele Menschen aufs Gymnasium, die nicht unbedingt aus Akademikerfamilien kommen“, sagt sie. Genau dort sollte Beratung angeboten werden – auch für Eltern. Ein breiter gestreutes Informationsangebot während des Studiums könne auch helfen, meint sie, denn auch über Stipendien können sich Studierende finanzieren, selbst ohne 1,0-Notenschnitt.

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Kredit sollte letzte Lösung sein

Die aktuell hohen Zinsen sind vor allem für Studierende ein Problem, die keine andere Möglichkeit zur Finanzierung haben. „Ein Studienkredit sollte ohnehin immer die letzte aller Möglichkeiten sein. Vorher sollten alle anderen Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden, die zur Verfügung stehen, wie ein Nebenjob, Stipendien, BAföG oder die Unterstützung der Eltern“, rät Studienfinanzierungs-Experte Ulrich Müller vom CHE. Damit ihr wisst, ob ein Studienkredit für euch infrage kommt und welche anderen Möglichkeiten ihr habt, helfen diese Angebote:

  • Wenn die Eltern das Studium nicht finanzieren können, haben Studierende in der Regel ein Anrecht auf Bafög. Welche Voraussetzungen ihr erfüllen müsst und mehr Infos findet ihr auf bafög.de.

  • Ein Job neben dem Studium kann zwar in den meisten Fällen nicht für den gesamten Lebensunterhalt sorgen, aber auf jeden Fall helfen. Dabei sind bestimmte Grenzwerte zu beachten, besonders, wenn Studierende auch Bafög erhalten. Infos dazu erhaltet ihr bei den Studierendenwerken und der Agentur für Arbeit, natürlich auch online.

  • Für Studierende, deren Eltern keine Akademiker sind, setzt sich die Organisation Arbeiterkind.de ein. Dort erhaltet ihr viele Infos rund um Finanzierungsmöglichkeiten im Studium.

  • Stipendien sind eine weitere Möglichkeit, sich während des Studiums zu finanzieren. Die werden nicht nur an besonders begabte Studierende mit überdurchschnittlichen Noten vergeben, sondern zum Beispiel auch an Menschen, die sich sozial engagieren oder Leistungssport betreiben. Vergeben werden sie unter anderem von religiösen Organisationen, Konzernen oder politischen Parteien. Eine Übersicht findet ihr zum Beispiel auf studieren.de.